Mord in Magdeburg
Polizeiruf 110: Zehn Rosen
ARD, 20.15 Uhr Das muss man dem „ Polizeiruf 110“lassen. Die Krimireihe, die aus dem Osten stammt, ist immer häufiger dem „Tatort“überlegen. Ein Beweis dafür ist der jüngste Fall aus Magdeburg. Angesiedelt ist „Zehn Rosen“zwischen einer Fabrikruine und trister Wohnbebauung. Allerdings werden die Bewohner in Wirklichkeit wohl nicht so jammern wie die Dortmunder jüngst beim „Tatort“. Gilt Magdeburg doch ohnehin nicht als attraktivste Stadt Deutschlands.
Attraktiv ist dagegen die spannende Geschichte, die mit einem sexualpsychologisch aufgeladenen Mord an der gefesselt aufgefundenen Kim und einer Schar eigenwilliger Figuren aufwartet. Dazu gehört Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen), die die von ihr gewohnte harte Schale der Einzelgängerin zusehends aufbricht, um als einfühlsame Ermittlerin Zugang zu Transfrau Pauline („Paul“) Schilling zu finden. Sie drängt die Tatverdächtige am Ende sogar, sich für ihr Recht und ihre Freiheit einzusetzen. Dagegen wirkt Matthias Matschke in dem komplizierten Konstrukt als Kollege Dirk Köhler diesmal überraschend blass. Tatsächlich ist „Zehn Rosen“weniger ein Krimi als eine Psycho-Studie, in der Männer keine Helden sind. Dieser „Polizeiruf 110“ist ein eindrucksvoll gespielter Frauenfilm.
Mit der Blumenhändlerin Pauline (Kompliment an Alessija Lause) zieht sich ein roter Faden durch den Film. Zehn in Paulines Laden gekaufte Rosen wollte Brasch ihrem Chef eigentlich zum Dienstjubiläum schenken. Am Schluss jedoch liegen sie verblüht im Auto. „Wollen Sie ein paar neue?“Brasch antwortet nicht auf die Frage Paulines. Aber sie macht ihr Mut: „Viel Glück!“
Zugegeben, das ist eine komplizierte Transgender-Geschichte, die von Frauen mit gescheiterten Lebensläufen handelt. Und wo doch Hoffnung besteht, wie in den Szenen, die Doreen Brasch mit ihrem Lover, dem Polizeipsychologen Wilke, zeigen. Man muss kein Fan von Claudia Michelsen sein, um sie hier in dem Facettenreichtum ihres Spiels großartig zu finden.