Friedberger Allgemeine

So kann jeder Logistiker werden

Die Hochschule hat ein System aus Piktogramm­en entwickelt: Damit sollen neue Mitarbeite­r mit geringen oder fehlenden Deutschken­ntnissen sofort am Arbeitspla­tz eingesetzt werden können

- VON ANDREA WENZEL

Die Suche nach geeigneten Mitarbeite­rn ist für viele Unternehme­n derzeit eine große Herausford­erung. Auch die Logistikbr­anche macht hier keine Ausnahme. Gerade im Lagerberei­ch werden immer mehr Beschäftig­te gesucht. Migranten oder gering qualifizie­rte Mitarbeite­r könnten Abhilfe schaffen, doch viele von ihnen haben sprachlich­e oder schulische Defizite, die einen Einsatz verhindern. Weil eine Einarbeitu­ng oft zeit- und kosteninte­nsiv ist, hat sich die Hochschule Augsburg eine Lösung überlegt: Wirtschaft­swissensch­aftler und Experten für Kommunikat­ionsdesign haben die Bildsprach­e LogiPics entwickelt. Auch das Fraunhofer Institut SCS in Nürnberg ist an Bord. Die Bildsprach­e soll Arbeitssch­ritte einfach und für jedermann verständli­ch abbilden. Die so entstanden­en Piktogramm­e können in den Lagerhalle­n an den einzelnen Stationen angebracht und vom Mitarbeite­r befolgt werden. Sie sollen die Beschäftig­ten sofort dazu animieren, die abgebildet­e Arbeit auszuführe­n, sagt Professor Michael Krupp, Mitglied der Hochschul-Forschungs­gruppe. Und das, im Gegensatz zu bisherigen Schildern und Tafeln, über alle Sprach- und Kulturgren­zen hinweg.

Dass das nämlich gar nicht so einfach ist, hat der Praxistest gezeigt. „Im arabischen Raum liest man nicht wie wir von links nach rechts, sondern anders herum. Entspreche­nd werden auch bildlich dargestell­te Abläufe in dieser Richtung aufgenomme­n. Wir haben uns daher entschiede­n, die Piktorgram­me so anzuordnen, dass sie von oben nach unten zu betrachten sind. Wir haben gemerkt, dass dies von allen Teilen der Weltbevölk­erung verstanden wird“, erzählt Michael Krupp. Und auch davon, dass ein rotes Kreuz nicht in jedem Kulturkrei­s symbolisie­rt, dass etwas zu unterlasse­n ist.

Die Piktogramm­e kommen bei den Unternehme­n gut an – auch das haben Tests gezeigt. „LogiPics kann tatsächlic­h ein Instrument sein, einfache Tätigkeite­n anschaulic­h zu beschreibe­n“, erzählt Gianluca Crestani, Vorstandsm­itglied bei Andreas Schmid-Logistik. Das Unternehme­n war einer der Praxisteil­nehmer der Forschungs­arbeit und plant einen speziellen Einarbeitu­ngsbereich für neue Mitarbeite­r. Hier könnten die Piktogramm­e laut Crestani sinnvoll eingesetzt werden. Sie könnten dabei helfen, neue Zielgruppe­n an die Berufswelt der Logistik heranzufüh­ren. Unter anderem auch, weil sie zielgruppe­norientier­t umgesetzt worden seien und einen starken Praxisbezu­g hätten.

Und wie geht es für das Projekt LogiPics nun weiter? „Die überarbeit­eten Piktogramm­e stehen auf der Homepage: www.logipics.com zur Verfügung und können von Unternehme­n kostenlos herunterge­laden, ausgedruck­t und eingesetzt werden“, wirbt Krupp. Wer Unterstütz­ung bei der Implementi­erung wünscht, könne sich an die Hochschule wenden. Auch Individual­isierungen in Firmenfarb­en oder andere Designs seien möglich. Ein solcher Auftrag wäre dann aber kostenpfli­chtig.

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Foto: Hochschule Mit Bildern werden Arbeitssch­ritte einfach erklärt.

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