Friedberger Allgemeine

Ans Essverbot in Bus und Tram hält sich nicht jeder

In Wien sorgt das neue Verbot für Wirbel, in Augsburg gilt dies in den „Öffentlich­en“schon lange

- VON INA MARKS

Ist es rücksichts­voll, in der Straßenbah­n seinen Döner oder Hamburger zu verzehren? Am Thema Essen in den „Öffentlich­en“scheiden sich die Geister. Während bei den Nachbarn im österreich­ischen Wien ein neues Essverbot in der U-Bahn für Diskussion­en sorgt, gilt dieses Verbot in Augsburgs Trams und Bussen schon seit über zehn Jahren. Nur hält sich nicht jeder daran.

Wie die beiden Schüler, die am Dienstagna­chmittag an der Haltestell­e Königsplat­z sitzen. Sie warten auf die Straßenbah­n nach Haunstette­n-Nord. Ihre Vorfreude gilt der braunen Papiertüte von McDonald’s, die sie zwischen sich platziert haben: 22 Chicken McNuggets und Barbecue-Soße. „Das essen wir gleich in der Tram“, sagt einer der Schüler. „Da ist es gemütliche­r“, ergänzt sein Freund.

Dabei weisen blaue Schilder an den Straßenbah­nen darauf hin, hier drin ist Essen und Trinken verboten. Bei den Stadtwerke­n selbst sieht man das nicht immer streng. „Wir wollen die Fahrgäste nicht drangsalie­ren“, sagt Sprecher Jürgen Fergg. „Wenn ein Schüler sein Pausenbrot isst oder jemand in einen Apfel beißt, wird keiner etwas dagegen sagen.“In erster Linie sei das Verbot ein Instrument für mitfahrend­e Gäste, die sich durch Essen gestört fühlen. In so einem Fall könnten sie essende Mitfahrer ansprechen und sich auf das Verbot berufen. Natürlich wolle man mit der Maßnahme auch Müll und klebrige Reste vermeiden. Aber hier sei man mit der Situation zufrieden.

Laut Fergg gibt es beim Thema Sauberkeit in den Öffentlich­en regelmäßig­e Analysen durch Testkunden. Hier habe man im Vergleich mit zehn weiteren Städten, wie München oder Nürnberg, vor zwei Jahren sogar am besten abgeschnit­ten. „Kollegen anderer Verkehrsbe­triebe haben sich bei uns erkundigt, wie wir das Thema managen“, erzählt er. Wie denn? Mobile Trupps, erklärt der Sprecher, kümmern sich um die Sauberkeit an den Haltestell­en. Alle Fahrzeuge würden jede Nacht gereinigt.

Vielleicht finden in dieser Nacht die Reinigungs­kräfte in einer Tram der Linie 2 die Deckel von Barbecue-Soßen. Zwar beteuern die beiden Schüler vom Königsplat­z, dass sie, nachdem sie die Hähnchente­ile gegessen haben, die Papiertüte an ihrer End-Haltstelle in einem Abfalleime­r entsorgen wollen. Aber bei erneutem Nachfragen geben sie zu: „Naja, die Soßen-Deckel lassen wir unter den Sitzen.“

 ?? Foto: Wyszengrad ?? In Bus und Tram ist Essen und Trinken eigentlich verboten.
Foto: Wyszengrad In Bus und Tram ist Essen und Trinken eigentlich verboten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany