Revierklub in Trauer
Der an Alzheimer erkrankte ehemalige Schalke-Manager Rudi Assauer ist im Alter von 74 Jahren gestorben
Herten Rudi Assauer ist tot. Der frühere Schalke-Manager ist am Mittwoch gegen 15.30 Uhr im Alter von 74 Jahren an den Folgen seiner jahrelangen Alzheimer-Erkrankung gestorben. In seiner Wohnung in Herten schlief Assauer in den Armen seiner Tochter Bettina Michel ein. Auch Zwillingsschwester Karin war bei ihrem Bruder. Assauer wäre am 30. April 75 Jahre alt geworden.
„Wir sind tief betroffen und traurig. Umso mehr trifft uns die Nachricht von seinem Tod ausgerechnet am Pokalspieltag. Wir wussten alle um seinen Gesundheitszustand. Rudi ist der Architekt des modernen Schalke. Er hat unendlich viel für Schalke getan und wir werden sein Andenken immer in Ehren halten“, sagte Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies der Deutschen Presse-Agentur vor dem Achtelfinal-Heimspiel im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf.
„Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich“, lautet einer der bekanntesten Sätze Assauers. Im Rückblick lässt sich sagen, dass er Schalke geschafft hat. In zwei Amtszeiten (1981 bis 1986 und 1993 bis 2006) war er insgesamt 18 Jahre lang für den Revierklub als Manager tätig. Der große Erfolg stellte sich aber erst ein, als ihn der damalige Präsident Günter Eichberg in höchster Not im April 1993 holte. Schalke lag finanziell am Boden, es drohte der Lizenzentzug. In mühsamer Kleinarbeit gewannen Assauer und seine Vorstandskollegen das Vertrauen der Banken und Sponsoren zurück und legten die Basis für den späteren sportlichen Erfolg.
In der Saison 1995/1996 schaffte das Team mit Trainer Jörg Berger als Bundesliga-Dritter den Einzug in den Uefa-Pokal. Und Assauer gelang nach der ersten, siegreichen Europacup-Runde gegen Roda Kerkrade der entscheidende Coup: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion überzeugte er den damals unbekannten Trainer Huub Stevens, von Kerkrade nach Schalke zu wechseln.
Fast wäre auch Assauers größter Traum in Erfüllung gegangen, als Schalke 2001 kurz vor dem Gewinn der achten deutschen Meisterschaft stand, ehe Bayern München den Königsblauen den Titel mit dem 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit in Hamburg noch wegschnappte. Die Tränen nach dem letzten Spiel im Parkstadion, als Fans und Spieler nach dem Sieg gegen Unterhaching bereits den Platz stürmten und den vermeintlichen Titel feierten, gingen um die Welt. Die „Meister der Herzen“waren geboren.
Mit dem Wechsel von Stevens zur Hertha im Sommer 2002 neigte sich die erfolgreiche Zeit dem Ende entgegen. Später kam es zum Bruch mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und den anderen Vorstandsmitgliedern. Längst gab es erste Anzeichen für Assauers Krankheit, die er aber zunächst ignorierte und dann vertuschte. Er vergaß Termine und konnte sich an bestimmte Dinge nicht mehr erinnern. Als man ihn als „Frühstücksdirektor“und „Grüßaugust“, wie er es empfand, auf das Präsidentenamt abschieben wollte, lehnte er ab. Am 17. Mai 2006 kam er seiner Abberufung durch den Aufsichtsrat zuvor und trat als Manager zurück. 2012 machte er seine Erkrankung öffentlich.
Für große Aufmerksamkeit sorgte auch seine Beziehung mit der Schauspielerin Simone Thomalla (2000 bis 2009). „Vom Fußball hat sie keine Ahnung, aber sonst ist die Alte schwer in Ordnung“, sagte der stets Zigarren oder Zigarillos rauchende Manager in seiner typisch rauen, aber liebenswerten und ehrlichen Art.