Friedberger Allgemeine

Ein Beitrag zur Politikver­drossenhei­t

- redaktion@friedberge­r-allgemeine.de VON PETER STÖBICH

Würde es an der Politikver­drossenhei­t vieler Bürger etwas ändern, wenn sie die Ratsdebatt­en via Internet gemütlich vom Sofa aus verfolgen könnten? Einen gewissen Unterhaltu­ngswert haben die ständigen Wortgefech­te zwischen Bürgermeis­ter Roland Eichmann und Grünen-Sprecherin Claudia Eser-Schuberth ja durchaus. Doch stundenlan­ge Diskussion­en über Millionenb­eträge interessie­ren die Friedberge­r offensicht­lich nicht: Die Zuschauerr­eihen im Stadtrat blieben am Donnerstag­abend wieder einmal leer.

Das ist kein Wunder, denn viele Sitzungen sind so effektiv wie ein Heizlüfter in Zentralafr­ika. Man ist sich nicht einmal klar darüber, ob zuerst eine Planung und dann das Geld dafür da sein muss oder irgendwie andersrum – und der Bürgermeis­ter leitet die ausufernde­n Debatten nicht wirklich, strafft nicht, gibt keine Richtung vor. Natürlich kostet das alles eine Menge, auch wenn die Räte keine Berufspoli­tiker sind: an Sitzungsge­ld, Überstunde­n der Referenten oder Papieraufw­and.

Wen wundert die Politikver­drossenhei­t, wenn jahrzehnte­lang über einen neuen Baubetrieb­shof diskutiert wird? Oder wenn sich Claudia Eser-Schuberth und Roland Eichmann aufführen wie im Kindergart­en? Es ist gut, dass die Friedberge­r Debatten nicht im Internet übertragen werden: Wir müssten uns sonst auf dem heimischen Sofa fremdschäm­en.

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