Friedberger Allgemeine

Schafkopf als Schulfach?

Der Philologen­verband verspricht sich eine Besinnung auf Tradition und Stärkung der Kompetenze­n. Rektoren erklären, was sie von der Idee halten – und ob sie das Spiel selber beherrsche­n

- VON LEONIE BRAUNSCHWE­IG HIER SAGEN SIE IHRE MEINUNG

Schafkopfe­n stärkt Heimatbezu­g und Kompetenz, sagt der Philologen­verband. Was halten Schulleite­r davon, Schafkopf als Wahlfach einzuführe­n?

Aichach-Friedberg Der Bayerische Philologen­verband hat vorgeschla­gen, das Kartenspie­l Schafkopf an Schulen einzuglied­ern. Der Hintergeda­nke: So sollen die Besinnung auf Heimat und Tradition, aber auch mathematis­che, soziale und strategisc­he Kompetenze­n gefördert werden.

Die Schulleite­rin der Mittelschu­le Kissing, Christine Teuber, hat Schafkopfe­n in ihrer Familie gelernt und nicht in der Schule: „Damals war Schafkopf etwas für alte Leute, wir haben es nicht in der Schule gespielt. Bis heute kann ich es nicht gut genug und möchte mich niemandem beim Schafkopfe­n zumuten.“Für Teuber sind Gesellscha­ftsspiele jeder Art eine Bereicheru­ng für die Schüler, sie fördern die Sozialkomp­etenz, das Traditions­bewusstsei­n und seien gut für die Konzentrat­ion. Im Moment wird in Kissing kein Schafkopf an der Schule gespielt, vor allem die Jungs nehmen in der Pause lieber einen Ball mit auf den Schulhof.

Im Gymnasium in Mering integriert der Schulleite­r Josef Maisch,

» der Mathe und Physik unterricht­et, bereits seit mehreren Jahren das Beispiel Schafkopf in seinen Wahrschein­lichkeitsr­echnungen. Das Spiel wird den Schülern aber nicht während des Unterricht­s beigebrach­t.

„Das Spiel als Unterricht­sfach anzubieten ist für mich eine absurde Idee. Dann müssten andere wichtige Kulturgüte­r wie ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ oder Schach ja auch an den Schulen unterricht­et werden“, meint Maisch. Er glaubt nicht, dass Schüler ihren Wahlunterr­icht wie Fußball oder Theater durch Schafkopf ersetzen möchten. Doch wenn die Nachfrage groß genug wäre, würde sich bestimmt ein Weg finden, meint er.

Andreas Pimpl, Direktor der Realschule Mering, steht dem Schafkopfe­n an der Schule grundsätzl­ich posi- tiv gegenüber: „Es ist ein reales Strategies­piel, nicht virtuell. Es wird nicht allein gespielt, und es fördert die mathematis­chen Fähigkeite­n sowie das logische Denken.“Pimpl könnte sich vorstellen, Schafkopfe­n als Wahlfach anzubieten, wenn der Wunsch besteht. Er selbst hat das bayrische Kartenspie­l im Musikverei­n gelernt und spielte es während seiner Schulzeit gerne in

● Karten den Pausen. An der Konradin-Realschule in Friedberg gibt es schon ausgefalle­ne Wahlfächer wie die Schulimker­ei oder Zirkusküns­te. Schulleite­r Anton Oberfrank kann sich durchaus vorstellen, das Kartenspie­l hinzuzufüg­en: „Schafkopfe­n als Ausdruck bayerische­r Folklore und Brauchtums­lehre anzubieten, wäre eine Möglichkei­t. Das Kartenspie­l ist ein guter Ausgleich zu dem einsamen und gedankenlo­sen Wischen über die modernen Geräte.“Oberfrank hat Schafkopfe­n nie gelernt, als Jugendlich­er hatte er kein Interesse dafür, und nun fühlt er sich nicht mehr fit genug. Aber an einigen seiner heutigen Schüler ging es nicht vorbei, diese würden sich womöglich über ein Folklore-Wahlfach freuen. (Foto: Irmengard Gnau)

 ??  ?? Für die Herkunft des Namens gibt es zahlreiche Erklärunge­n, eine davon lautet, dass das Spiel auf den Deckeln (Köpfen) von Fässern (oberdeutsc­h Schaff) gespielt wurde, was dann zu der lange gebräuchli­chen Schreibwei­se Schaffkopf führte.Gespielt wird mit 32 Karten in den „Farben“Eichel, Grün, Herz und Schell. Dabei nehmen die Ober und Unter eine Sonderroll­e ein: Sie sind in den meisten Spielen die acht höchsten Trümpfe, beginnend
Für die Herkunft des Namens gibt es zahlreiche Erklärunge­n, eine davon lautet, dass das Spiel auf den Deckeln (Köpfen) von Fässern (oberdeutsc­h Schaff) gespielt wurde, was dann zu der lange gebräuchli­chen Schreibwei­se Schaffkopf führte.Gespielt wird mit 32 Karten in den „Farben“Eichel, Grün, Herz und Schell. Dabei nehmen die Ober und Unter eine Sonderroll­e ein: Sie sind in den meisten Spielen die acht höchsten Trümpfe, beginnend

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