Neben Fabrikschloss sollen 350 Wohnungen entstehen
Pläne für einen Abriss des ehemaligen Obi-Marktes werden konkreter. Teils sind siebenstöckige Häuser vorgesehen
Auf dem Areal des ehemaligen ObiBaumarktes neben dem Fabrikschloss in der Reichenberger Straße (Textilviertel) sollen in den kommenden Jahren etwa 350 neue Wohnungen entstehen. Die Überlegungen für das Wohnbauprojekt, für das das ehemalige Obi-Gebäude abgerissen werden muss, gibt es schon seit vergangenem Jahr. Inzwischen sind sie konkreter geworden.
Demnach plant der Bauherr in Absprache mit der Stadt dort eine Wohnanlage aus 16 Gebäuden unterschiedlicher Höhe. Die höchsten Gebäude werden sieben Stockwerke haben, aber noch unter der Hochhausgrenze von 22 Metern bleiben. Die Türme des Fabrikschlosses werden von den Neubauten nicht überragt, allerdings kommen die Wohnhäuser höhenmäßig nah heran. Stadt und Bauherr hatten die Entwürfe von fünf Architekturbüros bewertet und als Favoriten eine Idee von Eberle+Jötten aus Augsburg ausgewählt.
Vor zwei Jahren hatte Obi die Filiale neben dem Fabrikschloss aufgegeben. Die Halle war vor etwa 20 Jahren im Zuge der Sanierung des denkmalgeschützten Fabrikschlosses angebaut worden. Mit dem Neubauprojekt und dem Hallenabriss soll das Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Fabrikschloss, das einst eine Spinnerei und Weberei beherbergte, künftig auch im Westen ein freistehendes Gebäude sein. Der dortige Fabrikkamin, der allerdings keine Funktion mehr hat, soll als markantes Zeichen erhalten bleiben. Als soziale Nutzungen wünscht die Stadt mindestens 20 Prozent geförderte Wohnungen sowie eine Kindertagesstätte. Auch eine Grünfläche entlang des Proviantbachs ist vorgesehen, ebenso wie ein kleiner Quartiersplatz. Die Autos sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden. Die Überlegungen der Architekten müssten, wenn der Bauausschuss des Stadtrats am kommenden Donnerstag zustimmt, als Nächstes in einen Bebauungsplan gegossen werden. Das dürfte mindestens ein Jahr dauern.
Mit dem geplanten Projekt entwickelt sich das Textilviertel momentan beim Wohnungsbau zu einem Schwerpunkt. In der Nähe entsteht der Martini-Park mit rund 360 Wohnungen, etwas weiter beim Schlachthof laufen die Vorarbeiten für eine Wohnanlage mit 112 Wohnungen.
Für das Ledvance-Gelände ganz in der Nähe des Fabrikschlosses schließt die Stadt eine Wohnbebauung eher aus. Der Lampenhersteller lässt, nachdem die Schließung des Werks vergangenes Jahr bekannt wurde, die Fabrik leerräumen. Die Stadt setzt für das Areal weiter auf Gewerbe. Linken-Stadtrat Otto Hutter fordert, dass die Stadt das frei werdende Areal an der Berliner Allee kauft und als Baugrund für günstige Genossenschaftswohnungen zur Verfügung stellt. „In ganz Europa sind innenstadtnahe Flussgrundstücke begehrtes Baugebiet. Nur in Augsburg eignet es sich nicht für Wohnbebauung“, so Otto Hutter. Er geht davon aus, dass sich auf 90 000 Quadratmetern rund 1300 Wohnungen errichten ließen.
Die Stadt solle versuchen, an das Areal zu kommen. Entweder müsse sie sich – wie bei der Theatersanierung auch – Geld leihen, oder sie solle dem Stadtwerke-Vorbild beim Hochablass-Kraftwerk folgen und Bürgeranleihen herausgeben. So lasse sich verhindern, dass das Areal von Investoren genutzt wird.