China kommt oder so ähnlich
Das war vor dreißig Jahren, ich erinnere mich noch gut daran. Damals betrat ein älterer Herr die Taschenbuchhandlung im Färbergäßchen und fragte den Verkäufer: „Haben Sie das Buch ,China kommt‘ oder so ähnlich?“Ich musste schmunzeln und dachte: „Was will er mit so einem rückständigen Land.“Dabei waren dieser Senior und der Autor des Buches Visionäre.
China „kommt“nicht nur, sondern ist inzwischen da, auch in der Fuggerstadt. Ich glaube, Autefa war die erste Firma, die bei uns von den Chinesen übernommen wurde. Als ich damals vor zehn Jahren für die Weihnachtsfeier von Autefa gebucht war, waren zwei Vertreter der Chinesen anwesend. Vor dem Essen hielt einer der beiden eine mitreißende Ansprache – auf Mandarin, wohl in der Überzeugung, dass jeder zweite Datschiburger diese Sprache beherrscht. Am Ende der Rede klatschte die Belegschaft trotzdem artig Beifall. Denn der neue chinesische Boss begleitete in seiner Rede das Wort Autefa mit einer Handbewegung nach oben. Klar: Es geht aufwärts.
Bei meinem Auftritt danach revanchierte ich mich kurz bei einem Arbeiter, der mich kurz davor beleidigt hatte. Am Ende meiner Einlage stürmte genau dieser Mitarbeiter in Richtung Bühne und wollte mir ans Leder. Gott sei Dank sprangen ein paar Kollegen auf und zerrten den Wüterich, der schon vor der Feier gut dem Alkohol zugesprochen hatte, aus dem Raum. Die zwei Chinesen klatschten begeistert Beifall, da sie dachten, das gehöre zur Show.
In der Zwischenzeit haben chinesische Firmen weiter Fuß gefasst in der Schwabenmetropole. Bei Osram/Ledvance ging das Gastspiel nicht gut aus. Auch Kuka macht in letzter Zeit keine positiven Schlagzeilen.
Jetzt munkelt man, dass die Chinesen weiter ihr Auge auf Augsburger Wirtschaftspreziosen geworfen haben. Die Bosna-Stuben sollen bereits ein feindliches Übernahmeangebot erhalten haben. Die Chinesen haben Wind davon bekommen, dass jeder Augsburger im Schnitt jährlich 30 Stück dieses Augsburger Nationalgerichts verdrückt. Die Chinesen würden die Bosna natürlich mit „Leis“servieren. Auch der „Zapfhahn“in Oberhausen (immenser Bierkonsum) steht oben auf dem Wunschzettel.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.