Ein Beitrag zur Politikverdrossenheit
Würde es an der Politikverdrossenheit vieler Bürger etwas ändern, wenn sie die Ratsdebatten via Internet gemütlich vom Sofa aus verfolgen könnten? Einen gewissen Unterhaltungswert haben die ständigen Wortgefechte zwischen Bürgermeister Roland Eichmann und Grünen-Sprecherin Claudia Eser-Schuberth ja durchaus. Doch stundenlange Diskussionen über Millionenbeträge interessieren die Friedberger offensichtlich nicht: Die Zuschauerreihen im Stadtrat blieben am Donnerstagabend wieder einmal leer.
Das ist kein Wunder, denn viele Sitzungen sind so effektiv wie ein Heizlüfter in Zentralafrika. Man ist sich nicht einmal klar darüber, ob zuerst eine Planung und dann das Geld dafür da sein muss oder irgendwie andersrum – und der Bürgermeister leitet die ausufernden Debatten nicht wirklich, strafft nicht, gibt keine Richtung vor. Natürlich kostet das alles eine Menge, auch wenn die Räte keine Berufspolitiker sind: an Sitzungsgeld, Überstunden der Referenten oder Papieraufwand.
Wen wundert die Politikverdrossenheit, wenn jahrzehntelang über einen neuen Baubetriebshof diskutiert wird? Oder wenn sich Claudia Eser-Schuberth und Roland Eichmann aufführen wie im Kindergarten? Es ist gut, dass die Friedberger Debatten nicht im Internet übertragen werden: Wir müssten uns sonst auf dem heimischen Sofa fremdschämen.