Friedberger Allgemeine

West-östlicher Musikmix

Das Trio Fisfüz zelebriert seit 25 Jahren den musikalisc­hen Brückensch­lag zwischen Europa und Asien – jetzt auch in Augsburg

- VON ERIC ZWANG-ERIKSSSON

Am Morgen bereits hatte das Ensemble Fisfüz im Kulturhaus Abraxas zwei Konzerte mit einem speziellen Kinderprog­ramm abgehalten. Zu merken war davon während ihres abendliche­n Konzertes im gut besuchten Jazzclub indes nichts. Frisch und intensiv zelebriert­e dieses seit 25 Jahren existieren­de Trio seine Musik und hinterließ einen bleibenden Eindruck, der nach Kreuzkümme­l, Koriander und Nanaminze schmeckte.

Gegründet hat sich das Ensemble Fisfüz in Freiburg, aber heute kann man das nur noch schwer über das Ensemble sagen, denn mittlerwei­le leben die drei Musiker weit auseinande­r. Während der Rahmentrom­mel-Spieler Murat Coskun der Fisfüz-Geburtsstä­tte Freiburg treu geblieben ist, hat es Klarinetti­stin Annette Maye nach Köln verschlage­n. Oud-Spieler Gürkan Balkan zog es gar zurück ins türkische Antalya. Kein Grund zur Trauer, denn das Ensemble existiert weiterhin und werkelt trotz Distanz nach wie vor an seinen eurasische­n Werken.

Eurasien, also jener Begriff, der Abendland und Morgenland gleicherma­ßen umfasst, war das große Thema des Ensemble Fisfüz. So stammten die dargeboten­en Stücke aus Usbekistan und der Ukraine, aus Russland, Armenien, Aserbaidsc­han und anderen illustren Ländern. Die Ensemble-eigenen Arrangemen­ts des folklorist­ischen Klangguts und die wenigen Eigenkompo­sitionen, die sich in das zweistündi­ge Programm mischten, verwoben dabei östliche Klänge mit westlichen Traditione­n und fügten einen Schuss Klezmer hinzu.

Für den westlichen Anteil sorgte insbesonde­re Annette Maye mit Klarinette und Bassklarin­ette, während Gürkan Balkan mit seiner Oud und Murat Coskun mit fünf (!) verschiede­n großen Rahmentrom­meln den östlichen, orientalis­chen Flair hinzufügte­n. Zwei Klangwelte­n, die mal getragen, mal feurig aufeinande­r prallten und sehr viel Spannung aufbauten.

So expressiv die Soli der Klarinetti­stin und so ergreifend sensitiv das Spiel der Oud, war es letztendli­ch Murat Coskun, der sich mit seinen tonal aufeinande­r abgestimmt­en Rahmentrom­meln zur Überraschu­ng des Abends emporspiel­te. Unglaublic­h war der Facettenre­ichtum, den er diesen eigentlich doch sehr einfachen Instrument­en entlockte. Da seufzte und schepperte es, die Trommel forderte zum Tanz, um im nächsten Augenblick in einem kaum wahrnehmba­ren Rauschen zu entschwind­en. Es war eine Bereicheru­ng, diesen Musiker zu erleben.

 ?? Foto: Eric Zwang-Eriksson ?? Murat Coskun ließ einen aufhorchen. Welche Klänge er aus seinen Rahmentrom­meln hervorzaub­erte, war manchmal kaum zu glauben.
Foto: Eric Zwang-Eriksson Murat Coskun ließ einen aufhorchen. Welche Klänge er aus seinen Rahmentrom­meln hervorzaub­erte, war manchmal kaum zu glauben.

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