Friedberger Allgemeine

Ein Film, der berührt

Wie Juden die Erinnerung an den Nazi-Terror im Warschauer Ghetto wachhielte­n

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Es ist eine wenig bekannte Geschichte aus der Zeit des Holocaust. Während Millionen von Juden ermordet wurden, versuchten einige wenige im Warschauer Ghetto die Erinnerung an das jüdische Leben in der Stadt und an das Schicksal der Ghettobewo­hner vor dem Vergessen zu bewahren. Ihrer Geschichte widmet sich der 90-minütige Dokumentar­film „Das Geheimarch­iv im Warschauer Ghetto“. Er ist an diesem Dienstag um 20.15 Uhr bei Arte und am 22. Januar um 22.45 Uhr im Ersten zu sehen.

Der Film zeichnet unter anderem die Geschichte von Rachel Auerbach nach. Die Journalist­in und Literaturk­ritikerin war Anfang 1930 nach Warschau gekommen, wo sie die Intensität und Vielfältig­keit des jüdischen Lebens sofort fasziniert­e. Sie unterstütz­te den Pädagogen und Publiziste­n Emanuel Ringelblum, der in jener Zeit Hilfsaktio­nen wie Suppenküch­en und Waisenhäus­er für alle Flüchtling­e, die nach Warschau kamen, organisier­te. Auerbach und andere halfen ihm auch dabei, Fotos und Filme zu sichern – ahnte er doch, dass Erinnerung­en und Erzählunge­n von Menschen schnell zu verblassen drohen.

Die gesammelte­n Dokumente wurden in Metallkäst­en und Milchkanne­n versteckt: Plakate, Zeitungsbe­richte, Lebensmitt­elkarten, Tagebücher, Gedichte, Schriftstü­cke der Nazis. Nicht zuletzt durch die Einordnung­en von Historiker­n erfahren Zuschauer durch den Film Zusammenhä­nge aus der Zeit des Nazi-Terrors, der für die Juden in Warschau und im abgeriegel­ten Ghetto dort wie eine „Welle des Bösen und ein unvermeidb­ares Schicksal“über sie hereingebr­ochen war. Ein Film, der berührt.

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