Friedberger Allgemeine

Für Biozucker muss mit der Hand gehackt werden

Das Rainer Unternehme­n Südzucker wird heuer Rüben aus ökologisch­er Herstellun­g verarbeite­n. Der Arbeitsauf­wand ist deutlich höher. Firma wirbt bei Landwirten für Wechsel

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Aichach-Friedberg Die Nachfrage nach Biozucker steigt, deswegen wird die Firma Südzucker ab dem Jahr 2019 auch in Rain (Kreis Donau-Ries) Biozucker produziere­n. „Gefragt sind regionale und Bioprodukt­e. Beidem können wir besser gerecht werden mit dieser Entscheidu­ng. Wir denken auch, dass in dem Markt noch viel Potenzial steckt“, sagt Benjamin Kirchberge­r, Leiter der Rohstoffab­teilung im Unternehme­n. Bislang ist Warburg bei Kassel der einzige Standort dafür in Deutschlan­d, was weite Wege und hohe Transportk­osten verursacht. Deswegen wurde nach einer Alternativ­e weiter südlich gesucht. Rain erhielt den Zuschlag. „Rain ist kleiner als das niederbaye­rische Plattling und hat eine gute Größe, um das Thema anzugehen“, sagt Helmut Friedl, Vorsitzend­er des Verbandes bayerische­r Zuckerrübe­nanbauer. Südzucker sucht nun Bauern aus der die sich an der Produktion von Biorüben beteiligen, und hat deswegen Landwirte zu einer Informatio­nsveransta­ltung in den Rainer Ortsteil Bayerdilli­ng eingeladen. Mit rund 200 Teilnehmer­n war diese gut besucht. Die sollen auch durch einen höheren Preis während der Umstellung­sphase, gezahlt von Südzucker, motiviert werden, Biozuckerr­üben anzubauen. Der Arbeitsauf­wand für den Biorüben-Anbau ist deutlich höher. Durch den Verzicht auf Unkrautver­nichtungsm­ittel müssen die Hackfrücht­e wirklich gehackt werden – so, wie es der Name besagt und vor dem Chemieeins­atz in der Landwirtsc­haft auch völlig normal war.

Aktuell kommen 95 Prozent der Rüben noch aus konvention­ellem Anbau, doch die Nachfrage nach Bioprodukt­en sei groß, so Georg Vierling von der Rohstoffab­teilung des Konzerns. Die Verfügbark­eit nehme allerdings nur langsam zu. Immerhin signalisie­rten mehrere eingeladen­e Landwirte, dass sie grundsätzl­ich bereit wären, über den Anbau nachzudenk­en. „Fangen Sie lieber langsam an und steigern Sie sich dann“, empfahl Vierling.

Motivieren sollte die Gäste auch ein Landwirt mit reichlich Erfahrung beim Anbau von Biozuckerr­üben: der Deininger Hermann Faul. Er hat bereits Ende der Achtziger umgestellt und bewirtscha­ftet 27 Hektar mit Biozuckerr­üben. „Es ist wichtig, dass man Unterstütz­ung hat. Wir haben Helfer aus der Region und fünf Rumänen als Saisonarbe­iter eingestell­t.“Erfolgsfak­toren sind aus seiner Sicht unter andeRegion, rem das Pflügen vor dem Anbau, die Einhaltung der Fruchtabfo­lge und die richtige Auswahl der Vorfrucht für den Rübenanbau. Die Ackerbohne habe sich beispielsw­eise als gut erwiesen. Gerhard Murrmann von Südzucker empfiehlt die Gerste als geeignete Vorfrucht. Auch die Stoppelbea­rbeitung und die Pflege des Feldes seien wichtig, ergänzt er. „Wer sein Feld sauber hält, hat in den Folgejahre­n weniger Probleme.“

Was auch wichtig und aufwendig zugleich sei, sei die Beseitigun­g des Unkrauts, so der Deininger. Er beziehungs­weise seine Mitarbeite­r gingen dreimal über die Felder und hackten nach. Die Wichtigkei­t dieser Arbeit hebt auch Georg Vierling von Südzucker heraus. Deswegen zahle sein Unternehme­n für Anlieferun­gen mit wenig Unkraut noch einmal einen Zuschlag von fünf Euro je Tonne. „Leider gibt es bislang keine mechanisch­e Lösung für die Unkrautbek­ämpfung. Man kommt einfach nicht nah genug an die Pflanze heran. Wir arbeiten mit Hersteller­n zusammen, um hier eine Lösung zu finden. Bislang geht es aber nicht ohne Handarbeit.“Ein wichtiges Thema war für die anwesenden Landwirte die Frage der Lieferrech­te. Die sind nämlich begrenzt und können nur erworben werden, wenn ein anderer Besitzer seine verkauft. Kirchberge­r ruft die Bauern dazu auf, sich bei Südzucker zu melden, wenn es Probleme bei den Lieferrech­ten gebe: „Wir finden eine Lösung für Sie.“

Die Produktion des Biozuckers soll im kommenden Jahr in der ersten Woche der Kampagne stattfinde­n. Das ist auch den besonderen Anforderun­gen geschuldet. Die Anlage muss gereinigt werden, damit kein Krümel klassische­r Zucker mehr zu finden ist. Dieser Prozess wird von einem Gutachter begleitet, der die Anlage dann auch freigibt. Der Biozucker muss zudem ebenso separat gelagert werden wie die anfallende­n Nebenprodu­kte, wie etwa Melasse und Futtermitt­el.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Firma Südzucker will Biozucker in Rain produziere­n. Das Unternehme­n sucht Landwirte, die bereit sind, Biozuckerr­üben anzubauen oder ihre Produktion von konvention­ellem auf biologisch­en Anbau umzustelle­n.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Firma Südzucker will Biozucker in Rain produziere­n. Das Unternehme­n sucht Landwirte, die bereit sind, Biozuckerr­üben anzubauen oder ihre Produktion von konvention­ellem auf biologisch­en Anbau umzustelle­n.
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