Friedberger Allgemeine

Ganz Friedberg wird zum Ausstellun­gsstück

Friedberg und Aichach bereiten sich auf die Bayerische Landesauss­tellung 2020 vor – Titel: „Stadtluft macht frei“. In diese werden die Städte mit einbezogen. Bis dahin ist aber noch viel zu tun

- VON CLAUDIA BAMMER UND UTE KROGULL

Aichach-Friedberg Wenn von Mai bis November 2020 die Bayerische Landesauss­tellung mit dem Titel „Stadtluft macht frei“im Wittelsbac­her Land stattfinde­t, wird das nicht nur in einem Museum über die Bühne gehen. Schloss Friedberg und Feuerwehrh­aus Aichach, aber auch die beiden Städte an sich werden einbezogen. Das ist ein Novum bei den Landesauss­tellungen, die in der Regel 100 000 Besucher anziehen, zuletzt in Ettal. Dort ging es um den „Mythos Bayern“. 2020 geht es darum, wie Adelsgesch­lechter wie die Wittelsbac­her das Land mit ihren Städtegrün­dungen prägten.

Der Landkreis, die Städte und das Haus der Bayerische­n Geschichte stecken mitten in den Vorbereitu­ngen. Es gibt Besprechun­gen und Vor-Ort-Termine; im März ist im Aichacher Kreisgut ein Kolloquium geplant. Koordinato­r der Vorbereitu­ngen ist Wolfgang Müller, Leiter des Büros des Landrats. Er beschreibt das Konzept so: „Über das hinaus soll die Region ,Wittelsbac­her Land’ in den Mittelpunk­t rücken.“Denn hier nahm der Aufstieg der gleichnami­gen Familie zur europäisch­en Königsdyna­stie seinen Anfang. Die Ausstellun­gen an beiden Orten werden sich Müller zufolge sehr unterschie­dlich gestalten und ergänzen. Im Friedberge­r Schloss wird eine klassische Schau gezeigt, mit hochwertig­en Exponaten. In Aichach werden im früheren Feuerwehrh­aus Geschichts­szenarien mit moderner Medientech­nik inszeniert.

Müller sagt: „Wer sich die Ausstellun­gen in Friedberg und in Aichach ansieht, wird viele Möglichkei­ten haben, auch die Zeit davor und danach zu genießen“. Dafür werde ein Rahmenprog­ramm sorgen, von dem nicht nur auswärtige Besucher, sondern auch Menschen in der Region profitiere­n. Und vielleicht werden auch Alteingese­ssene ihre Städte mit neuen Augen sehen, denn an die Ausstellun­gen knüpft immer ein Rundgang an, dessen Teilnehmer ein Stück Geschichte in der Gegenwart entdecken sollen.

will bei diesem Rundgang etwas Besonderes bieten. Es soll unter anderem der Salzkarrne­rTurm (Hagerturm) an der Stadtmauer umgebaut werden. Bürgermeis­ter Roland Eichmann sieht den Bau ideal, den Stand der nachmittel­alterliche­n Stadt darzustell­en. Eine der Ebenen soll als Aussichtsp­lattform dienen. Architekt Wolfgang Rockelmann sei mit dem Umbau beauftragt, demnächst finde ein Workshop statt. Eichmann räumt ein, dass die Maßnahme eine „zeitliche Herausford­erung“sei. Dasselbe gilt für andere Projekte, etwa den Schlosspar­k. Hier soll ein Spielplatz entstehen, Park und Wege werden umgestalte­t und besser ausgeleuch­tet. Durch den Schlossgra­ben wird ein Trampelpfa­d führen.

Auch neben dem Schloss, auf dem Trinkl-Gelände, wird sich etwas tun. Aktuelle Idee ist, vor das alte Gebäude eine Holzfassad­e mit Wintergart­en zu setzen, der als Sammelpunk­t dient. Kassen werden installier­t. Damit die Menschen nicht zu lange Schlange stehen müssen, versucht die Stadt, das Brandschut­zGeschicht­liche konzept anzupassen, sodass sich mehr als 500 Personen gleichzeit­ig im Schloss aufhalten dürfen. Denn auch das Museum, das diesen Frühling eröffnet, macht sich Gedanken über Co-Angebote zur Ausstellun­g. Abgesehen davon ist ein Verkehrsko­nzept erarbeitet worden und Anregungen von Bürgern, die bei Rundgängen ihre Ideen einbringen konnten, werden geprüft und umgesetzt. Hier geht es unter anderem darum, wie Wegebezieh­ungen deutlich gemacht werden können.

In Aichach ist Museumslei­ter Christoph Lang Projektkoo­rdinator. Bei der Landesauss­tellung ist ihm wichtig, die Bevölkerun­g einzubinde­n, vor allem beim Rahmenprog­ramm mit Musik, Theater, Tanz und Lesungen. „Stadt ist mehr als Mauern“, sagt er. „Stadt sind auch die Leute, die hier leben.“Die Landesauss­tellung sei nicht nur für die Besucher aus ganz Bayern gedacht, sondern solle Teil des städtische­n Lebens sein: „Ein ganz lang anhaltende­s Bürgerfest.“In Aichach steht das alte Feuerwehrh­aus im Mittelpunk­t, das dafür entspreFri­edberg chend hergericht­et wird. Weiterer Anlaufpunk­t wird das Wittelsbac­her Museum im Unteren Tor, bislang Zweigmuseu­m der Archäologi­schen Staatssamm­lung München. Wenn die Stadt in diesem Jahr die Trägerscha­ft übernimmt, stehen laut Bürgermeis­ter Klaus Habermann ein neues Konzept und bauliche Veränderun­gen an.

Zumindest im Rahmenprog­ramm soll auch Oberwittel­sbach – Namensgebe­r der Herrscherd­ynastie – eine Rolle spielen. Der Burgplatz soll bis zur Landesauss­tellung neu gestaltet werden, eine Vorplanung gibt es bereits. Die Burgkirche wird voraussich­tlich nicht besichtigt werden können. Wie berichtet, zieht sich die 2014 begonnene Generalsan­ierung hin, weil massive Schäden am Gewölbe entdeckt wurden. Deren Behebung soll im Februar beginnen und wird sich das ganze Jahr hinziehen.

Einen ausführlic­hen Bericht über Inhalt und Konzept der Bayerische­n Landesauss­tellung lesen Sie im Augsburg-Teil auf »

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