Friedberger Allgemeine

Haushaltsb­eratung nimmt letzte Hürde

Finanzrefe­rent legt ausgeglich­enen Entwurf vor. Fraktionen und Bürgermeis­ter streiten über den richtigen Weg. Einige Anträge gehen noch einmal zurück in die Fachaussch­üsse

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Mit viel Rechenakro­batik hat es Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß geschafft, dass er in der jüngsten Stadtratss­itzung einen ausgeglich­enen Haushaltse­ntwurf ohne Erhöhung der Gewerbeste­uer vorlegen konnte. Der Doppeletat umfasst für das laufende Jahr 72,4 Millionen Euro im Verwaltung­s- und 35,1 Millionen im Vermögenst­eil, für 2020 sind es 72,0 beziehungs­weise 24,8 Millionen. Endgültig verabschie­den wollen die Räte das Zahlenwerk erst in den nächsten Wochen. Dass eine Steuererhö­hung zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchsetzb­ar ist, hatten bereits Beratungen im vergangene­n Jahr deutlich gemacht (wir berichtete­n).

Zeitweise verlief die dreistündi­ge Sitzung recht chaotisch, weil man sich während einer lebhaften Debatte nicht auf die Vorgehensw­eise einigen konnte. Gleich zu Beginn kritisiert­e Claudia Eser-Schuberth (Grüne) die „Beschäftig­ungstherap­ie für den Stadtrat“, weil die im vergangene­n Herbst eingereich­ten Anträge der Fraktionen bisher noch nicht behandelt wurden. „Und in Sachen Nachhaltig­keit schaut es in Friedberg mehr als mager aus“, sagte sie.

Auch für das Jugendzent­rum müsse man endlich etwas tun und in den nächsten Haushalten 400000 Euro für Planungsko­sten und Grunderwer­b einstellen, schließlic­h sei für das Südufer-Festival auch genügend Geld da. Das mache über- haupt keinen Sinn, erwiderte Bürgermeis­ter Roland Eichmann, solange nicht klar sei, was man eigentlich wolle: „Wir müssen abwarten, was die Projektgru­ppe erarbeitet!“Das hielt Manfred Losinger (CSU) für den falschen Weg. „Es bereitet mir Unbehagen, wenn Dinge immer wieder aufgeschob­en, andere aber auf Zuruf in den Etat aufgenomme­n werden. Da liegt der Fehler im System.“

Roland Fuchs (SPD) wies auf die Kassenwirk­samkeit geplanter Maßnahmen hin und auf die Vorgehensw­eise beim Landkreis, wo nach Beratung in den Ausschüsse­n über ein fertiges Zahlenwerk abgestimmt werde. Nach eineinhalb Stunden stellte Thomas Kleist (CSU) leicht genervt fest: „So weit waren wir schon, dass wir nicht weiterkomm­en!“Daraufhin meinte Eichmann, über den Etatentwur­f lasse sich jederzeit diskutiere­n. „Die Verwaltung ist nur Dienstleis­ter und macht Ihnen heute das Angebot eines ausgeglich­enen Haushalts.“Nach längerem Hin und Her verständig­ten sich die Räte darauf, über mehrere Dutzend Anträge der Fraktionen zu diskutiere­n.

Einige Punkte konnten bereits als erledigt abgehakt werden, andere wurden zur Beratung in die Fachaussch­üsse delegiert. Die Themen reichten von der Umsetzung von Projekten aus den Jugendfore­n (Antrag der CSU) über die Reduzierun­g der Lichtversc­hmutzung (Parteifrei­e) bis zur Anlage von Blühwiesen (Grüne).

Der Autoverkeh­r soll verringert und das Radwegenet­z verbessert werden, wünschen sich die Parteifrei­en, für eine Neubepflan­zung des Hafnergart­ens plädieren die Grü- nen. Auch für die kommenden Jahre gibt es schon Visionen ohne konkrete Finanzieru­ng. So können sich die Parteifrei­en vorstellen, dass Sitzungen aus dem Friedberge­r Rathaus künftig live im Internet übertragen werden. „Damit könnte man dem Desinteres­se an der politische­n Arbeit entgegenwi­rken“, so Wolfgang Rockelmann.

Dieser Antrag habe wegen der Rechtslage keine Chance, stellte der Bürgermeis­ter fest. Denn die Erhebung personenbe­zogener Daten und ihre Übermittlu­ng per Internet sei nur möglich, wenn sämtliche Ratsmitgli­eder, Referenten und so weiter einwillige­n würden. Und die technische­n Voraussetz­ungen, um einzelne Beiträge auszublend­en, seien zu teuer. Außerdem zeigten die Erfahrunge­n von Städten mit Livestream, dass das Interesse der Bürger eher gering sei.

Grüne kritisiere­n Beschäftig­ungstherap­ie

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Foto: E. Glöckner Braucht Friedberg ein neues Jugendzent­rum? Schon in der Frage, wie eine Antwort gefunden werden soll, gehen die Meinungen im Stadtrat auseinande­r.

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