Friedberger Allgemeine

Wie viel Verbotspol­itik muss sein?

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Verbote sind erst mal unpopulär. Es klingt nach Einschränk­ung von Freiheit, nach Einmischun­g ins Privatlebe­n, nach Spaßbremse. In der Tat ist es sinnvoll, Verbote erst einmal genau zu hinterfrag­en und abzuklopfe­n, ob sie wirklich erforderli­ch sind. Das ist eine wichtige Aufgabe der Politik. Allerdings: Jene Verbote, die dieser Prüfung standgehal­ten haben, müssen auch durchgeset­zt werden. Genau daran fehlt es aber im Alltag, auch in Augsburg, immer wieder.

Das Ess- und Trinkverbo­t im Nahverkehr ist nur ein Beispiel. Auch das Rauchverbo­t am Umsteigedr­eieck auf dem Königsplat­z scheint viele nicht zu interessie­ren. Wer trotz Verbots raucht, dem droht: nichts. Das Böllerverb­ot in der Innenstadt an Silvester ist ein weiteres Beispiel für Verbote, die vor allem auf dem Papier existieren. Oder das Verbot, Lautsprech­erboxen auf den Innenstadt­Plätzen zu betreiben. Wer aber ohne Konsequenz­en gegen Verbote verstoßen kann, verliert womöglich den Respekt vor Vorschrift­en aller Art. Soll ich ein Gemeinwese­n ernst nehmen, das mir Verbote auferlegt, dem es aber scheinbar egal ist, ob ich mich daran halte? Eltern wissen: Wer dem Nachwuchs Konsequenz­en androht, muss bereit sein, sie im Zweifel auch umzusetzen. Sonst läuft die Erziehung ins Leere. Nicht viel anders ist es auch auf den Straßen unserer Stadt.

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