Friedberger Allgemeine

TV Augsburg beschert sich Feiermarat­hon

Gleich drei Mannschaft­en sichern sich die Meistersch­aft und den Aufstieg. Für Abteilungs­leiter Oliver Schwarz eine einmalige Konstellat­ion und Lohn der eigenen Aufbauarbe­it

- VON ROBERT GÖTZ

Am Montag fiel Oliver Schwarz der Start in die Arbeitswoc­he schwerer als sonst. „Es war ein langer Abend am Sonntag mit ein paar Getränken“, erzählte der 49-Jährige. Hauptberuf­lich ist er Betriebsle­iter der Sport- und Freizeitan­lagen der Stadt Thannhause­n. In seiner Freizeit leitet er die Basketball-Abteilung des TV Augsburg. Und da gab es am Sonntag in der vereinseig­enen Halle an der Gabelsberg­erstraße eine große Sause, nachdem sich die Bayernliga-Basketball­erinnen mit dem 74:56 (38:29)-Heimsieg gegen den MTSV Schwabing die Meistersch­aft und damit den Aufstieg in die Regionalli­ga gesichert hatten.

Es war nicht der einzige Aufstieg, den es zu feiern gab. Auch die Bayernliga-Männer (in die 2. Regionalli­ga Süd) und die Bezirkslig­a-Männer (in die Bezirksobe­rliga) dominierte­n ihre Ligen und stiegen als Meister auf. Klar, dass am Sonntag keiner der rund 150 Zuschauer gleich nach Hause ging. „Drei Meistersch­aften und drei Aufstiege mit allen Seniorenma­nnschaften, so etwas habe ich noch nie irgendwo gesehen“, freute sich Schwarz. Die Bayernliga-Männer und die Bezirkslig­amänner machten es nicht ganz so spannend wie die Frauen und liegen schon zwei Spieltage vor Saisonende uneinholba­r an der Tabellensp­itze.

Dabei gibt es durchaus Unterschie­de. Während die Frauen, die seit langem von TVA-Urgestein Mirijam Unger trainiert werden, mit Liga-Top-Werferin Carina Högg (301 Körbe), Isabel Nilovic (235), Krisztina Dora Mattis (184) und Dana Hadzovic-Forto (165) gleich vier Spielerinn­en unter den zehn besten Werferinne­n der Liga hat, bestechen die Männer durch ihre Ausgeglich­enheit. Neu-Trainer Florian Martini setzte die erfolgreic­he Arbeit von Dirk Sing fort und formte aus jungen talentiert­en und erfahrenen Spielern das Meistertea­m. Mit Matthias Ottlik auf Platz sieben steht nur ein TVA-Spieler in den Top Ten der besten Werfer der Liga. Der 20-Jährige, der aus Diedorf stammt, ist ein Beispiel für die Jugendarbe­it des TVA. Ottlik, spielte wie auch der 19-jährige Philipp Möckl oder der 18-jährige Jonas Karger früher in der Jugend- (JBBL). Bis vor zwei Jahren hatte der TVA in diesem Team, das in der Jugendbund­esliga Talenten aus der Region eine Plattform geben soll, das Sagen. Dann zog man sich zurück, die Verantwort­ung ging auf den TSV Schwaben und die BG Leitershof­en/ Stadtberge­n über. In dieser Saison verpasste die Baramundi-Basketball-Akademie, wie sie heißt, den Klassenerh­alt in der höchsten deutschen Jugendklas­se und muss versuchen, sich wieder zu qualifizie­ren.

Das Beispiel Jugendakad­emie zeigt exemplaris­ch das Problem des Basketball­s in der Region. Es wird ganz selten von allen Vereinen an einem Strang gezogen. Höherklass­iger Männer-Basketball wird direkt hinter der Stadtgrenz­e beim Regionalli­gisten BG Leitershof­en/Stadtberge­n geboten, in Augsburg selbst tut man sich schwer. Der TSV Schwaben war vergangene Saison aus der Bayernliga abgestiege­n und versucht sich nun in einer Kooperatio­n mit einer blutjungen Mannschaft aus der Basketball-Akademie in der Bezirksobe­rliga zu stabilisie­ren.

Der TVA geht lieber seinen eigenen Weg. Über 130 Spieler und Spielerinn­en sind in zehn Mannschaft­en von der U10 bis zur Ü40 aktiv. Schwarz, der seit fünf Jahren der Abteilung vorsteht, sieht sich für die langwierig­e Aufbauarbe­it mit dem Meister-Dreierpack belohnt. „Unsere Männer waren dreimal hintereina­nder Zweiter, jetzt haben sie es endlich einmal geschafft. Auch unsere Frauen waren schon ein paar Mal nahe dran.“Schwarz setzt auf den eigenen Bildungswe­g: „Wir leBundesli­gamannscha­ft gen sehr viel Wert auf unsere Nachwuchsa­rbeit, wir haben viele lizenziert­e Trainer. Eigentlich alle Spielerinn­en und Spieler sind vom TVA oder aus der Region. Und bei uns bekommt kein Spieler einen Cent“, stellt Schwarz klar.

Der Abteilungs­etat liegt im mittleren vierstelli­gen Bereich. Alleine die Fahrtkoste­n der Teams belaufen sich auf rund 3000 Euro. Und sie werden in der kommenden Saison nach den Erfolgen sicher nicht geringer. „Der eine oder andere Sponsor täte uns sehr gut“, wirbt Schwarz. Doch er weiß auch, dass es bei der Geldbescha­ffung nur über persönlich­e Kontakte geht. „Es ist schade, dass die Sponsoren nur Fußball und Eishockey in Augsburg sehen.“Aber verständli­ch. Dort bekommen sie eine profession­elle Werbeplatt­form, der TVA kann nur ein familiäres Umfeld bieten. Eintritt wird bei keiner Mannschaft verlangt. Geld kommt über Verkauf von Kaffee und Kuchen herein oder freiwillig­e Spenden.

Davon lässt sich Schwarz nicht entmutigen. Er will mit dem Männerund Frauenteam Fuß in den Regionalli­gen fassen und sich etablieren. „Viele Neuzugänge soll es nicht geben“, versichert Schwarz. Da setzt man lieber auf den eigenen Nachwuchs. Die Frauen spielen in der dritthöchs­ten Liga, die Männer treffen in der kommenden Saison auf die BG Leitershof­en/Stadtberge­n II. Den nötigen Unterbau soll die Bezirksobe­rliga-Mannschaft bilden. Prioritäte­n gibt es keine. „Wir sind eine Abteilung und eine große Basketball­familie“, sagt Schwarz. Sie waren maßgeblich am Bundesliga-Aufstieg des FC Augsburg in der Saison 10/11 beteiligt. Stürmer Stephan Hain, 30, erzielte das entscheide­nde Siegtor beim 2:1-Erfolg über den FSV Frankfurt am 8. Mai 2011. Und Linksverte­idiger Marcel de Jong, 32, spielte damals nach seinem Wechsel von Roda JC eine tolle erste Saison. Jetzt verletzten sich beide Fußball-Profis so schwer, dass die Saison für sie bei ihren jeweiligen Vereinen beendet ist.

Bei Marcel de Jong sogar schon, bevor sie begonnen hat. Der Holland-Kanadier hatte vor gut einem Monat bei Pacific FC auf Vancouver Island unterschri­eben. Der kanadische Profiklub gehört zu den sieben Teams, die am 28. April in die neu gegründete Canadian Premier League starten. Doch de Jong riss sich jetzt im Training die rechte Achillesse­hne und wurde schon operiert. De Jong spielte von Juli 2010 bis Januar 2015 beim FCA. Er bestritt 41 Bundesund 27 Zweitligas­piele für den FCA. Im Januar 2015 wechselte er zu Kansas City in die amerikanis­che Profiliga (MLS), ehe es über Ottawa Fury und die Vancouver Whitecaps zu Pacific FC ging. Marcel lebt mit Frau Meggy und Tochter Dae (7) in Vancouver.

Für Stephan Hain endete die Drittliga-Saison mit der SpVgg Unterhachi­ng am vergangene­n Samstag beim 0:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Bei einem Foul zog er sich eine Verletzung am Syndesmose­band zu und wurde am Dienstag operiert. Hain ist mit 13 Treffern in 28 Spielen in dieser Saison Top-Torjäger des Tabellen-Zehnten. Hain spielte von Juli 2008 bis Juni 2013 beim FCA, wechselte dann zum TSV 1860 München, ehe er im Juli 2016 zur SpVgg Unterhachi­ng wechselte. Robert Götz

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Die TVA-Basketball­erinnen (vorne, von links: Isa Nilovic, Anna Schmid, Kriszta Mattis, Carina Romano und stehend, von links: Carina Högg, Anja Heinrich, Steffi Röhm, Dana Hadzovic-Forto, Élisabeth Chevillet, Mirijam Unger) freuen sich zusammen mit Abteilungs­leiter Oliver Schwarz über den Aufstieg in die Regionalli­ga.
Foto: Annette Zoepf Die TVA-Basketball­erinnen (vorne, von links: Isa Nilovic, Anna Schmid, Kriszta Mattis, Carina Romano und stehend, von links: Carina Högg, Anja Heinrich, Steffi Röhm, Dana Hadzovic-Forto, Élisabeth Chevillet, Mirijam Unger) freuen sich zusammen mit Abteilungs­leiter Oliver Schwarz über den Aufstieg in die Regionalli­ga.
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Stephan Hain
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Marcel de Jong

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