Prittriching hat wieder einen Metzger
Der 23-jährige Martin Maisterl aus Scheuring kehrt in die Heimat zurück und übernimmt die ehemalige Metzgerei Feicht. Er hat zwischenzeitlich Tausende Kilometer entfernt gearbeitet
Prittriching Heute ist die feierliche Eröffnung, doch bereits seit gestern läuft der Betrieb wieder in der ehemaligen Metzgerei Feicht in Prittriching. Der 23-jährige Metzgermeister Martin Maisterl hat diese samt dem angeschlossenen Gastbetrieb übernommen. In Zeiten, in denen Handwerker verzweifelt Nachwuchs suchen und kleine Läden – gerade auf dem Land – schließen, will er mit seinem Team eine junge, moderne Metzgerei aufbauen.
Er will hochwertige Produkte und Besonderheiten wie verschiedenste Steakzuschnitte anbieten. Aber auch Bewährtes und Klassisches werde es bei ihm geben, und „selbstverständlich jeden Donnerstag ein Weißwurstfrühstück“, sagt er. Bereits im frühen Alter von 13 Jahren wusste Martin Maisterl, dass er Metzger werden und irgendwann einmal „sein eigenes Ding“machen will, wie er sagt. Familiär vorgeprägt ist er in dem Beruf allerdings nicht. Vater Konrad Maisterl ist Landmaschinenmechaniker und seine Mutter Claudia Standesbeamtin. Martin Maisterl ist der älteste von drei Brüdern, geboren 1995 in Landsberg und aufgewachsen in Scheuring. Während er die Mittelschule in Weil besuchte, machte er sein erstes Praktikum in der Metzgerei Kuhn in Kaufering und war gleich begeistert. „In der Metzgerei arbeitet man immer im Team, alleine kann man dort nie etwas bewirken.“Das habe ihm gefallen. Auch die Wertschätzung des Rohprodukts Fleisch und die Ethik im Umgang damit seien in einem kleinen Handwerksbetrieb, im Gegensatz zur Industrieproduktion, sehr hoch.
Also begann Maisterl mit 16 Jahren seine Lehre in der Metzgerei Kuhn. Schlachten, Fleisch zerlegen, veredeln, Verkaufsvorbereitung und die Produktion verschiedenster Wurstsorten. Danach wollte er etwas anderes sehen und arbeitete ein Jahr lang als Springer in verschiedenen Bereichen des Rinderschlachthofs Buchloe. „Auf Dauer wäre mir das zu stumpf“, sagt er und er habe deswegen eine neue Herausforderung gesucht. Er fand sie bei seinem alten Kauferinger Arbeitgeber: In Kuhns Auftrag ging Maisterl für zwei Jahre nach Moskau, um dort die firmeninterne Spezialitätenmetzgerei eines großen, russischen Konzerns aufzubauen.
Als auch diese Herausforderung in Routine überging, kam er Ende 2015 nach Deutschland zurück und absolvierte die Meisterschule in Augsburg mit dem „Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung“als einer der acht Besten seines Jahrgangs. Nächste Station war die „ziemlich große, ziemlich gute Metzgerei mit tollem Arbeitsklima“in Wiggensbach bei Kempten. Anderthalb Jahre pendelte er, dann wollte er „die andere Seite des Berufs kennenlernen“und wechselte in den Verkauf. Mit einem Freund aus Ausbildungstagen fuhr er mit einem mobilen Verkaufswagen die Märkte der Region ab, „das war die Extremversion von Verkaufen, vier Stunden ohne Pause, dann weiter zum nächsten Markt.“
Zwischendurch absolvierte Maisterl auch noch eine Fortbildung zum „Fleischsommelier“. Ein Fleischsommelier kennt sich in der Welt der internationalen Fleischspezialitäten aus, seien es italienische Schinken, seltene Schweinerassen oder edles amerikanisches Rindfleisch.
Auch bei heimischem Fleisch kann der Sommelier genau erklären, worauf zu achten ist und was die Qualitätsmerkmale sind. Marmorierung, Fettauflage, Lagerung, Ernährung des Tieres, unterschiedlichste Zubereitungsarten, mit all dem kennt sich Martin Maisterl bestens aus. Als die Familienmetzgerei Feicht aufgrund personeller Probleme vergangenes Jahr schließen musste, besprach sich Maisterl kurz mit seiner Freundin Julia Rosian, sowie beiden Elternpaaren und beschloss, sich den Traum der Selbstständigkeit zu erfüllen. „Ich habe viel Rückhalt in der Familie, alle unterstützen uns.“Dass seine Metzgerei gleich neben seinem Heimatort liege, sei ein glücklicher Zufall. Er hatte sich darauf eingestellt, in der Ferne suchen zu müssen.