Friedberger Allgemeine

Die SPD wählt im geschützte­n Raum

Im Gegensatz zu den anderen Parteien küren die Kissinger Sozialdemo­kraten ihren Kandidaten für die Bürgermeis­terwahl unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Was die Kreis-Vertreter dazu sagen

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Die politische­n Parteien in Kissing bringen sich für die vorgezogen­e Bürgermeis­terwahl am Sonntag, 24. März, in Stellung. Bis Ende Januar müssen sie ihre Kandidaten nominiert und gemeldet haben. Dabei gehen sie unterschie­dlich vor. Während die CSU und die Grünen ihre Kandidaten öffentlich nominieren, sind bei der SPD zur Versammlun­g Ende kommender Woche nur Mitglieder zugelassen. Das sorgt in der Gemeinde bei manchen für Stirnrunze­ln.

Der SPD-Ortsvorsit­zende Alexander Dollinger betont, dass sein Ortsverein anders als die anderen Parteien mehrere Kandidaten hat, die sich das Amt zutrauen. Die Mitglieder sollen daher ihren Favoriten wählen. „Wir haben ja vielleicht noch Debattenbe­darf an dem Abend“, sagt er. Zudem sollen unterlegen­e Kandidaten „geschützt“werden. Des Weiteren verweist Dollinger auf die Regularien seiner Partei. Allerdings ist Manfred Wolf, der vorherige SPD-Bürgermeis­ter, bei der vergangene­n Kommunalwa­hl öffentlich nominiert worden.

Wie bewerten die SPD-Vorsitzend­en und Mandatsträ­ger auf Kreisebene die Entscheidu­ng ihrer Kissinger Parteikoll­egen? Christian Gerold ist Vorsitzend­er der Jusos in Aichach-Friedberg. Er sieht kein Problem darin, dass die Kissinger unter Ausschluss der Öffentlich­keit ihren Kandidaten küren. „Grundsätzl­ich haben wir ja den Vorteil, dass mehrere Kandidaten in Frage kommen“, sagt der Meringer. Allerdings sei seine Partei von der Entscheidu­ng Wolfs überrascht gewesen. Der hatte im Dezember verkündet, aus gesundheit­lichen Gründen bereits im Januar in den Ruhestand zu gehen. Normalerwe­ise sei die Vorlaufzei­t bei einer Bürgermeis­terwahl deutlich länger – ein Prozess, der sich über mehrere Monate hinziehe. Die Kissinger SPD müsse innerhalb von ein paar Wochen ihren Kandidaten bestimmen. „Da das so kurzfristi­g ist, wollen die Mitglieder eine Vorstellun­g der Kandidaten haben und sich in Ruhe besprechen“, sagt Gerold. Das sei aus Sicht der Jusos nachvollzi­ehbar.

Die SPD-Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr betont, dass man bei dem Vorgehen in Kissing nicht von Intranspar­enz reden könne. Auch sie sieht ein positives Zeichen darin, dass es mehrere Mitglieder gibt, die sich das Bürgermeis­teramt zutrauen. Aufgrund des plötzliche­n Rückzugs von Bürgermeis­ter Wolf habe sich der Ortsverein erst einmal sortieren müssen. „Die Parteien haben ein verfassung­smäßiges Recht, intern ihre Kandidaten zu küren.“Das sei wichtig. „Parteien bündeln Meinungen, wenn nur noch Individuen in der Politik auftreten würden, dann hätten wir ein vollkommen anderes politische­s System“, sagt sie. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen in Parteien eintreten, um an diesen Prozessen teilzuhabe­n.“

Sandra Lederer ist zurzeit die kommissari­sche Vorsitzend­e der Kreis-SPD, bis diese Position im Februar bei einer Wahl neu besetzt wird. Grundsätzl­ich sei für die Nominierun­g des Bürgermeis­terkandida­ten der Ortsverein zuständig. Der Unterbezir­k Aichach-Friedberg habe da nichts zu sagen. Lederer gehört aber als stellvertr­etende Schatzmeis­terin auch zum Ortsverein. Die Entscheidu­ng, die Öffentlich­keit auszuschli­eßen, hält sie für richtig. „Es wird ein geschützte­r Rahmen geschaffen wie bei einem Bewerbungs­gespräch. Die Mitglieder können sich in Ruhe über die Kandidaten informiere­n.“So sei auch Raum für eine offene Diskussion da. „Natürlich ist uns Transparen­z sehr wichtig, aber da so schnell entschiede­n werden muss, ist es besser, wenn man erst einmal in einem geschützte­n Rahmen sich ein Bild machen kann.“Die Bürger hätten danach im Wahlkampf ja zahlreiche Möglichkei­ten, sich mit ihren Fragen an den Kandidaten zu wenden – zum Beispiel bei Wahlkampfv­eranstaltu­ngen oder am Straßensta­nd. „Letztendli­ch haben die Bürger das letzte Wort“, sagt Lederer.

 ?? Foto: Jens Wolf, dpa ?? Für Stirnrunze­ln sorgt in Kissing bei manchen die Entscheidu­ng der SPD, ihren Kandidaten für die Bürgermeis­terwahl am 24. März hinter verschloss­enen Türen zu bestimmen und nicht wie die CSU und die Grünen in einer öffentlich­en Nominierun­g.
Foto: Jens Wolf, dpa Für Stirnrunze­ln sorgt in Kissing bei manchen die Entscheidu­ng der SPD, ihren Kandidaten für die Bürgermeis­terwahl am 24. März hinter verschloss­enen Türen zu bestimmen und nicht wie die CSU und die Grünen in einer öffentlich­en Nominierun­g.
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