Für Bahnpendler bleibt es schwierig
Die Entscheidung des Freistaats, den Fugger-Express an das britische Unternehmen Go-Ahead zu vergeben, kam überraschend. Die Briten haben in Deutschland keinerlei Referenzen vorzuweisen. 2019 werden sie in Baden-Württemberg das erste Mal im Linienbetrieb unterwegs sein. Mit dem Fugger-Express bekommt GoAhead nun gleich ein wichtiges Streckennetz – das Angebot an den Freistaat muss überzeugend gewesen sein.
Eine Herausforderung für die Engländer wird es sein, genug Personal zu bekommen – ohne Lokführer fahren keine Züge. Grundsätzlich muss ein Eisenbahnunternehmen, das ein Netz von seinem Vorgänger übernimmt, den Mitarbeitern ein Übernahmeangebot machen. Go-Ahead wird daran ein Eigeninteresse haben, weil Lokführer händeringend gesucht werden. Die DB wird hingegen versuchen, ihr Personal zu halten, und beispielsweise Stellen bei der Münchner S-Bahn anbieten.
Die Hoffnung, dass mit einem Betreiberwechsel alle Probleme beseitigt sind, ist illusorisch. Trotz viergleisigen Ausbaus ist die dicht befahrene Strecke Augsburg-München störungsanfällig. Hinzu kommt, dass mit Fertigstellung von Stuttgart 21 samt Neubaustrecke Stuttgart-Ulm auf der Achse München-Stuttgart mit mehr Fernverkehrszügen zu rechnen ist. Das bindet die Region besser an, doch solange es das geplante Nahverkehrsgleis in Richtung Dinkelscherben nicht gibt, wird der Fernverkehr den Nahverkehr verdrängen. Die Folge werden Fahrzeitverlängerungen sein, weil Pendlerzüge teils in den Bahnhöfen warten müssen. Auch mehr Verspätungen sind absehbar – egal, welcher Betreiber unterwegs ist.