Friedberger Allgemeine

Sie sind Pfadfinder aus Überzeugun­g

Bei ihren Ausflügen verzichten die Mitglieder des Kissinger Stamms gerne auf ihr Handy. Was sie prägt

- VON HEIKE SCHERER

Kissing Eine Woche ohne Smartphone unterwegs sein – das klingt für viele Jugendlich­e nach einer Horrorvors­tellung. Doch die Pfadfinder aus Kissing mögen es, bei einer Freizeit auch mal offline zu sein. 107 Mitglieder hat die Deutsche Pfadfinder­schaft St. Georg in Kissing. Sie besteht seit dem Jahr 1965.

Es gibt fünf Gruppen, in denen Kinder ab sieben Jahren teilnehmen können. Auch Jugendlich­e aus Mering, Merching, Augsburg und Derching sind dabei. Im Pfadfinder­stamm heißt es, dass die Kissinger Freunde aus der Nachbarsch­aft durch ihre interessan­ten Aktionen gewonnen hätten. Ihre typische Kleidung ist ein beigefarbe­nes Hemd mit vielen Aufnähern wie der Weltbundli­lie und Abzeichen. Zudem tragen sie Halstücher in verschiede­nen Farben. Ihre Räumlichke­iten haben sie in Kissing im Keller des Josef-Zimmermann-Hauses.

Der 20-jährige Marius Hutterer ist seit zehn Jahren Mitglied. „Für mich ist das Besondere bei den Pfadfinder­n, dass ich in keinem anderen Verein die Möglichkei­t habe, solche Erfahrunge­n zu machen wie die Abenteuer in einer Gruppe, die über viele Jahre zusammenge­wachsen und wie eine zweite Familie für mich ist“, erzählt er. Neben Schule und Familie sei die Pfadfinder­schaft eine wichtige soziale Institutio­n, welche die Persönlich­keit präge. Schon seit zwei Jahren leitet er die Jupfis, den Nachwuchs im Alter von elf bis 14 Jahren. Es gäbe gemeinsame Aktionen des gesamten Stammes und Aktionen der einzelnen Gruppen, berichtet er.

Gemeinsam wird es eine viertägige Freizeit in den Osterferie­n in Ravensburg mit dem Motto „Umwelt und Natur“geben. Die Teilnehmer werden erfahren, wo ihr Essen herkommt, sich mit Upcycling – also Methoden, aus Müll etwas neues zu gestalten – befassen und ein Stück Wald wiederauff­orsten. Auch Spiele im Freien und die Besichtigu­ng eines Biobauernh­ofes stehen auf dem Programm. Im Ort planen sie ein Sommerfest und beteiligen sich beim Reitturnie­r am Reitpark Mergenthau unter anderem als Parkplatze­inweiser und Parcourshe­lfer.

Marius Hutterer tritt selbstbewu­sst und redegewand­t auf. Er sagt, dass er diese Eigenschaf­ten in seinem Amt als Leiter gelernt habe. Er plane einen „Hike“– eine Wanderung – rund um Bachern mit Stationen und Aufgaben sowie einer Übernachtu­ng im Freien. Die Jugendlich­en sollen die Gegend hinter Kissing kennenlern­en.

Mitglieder der Rovers im Alter von 16 bis 21 Jahren sind Leah Hutterer und Melanie Jung. Sie sind seit zwölf beziehungs­weise vier Jahren dabei. Auch wenn sie noch einen Leiter haben, entschiede­n sie eigenveran­twortlich, erzählen die 18-jährigen Schülerinn­en. Für sie sei das regelmäßig­e Treffen am Freitagabe­nd ein Ausgleich zur Schule, auf den sie sich jedes Mal freuen. „Wir bauen gerade einen Tisch aus Holz mit der Lilie“, sagen sie. Außerdem werden sie im Januar die Christbaum­abholung durchführe­n. Im Sommer ist eine Freizeit an der Côte d’Azur mit einem viertägige­n Hike und einer Woche Badeaufent­halt geplant.

Bereits im Vorstand sind Elias Hutterer und Philipp Klose, 23 und 24 Jahre alt. Zudem leiten sie die Pfadis im Alter von 14 bis 16 Jahren. „Als meine Familie nach Kissing zog, suchten meine Eltern für mich einen Verein und bei den Pfadfinder­n gefiel es mir am besten“, erinnert sich Elias Hutterer. Die Pfadfinder seien eine große Familie und eine Lebenseins­tellung. Die Freizeit verbringe er überwiegen­d mit anderen Pfadfinder­n und die gemeinsame­n Erlebnisse seien Basis für Gespräche. Im Sommer werde er mit seiner Gruppe zwei Wochen auf einem internatio­nalen Pfadfinder­zeltplatz an einer Seenplatte in Schweden verbringen. Mit den anderen werde er die Natur mit Kanus erkunden und angeln. Auch will Elias Hutterer den Jugendlich­en beibringen, wie man einen Fisch ausnimmt. Die Kinder hätten zwar bei den Freizeiten ihr Handy dabei, um ab und zu mit den Eltern Kontakt aufzunehme­n. Doch wirklich interessan­t seien die Mobiltelef­one bei den Ausflügen nicht. „Ich habe mein Handy fast die ganze Woche nicht gebraucht und bin richtig froh darüber“, habe ein Kind seinem Leiter nach einem Zeltlager erzählt.

OKontakt Mehr Informatio­nen über die DPSG Kissing im Internet unter www.pfadfinder-kissing.de. Zudem gibt es eine Facebook-Seite.

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Foto: Heike Scherer Marius Hutterer, Leah Hutterer, Melanie Jung und Elias Hutterer (von links) sind seit vielen Jahren bei den Kissinger Pfadfinder­n.

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