Sie legen für die Vhs sogar eine Nachtschicht ein
Hörer und Dozenten der ersten Stunde erzählen zum Jubiläum, was sie mit der Volkshochschule verbindet
Aichach-Friedberg Insekten essen ist keiner der gängigen Kurse bei der Volkshochschule (Vhs) im Landkreis. Es ist ein aktuelles Kursangebot, mit dem die Vhs zeigt, dass sie auf Strömungen der Zeit reagiert. Diese Einrichtung für Erwachsenenbildung, die dieses Jahr 100 Jahre alt wird, gibt es seit 40 Jahren im Wittelsbacher Land. Wie sehr sie geschätzt wird, zeigen Geschichten von Hörern und Dozenten, die schon lange dabei sind - zum Beispiel die 70-jährige Christa Grimm. Sie besuchte als Teenager Französisch-Kurse. Seitdem ist sie der Vhs treu geblieben und hat unzählige Seminare besucht. Jahrelang ging sie zum Beispiel in Englisch- und Französischkurse. „Im Großen und Ganzen waren es immer die gleichen erinnert sie sich. Teilweise entstanden daraus Freundschaften, die bis heute halten. Grimm buchte Bastel- und Kochkurse, nahm an Reisen teil und an Theaterfahrten. Erst kürzlich war sie mit der Vhs im Schlachthof in München und sah bei einer Fernsehaufzeichnung zu. Das abwechslungsreiche Angebot gefalle ihr.
„Die Eule“, Titel und Symbol des Vhs-Programms, geht auf Wilfried Maier, den ersten hauptamtlichen Leiter der Vhs im Kreis, zurück. „Sie war für ihn ein Symbol der Weisheit“, weiß Rosi Pöltl, die mit Maier im Vhs-Büro arbeitete. Pöltl, die seit Kurzem im Ruhestand ist, kann sich noch an lange Schlangen bei der Einschreibung erinnern. Damals gab es keinen Computer bei der Vhs. „Die Anmeldung war überwiegend persönlich“, erzählt sie. Anmeldelisten, Statistiken und Buchführung – alles wurde von Hand erledigt. 1990 kam die Umstellung auf EDV. Weil die Software Fehler hatte, legten die beiden Vhs-Mitarbeiter eine Nachtschicht ein, um alles auf die Reihe zu bekommen.
An voll besetzte Kurse und Wartelisten erinnert sich Maria Breuer. Sie ist seit 30 Jahren Dozentin bei der Vhs. Sie wollte damals neben der Familie etwas machen, „das meiner Berufung entspricht – der Malerei“. Zunächst bot sie Deko- und Bastelkurse an, schwenkte aber schon bald auf Malkurse um. Über die Jahre beobachtete die Künstlerin mehrere Veränderungen. Mal war eher Aquarell-, dann wieder AcrylmaleTeilnehmer“, rei gefragt. Es gab auch Phasen, in denen Kreatives überhaupt nicht so gut ging. Die Zeiten, als Kursteilnehmer wöchentlich Kurse besuchten, sind vorbei. „Jeder ist mit Terminen so beschäftigt, dass er nicht mehr will“, weiß Breuer. Jede Woche einmal in den Kurs zu gehen, sei für die Menschen nicht mehr interessant.
Eine Veränderung, die Maria Breuer auch von sich selbst kennt: „Es wurde mir irgendwann zu viel. Ich kam nicht mehr zu meiner künstlerischen Arbeit.“Grundsätzlich findet Breuer „absolut spannend“, mit Menschen zu arbeiten: „Weil ich immer weiß, wie die Welt sich verändert.“Es sei immer interessant, da zu sein, wo das Leben stattfindet. »