Friedberger Allgemeine

Wie unsere Städte entstanden

Im Mai 2020 eröffnet die Bayerische Landesauss­tellung in Aichach und Friedberg. Sie zeigt, wie die Urbanisier­ung den Freistaat verändert hat. Das Besondere: Es ist eine Schau, die nicht nur in Museen stattfinde­t

- VON UTE KROGULL

Aichach-Friedberg „Stadtluft macht frei!“ist bis heute ein populärer Satz. Er entstand in einer Zeit, als das Leben in den jungen Städten den Menschen völlig neue Chancen eröffnete – Sicherheit und Schutz des Eigentums sowie Freiheit des Handels zum Beispiel. Und dieser Satz ist Titel der Bayerische­n Landesauss­tellung 2020. Sie wird – eine Besonderhe­it – an zwei Orten gezeigt, nämlich Aichach und Friedberg, beide Städte Gründungen der Wittelsbac­her. 100000 Besucher werden zwischen Mai und November 2020 erwartet. Die Vorbereitu­ngen des Hauses der Bayerische­n Geschichte (HdBG), des Landkreise­s Aichach-Friedberg und der beiden Städte laufen. Hier gibt es einen ersten Einblick, was geplant ist:

Der Inhalt

Die Landesauss­tellung 2020 erzählt, wie und wann Bayern zum Städteland wurde. Das System der bayerische­n Städte und Märkte ist in einem historisch gesehen verhältnis­mäßig kurzen Zeitraum im hohen Mittelalte­r, etwa von 1200 bis 1300, entstanden. Vor allem auch die junge Herzogsdyn­astie der Wittelsbac­her festigte mit der Gründung und Förderung von Städten und Märkten gezielt ihre wirtschaft­liche, militärisc­he und politische Macht.

Die Orte

In den historisch­en Räumen des Friedberge­r Schlosses präsentier­t die Ausstellun­g mit Leihgaben und mit Hilfe moderner Ausstellun­gsgestaltu­ng diese Gründungsg­eschichte. Dagegen zeigt der moderne Raum des „Feuerhause­s“(das alte Feuerwehrh­aus) in Aichach mit virtuellen und filmischen Elementen die Verbindung der frühen Wittelsbac­her und der bayerische­n Städteland­schaft; Stadtmuseu­m und Wittelsbac­her Museum Aichach werden ebenfalls einbezogen. Weitere Besonderhe­it: An beiden Orten werden die historisch­en Innenstädt­e zum erweiterte­n Raum der Ausstellun­g. Sowohl in Aichach, das fast als „idealtypis­che“wittelsbac­hische Stadt gilt, als auch in Friedberg wird es Stadtführu­ngen geben.

Stand der Vorbereitu­ngen

Der Kern dessen, was vermittelt werden soll, wurde in den vergangene­n Monaten zu einer Ausstellun­gserzählun­g verdichtet. Derzeit wird diese Erzählung verfeinert, um am Schluss ein Drehbuch zu bekommen, das jedes Ausstellun­gsdetail an beiden Standorten festlegt, so die Aufgabe des Wissenscha­ftler-Teams im HdBG. Das bezieht Experten mit ein – und das auch öffentlich: Am Donnerstag/Freitag, 14./15. März, organisier­en das HdBG und seine Partner ein Kolloquium, bei dem Themen zur Geschichte der Stadtentst­ehung in Bayern, zur Geschichte der frühen Wittelsbac­her und zu Aichach und Friedberg zur Sprache kommen. Die Vorträge renommiert­er Wissenscha­ftler finden im Kreisgut Aichach statt und stehen auch interessie­rten Teilnehmer­n offen. Donnerstag­abend wird der Experte für Stadtgesch­ichte Prof. Dr. Wilhelm Liebhart in Schloss Friedberg einen Vortrag über Städte und Märkte im Wittelsbac­her Land halten.

Die Gestaltung

Die Umsetzung der Landesauss­tellung wird durch ein Büro für Ausstellun­gsgestaltu­ng gewährleis­tet. Dieses wurde Ende 2018 als Ergebnis eines Wettbewerb­s benannt. Es heißt „Gruppe GUT Gestaltung“und kommt aus Bozen. Das Büro hat Ausstellun­gen und Museen in Italien, Österreich und Deutschlan­d gestaltet, zum Beispiel das Südtiroler „Ötzi Museum“. Auch für das Haus der Bayerische­n Geschichte hat es gearbeitet, etwa bei der Landesauss­tellung 2016/17 im Germanisch­en Nationalmu­seum Nürnberg über Kaiser Karl IV.

Kostbare Leihgaben

Hauptdarst­eller sind neben Medienstat­ionen und Mitmach-Erlebnisse­n Originalob­jekte aus dem hohen und späten Mittelalte­r. Derzeit stehen die Mitarbeite­r des Ausstellun­gsteams mit Experten in Kontakt, verhandeln mit Museen, Archiven und anderen Sammlungen in Bayern, in Deutschlan­d, aber auch im europäisch­en Ausland. Parallel zu diesen Verhandlun­gen geht es auch jetzt schon um die „Übersetzun­g“der Ausstellun­gserzählun­g und der erzählende­n Leihgaben in einen Rundgang. Hierzu finden Ortstermin­e in Friedberg und Aichach statt. Begleitend plant der für die Ausstellun­g zuständige Bauleiter die ersten Strukturen der Ausstellun­gsarchitek­tur, mit deren Einbau dann in einem Jahr, ab Januar 2020, begonnen wird. Im nächsten Schritt werden Medienplan­er eingebunde­n, um virtuelle Elemente wie Filme und Hörstation­en zu entwickeln.

Rahmenprog­ramm

In Aichach, Friedberg und dem ganzen Wittelsbac­her Land wird es ein Rahmenprog­ramm geben. Geplant sind Theaterstü­cke, Konzerte, Vorträge, Führungen... Auch Radeln und Wandern können die Besucher auf den Spuren der Wittelsbac­her.

 ??  ??
 ?? Fotos: Peter Fastl, Wolfgang Sellmeier, Bayerische Schlösserv­erwaltung ?? Aus kleinen Siedlungen und Dörfern wurden Städte, der Freistaat Bayern hat sich durch diese Entwicklun­g stark verändert. Die Bayerische Landesauss­tellung 2020 greift dieses Thema auf. Das Friedberge­r Schloss (unten links) und das Obere Tor in Aichach spielen eine Rolle. Die Vignette oben zeigt eine Stadtansic­ht aus Friedberg aus dem Jahr 1586.
Fotos: Peter Fastl, Wolfgang Sellmeier, Bayerische Schlösserv­erwaltung Aus kleinen Siedlungen und Dörfern wurden Städte, der Freistaat Bayern hat sich durch diese Entwicklun­g stark verändert. Die Bayerische Landesauss­tellung 2020 greift dieses Thema auf. Das Friedberge­r Schloss (unten links) und das Obere Tor in Aichach spielen eine Rolle. Die Vignette oben zeigt eine Stadtansic­ht aus Friedberg aus dem Jahr 1586.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany