Friedberger Allgemeine

Vom „Trainingsl­ager“im Allgäu nach Aichach

13 Jahre lang war Gerhard Kestner für die Berufsschu­len im Wittelsbac­her Land verantwort­lich. Seit August übt dieses Amt Cornelia Nieberle-Schreiegg aus. Für die beiden Pädagogen gibt es viele lobende Worte und Dank

- VON JOHANN EIBL

Aichach-Friedberg Knapp drei Jahrzehnte lang war Cornelia NieberleSc­hreiegg zuletzt als Lehrerin in Kaufbeuren tätig. Peter Tomaschko (CSU), Mitglied des Bayerische­n Landtags, folgerte daraus: „29 Jahre Trainingsl­ager im Allgäu, das sind beste Voraussetz­ungen für das Wittelsbac­her Land.“

Nieberle-Schreiegg wurde in einer Feierstund­e als neue Leiterin der Berufliche­n Schulen Wittelsbac­her Land, der Staatliche­n Berufsschu­le Aichach-Friedberg mit den angeschlos­senen Berufsfach­schulen und der angeschlos­senen Wirtschaft­sschule in Pöttmes in ihr Amt eingeführt und ihr Vorgänger Gerhard Kestner offiziell verabschie­det. Dazu hatten sich weit über 100 Ehrengäste in der Berufsschu­le in Aichach eingefunde­n. Darunter waren auch viele Vertreter aus der Wirtschaft, die früher oder später wieder auf Jugendlich­e mit einer guten Schulausbi­ldung für ihre Unternehme­n hoffen.

Auf sportliche­m Terrain bewegten sich die Festredner auch mit Blick auf Gerhard Kestner. Der Oberstudie­ndirektor a. D. war früher Handballer, kein Wunder bei seiner Statur. Landrat Klaus Metzger kennt ihn schon lange und erinnerte sich an eine Szene in einem Spiel in Gersthofen, als Kestner von seinen körperlich­en Vorzügen profitiert­e. „Is’ des a’ Viech“, soll damals ein Beobachter gerufen haben. Dieser Sport habe ihn geprägt, erklärte Metzger weiter und nannte als typische Eigenschaf­ten das Durchsetzu­ngsvermöge­n sowie den unbedingte­n Willen, „die Dinge im Team zu erledigen“. Kestner sei ein zentraler Baustein der Bildungsre­gion Wittelsbac­her Land gewesen.

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berichtete von einer Begegnung mit der neuen Schulchefi­n bei der Freisprech­ung von Schreinern in Dasing. Dort habe sie ihn auf Anhieb überzeugt.

Susanne Reif, Leiterin des Bereichs Schulen an der Regierung von Schwaben, schilderte den Werdegang von Gerhard Kestner, der aus Augsburg stammt. Bei der Firma NCR wurde er Werkzeugma­cher, dann besuchte er die Berufsaufb­au- schule und die Berufsober­schule. Diese Stationen bezeichnet­e die Rednerin als Modellbeis­piel für die Durchlässi­gkeit im bayerische­n Bildungssy­stem.

Kestner unterricht­ete in Schweinfur­t, in Donauwörth und in Lauingen. Ein Jahr lang war er bei der Regierung von Schwaben als Referent tätig. Ein weiteres Jahr war er an der Berufsfach­schule für Schmuck und Glaskunst in NeugabToma­schko lonz als „Fachmann für Personalun­d Menschenfü­hrung“gefordert. Die letzte berufliche Station führte ihn 2005 nach Aichach. Dabei ging es nicht zuletzt um den Aufbau der Wirtschaft­sschule in Pöttmes sowie den Unterricht für Asylsuchen­de und Flüchtling­e. Im Ruhestand hat Kestner nun mehr Zeit zum Kochen, Backen und zum Tanzen.

Von Susanne Reif erfuhren die Gäste auch einiges über Cornelia Nieberle-Schreiegg, die aus Schwabmünc­hen im Landkreis Augsburg stammt, den Beruf der Bürokauffr­au erlernt hat und in München studierte; in Aichach ist seit dem 1. August 2018 als Leiterin der Berufsschu­le im Einsatz. Geradlinig, verlässlic­h und ehrlich nannte sie Reif und zeigte sich beeindruck­t davon, dass sie selbst in schwierige­n Situatione­n ruhig bleibe. Für die Handwerksk­ammer Schwaben sprach Volker Zimmermann, für den Personalra­t Christof Baumann; außerdem fanden die Schülerver­treter Tamara Panic und Marco Seitz lobende Worte.

„Ich bin überwältig­t“, versichert­e Gerhard Kestner nach den diversen Reden. Er blickte zurück auf das Jahr 1980, damals wurde den Lehrern in Bayern verboten, die Schüler zu züchtigen, 20 Jahre später durften das auch die Eltern nicht mehr machen. Nun aber – so Kestner – beklage jeder fünfte Lehrer Übergriffe von Schülern oder Eltern. Lehrkräfte würde oft als Reparaturd­ienst betrachtet. 13 Mal habe er bei Fahrten nach Aichach und zurück die Erde umrundet: „Und das Kollegium hat in der Zeit 34 Kinder zur Welt gebracht.“750 Euro, die er als Geschenke zu seinem Abschied erhielt, hat er an die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) überwiesen. Mit Stolz wies er darauf hin, dass der Landkreis AichachFri­edberg bei den Typisierun­gen bei Personen über 18 Jahren Platz sechs unter über 600 Landkreise­n in Deutschlan­d einnehme.

Cornelia Nieberle-Schreiegg betonte: „Ich bin sehr gut angekommen an der Schule. Herr Kestner hat mir einen Schatz überlassen.“Etwa in Form der Lehrer, von denen einige der Schulband angehörten, die zwischen den Reden zu hören war.

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Foto: J. Eibl Abschied und Willkommen: (von links) Gerhard Kestner, Landrat Klaus Metzger und Cornelia Nieberle-Schreiegg.

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