Die Linie 6 auf Erfolgsspur
Die Stadtwerke Augsburg verzeichnen auf der einstigen „Geisterlinie“nach Friedberg-West immer mehr Kunden. Auf der Bahnlinie gibt es ebenfalls mehr Passagiere. Wie sieht die Zukunft aus?
Friedberg Wer am Park-and-ridePlatz Friedberg-West vorbeikommt, sieht es: Der Parkplatz ist meistens voll, manche Autos stehen sogar außerhalb der gekennzeichneten Flächen. Und in der Tat ergibt eine Rückfrage bei StadtwerkeSprecher Jürgen Fergg: „Wir sind mit der Entwicklung der Linie 6 sehr zufrieden.“Die Sechser sei im Vergleich zu anderen Linien gut gefüllt. Und auch wenn mancher Passagier das Gefühl hat, ab der Stadtgrenze ziemlich allein in der Tram zu sitzen, sagt Fergg, die Endhaltestelle weise ähnlich hohe Zahlen auf wie die der Linie 1 am Endpunkt in Göggingen und mehr als die Linie 2 in Augsburg-West (Stadtbergen).
Vergleichszahlen von der Eröffnung im Dezember 2011 bis jetzt gebe es aus technischen Gründen nicht. Zwischen den Jahren 2015 und 2017 seien die Zahlen an Linie 6 im Haltestellenvergleich jedoch um zehn bis 20 Prozent gestiegen. Im Augsburger Textilviertel, wo in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen entstanden, sogar um 40 Prozent.
Deswegen wird es in diesem Bereich zu Stoßzeiten ganz schön voll in den Bahnen. Die Stadtwerke setzen nämlich auf der Sechser die kleineren alten GT6-Bahnen ein, nicht die neuen großen Modelle Combino und Cityflex. Das liege mit daran, dass die Strecke der Linie 6 verhältnismäßig kurz ist, erklärt Fergg. Sie führe im Gegensatz zu allen anderen bis auf die Vierer (die aber wegen des Ziels Oberhausen sehr voll ist) nicht quer durch die Stadt. Trotzdem sollen bald längere Fahrzeuge Richtung Friedberg zum Einsatz kommen. Die Stadtwerke wollen bis zum Jahr 2023 21 neue Straßenbahnen kaufen. Das ist vor allem der Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn geschuldet, doch auch Friedberg soll profitieren. Denn mit Blick in die fernere Zukunft meint Fergg: „Wenn der Augsburger Hauptbahnhof umgebaut ist und die Linie 5 zum Uniklinikum fährt, wird die Sechs ihr volles Potenzial Nehmen sich nun angesichts des Erfolgs die Straßenbahn und die Paartalbahn gegenseitig Kunden weg?
Immerhin dauert die Fahrt vom Hauptbahnhof nach Friedberg Bahnhof nur zehn, mit Straßenbahn – mindestens – 30 Minuten. Trotzdem sind sowohl Stadtwerke Augsburg als auch Bayerische Regiobahn zufrieden mit der Konstellation. Seit 2009 seien die Fahrgastzahlen von Augsburg nach Friedberg um 30 Prozent gestiegen, vermeldet ein Sprecher der BRB. Exakte Zahlen dürfe er allerdings aus Wettbewerbsgründen nicht nennen.
Wichtig bei der Linie 6, die auf der grünen Wiese endet, ist die weitere Anbindung in die Stadt Friedberg. Der Augsburger Verkehrsverbund baut das Angebot seit der Eröffnung der Linie 6 aus. Das schlägt sich in den Fahrgastzahlen nieder. 2012 hatte der AVV laut Hochrechnung auf der Linie 200 rund 405 000 Fahrgäste. Nach Ausweitung der Fahrpläne wurden die Linien Anfang 2018 nochmals gezählt. Die Hochrechnung ergibt für 2018 rund 550 000 Fahrgäste. Es gibt noch keine Daten, die belegen, wie sich das Aus des City-Express’ ausgewirkt hat. Irene Goßner, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit beim AVV, berichtet aber, dass die Busfahrer eine leichte Steigerung der Fahrgastzahlen beobachtet hätten. Diese sollen durch das „Konzept 2020“ab Dezember 2019 mit neuen Buslinien für Friedberg weiter in die Höhe klettern. Prognosen gehen von plus drei Prozent aus.
Während diese Pläne schon konkret sind, stehen andere Ideen noch in den Sternen. Die Friedberger SPD hat eine Verlängerung der Linie 6 zum Bahnhof ins Spiel gebracht. Der Stadtrat unterstützte den Antrag, dieses Projekt auf seine Realisierungschancen hin untersuchen zu lassen. Dabei geht es unter anderem um die Trasse. Denn Bürgermeister Roland Eichmann kann sich zum Beispiel vorstellen, dass auch der Volksfestplatz in die Linienführung einbezogen wird.
Die Stadtwerke zeigen sich geentfalten.“ genüber einer Verlängerung aufgeschlossen. „Es kann nicht an der Augsburger Stadtgrenze Ende mit der Mobilität sein“, sagt Fergg. Dazu war es nur gekommen, weil am Rudolf-Diesel-Gymnasium in Hochzoll kein Platz für eine Wendeschleife war. Wichtig sei nun eine Machbarkeitsstudie über Fahrgäste und Zuschüsse. Die Stadtwerke weisen aber darauf hin, dass die Initiative von der Stadt Friedberg und dem Landkreis Aichach-Friedberg, der für den ÖPNV zuständig ist, ausgehen müsse.
Sogar bei der Regiobahn findet die Idee Unterstützung. Sie sehen eine Verlängerung nicht als Konkurrenz, sondern als Vorteil für ihre eigene Linie. „Man kann dann zwischen Hochzoll und Friedberg in die Tram steigen und bis zum Bahnhof fahren“, erläutert ein Sprecher. » Soll die Linie 6 verlängert werden? Stimmen Sie dazu ab bei einem Online-Voting unter: friedberger-allgemeine.de/friedberg