Friedberger Allgemeine

Von Augsburg in die Mongolei und wieder zurück

Janine und Fridolin Unfug haben ihr Leben in Augsburg abgebroche­n und sich mit einem Camper auf den Weg in Richtung Osten begeben. Zwei Jahre ist das her. Nun kommen sie wieder und freuen sich vor allem auf eines

- VON ELENA KEMPER

Vor gut zwei Jahren wagten Fridolin und Janine Unfug den Schritt in das Ungewisse. Vom Augsburger Hotelturm brachen sie zu einer Reise gen Osten auf, die sie bis in die Mongolei führte und für die sie das „angenehme Leben“in Augsburg zurückließ­en. Gerade sind Janine und Fridolin Unfug mit ihrem Camper in Slowenien. In etwa zwei Wochen werden sie wieder zurück in Deutschlan­d sein. Zeit, die Reise Revue passieren zu lassen.

Nach so vielen Monaten in fremden Ländern komme ihnen das Fremde bekannter vor als die Heimat. Jeder Tag ihrer Reise sei wie „der erste Tag bei einem neuen Arbeitgebe­r“gewesen. Man wisse nie genau, was der Tag bringe, und werde jedes Mal aufs Neue von vielen unbekannte­n Eindrücken erschlagen. Ihre Reise ist „wahnsinnig schön und inspiriere­nd“und gleichzeit­ig „wahnsinnig intensiv und anstrengen­d“, erklären sie. Dennoch sind sie sich sicher: „Wir würden diesen Schritt jederzeit wieder gehen“.

Den Wunsch nach einer Langzeitre­ise hegten Janine und Fridolin Unfug schon seit längerem. Für eine kurze Zeit an einen Ort auf der anderen Seite der Weltkugel zu reisen, um dort möglichst viele Sehenswürz­u besichtige­n, war für die 31-Jährige und den 36-Jährigen immer etwas unbefriedi­gend. Vielmehr wollten sie länger bleiben, um die Kulturen kennenzule­rnen, Kontakt mit den Einheimisc­hen aufzunehme­n und die Schönheit der Natur zu erfahren. Nach einigen Recherchen wurde die vage Idee zum festen Plan. Sie kündigten die Wohnung in Augsburg und die Jobs als Teamleiter­in in der Weiterbild­ungsbranch­e und als Ingenieur bei MAN. Sie legten ein Abreisedat­um fest und kauften einen 20 Jahre alten Camper, der ihnen auf ihrer Reise als Transportm­ittel und mobile Wohnung dient.

Als grobe Route wählten die beiden die sogenannte Ostroute, welche über den Iran und Zentralasi­en in die Mongolei verläuft. Österreich, Italien und die Länder des Balkan waren die ersten Stationen auf ihrer Reise. Und schon auf der Balkanhalb­insel fiel ihnen eines auf: Herzlichke­it und Gastfreund­lichkeit sind für die Einheimisc­hen dort etwas ganz Alltäglich­es. „Für uns war so viel Freundlich­keit unverständ­lich“, erinnern sie sich zurück und fügen hinzu. „Wir hatten immer im Hinterkopf, dass da etwas nicht stimmt.“Aber das war ganz und gar nicht so. Egal in welchem Land sie waren, jeder empfing sie herzlich. In Usbekistan erhielten sie spontan Einladung zu einer Hochzeit; in Georgien verbrachte­n sie ein ungeplante­s Mittagsess­en bei einer georgische­n Familie, die sie am Straßenran­d ansprach, als sie gerade auf den Abschleppd­ienst warteten.

Von jedem Land geht für die beiden Langzeitre­isenden eine ganz besondere Faszinatio­n aus. „Je fremder uns eine Kultur war, umso mehr haben wir von ihr gelernt“, erklären sie. So ist die Reise für sie ein einziger Höhepunkt: Die Bergwelt des Pamir in Tadschikis­tan oder die weiten Landschaft­en in der Mongolei betrachten sie ebenso als „eindrucksv­oll“wie die weniger schönen Ölfelder in Aserbaidsc­han oder die Diktatur in Turkmenist­an. Besonders hat es ihnen aber der Iran angetan.

„Der Iran ist einfach nur fantastisc­h“, schwärmen sie. Allerorts werde man mit „Welcome to Iran“begrüßt und zum Picknick oder Tee eingeladen. Insgesamt sechs Monate nahmen sie sich deswegen Zeit und erkundeten das Land – davon drei Monate mit einem befreundet­en iranischen Paar, das sie in der Türkei kennengele­rnt hatten.

Vom Iran ging es weiter nach Turkmenist­an. Die Durchqueru­ng des Landes zählt für sie zu den extremsten Erfahrunge­n der Reise. Zumal die von der Diktatur gestellten Auflagen für Durchreise­nde exdigkeite­n trem hoch sind. So mussten sie „die kürzeste Verbindung zwischen Einreisegr­enze und nachfolgen­dem Land“wählen und die vorgegeben­e Strecke innerhalb von fünf Tagen zurücklege­n. Sightseein­g sei zudem in Turkmenist­an nicht gerne gesehen. Dennoch verließen Fridolin und Janine Unfug die feste Route, um die Hauptstadt Turkmenist­ans, Aschgabat, zu besuchen. „So etwas haben wir noch nie gesehen.“Die Infrastruk­tur und die Gebäude der Stadt seien brandneu und einheitlic­h in Weiß oder Gold gehalten. Nur: „Das Einzige, was fehlte, waren Menschen.“Mutterseel­enallein waren sie bei der Anfahrt einige Kilometer auf einer sechsspuri­gen Prachtstra­ße in Richtung des Zeneine trums gefahren, bis sie die ersten Menschen erblickten. Fotografie­ren sei nur erlaubt, wenn kein Uniformier­ter geknipst wird. Und tatsächlic­h sei das bei der Menge an uniformier­ten Menschen gar nicht so einfach, erklärt das Paar.

Auf dem Weg in Richtung Mongolei durch Usbekistan, Kasachstan, Tadschikis­tan und Russland, stieß ein tierischer Mitreisend­er zu ihnen: eine zwei Monate alte, herrenlose Hündin, die sie Pamira tauften.

Die Mongolei mit den „traumhafte­n Landschaft­en“bildete für die beiden Langzeitre­isenden letztlich den „geografisc­hen Wendepunkt“, denn von dort aus ging es wieder zurück in Richtung Europa.

Wie wird es für die beiden nach der Zeit im Ausland weitergehe­n? „Wir sind gespannt, wie es für uns verläuft“, sagen sie. Besonders freuen sie sich darauf, wieder alles zu kennen: Dass sie sich nicht mehr mit Händen und Füßen verständig­en müssten, im Supermarkt bekannte Produkte kaufen könnten und wüssten wer im Kreisverke­hr Vorfahrt hat. Ob sie solch eine Reise nochmals antreten? „Ausschließ­en möchten wir es nicht, jetzt freuen wir uns erst einmal auf die Rückkehr.“

» Der Reiseberic­ht im Internet: a-fabulous-world.de/

 ?? Fotos: Janine Unfug ?? Fridolin und Janine Unfug mit Hündin Pamira. Vor zwei Jahren kündigten die Augsburger ihre Jobs und machten sich auf den Weg. Seither haben sie viel erlebt und wollen diese Erfahrunge­n nicht missen. Besonders beeindruck­t hat sie die Herzlichke­it und Gastfreund­schaft der Menschen.
Fotos: Janine Unfug Fridolin und Janine Unfug mit Hündin Pamira. Vor zwei Jahren kündigten die Augsburger ihre Jobs und machten sich auf den Weg. Seither haben sie viel erlebt und wollen diese Erfahrunge­n nicht missen. Besonders beeindruck­t hat sie die Herzlichke­it und Gastfreund­schaft der Menschen.
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Mit dem Camper ging es für das Augsburger Paar auf Langzeitre­ise.

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