Taucher retten leichtsinnige Männer aus Höhle
Die Schwäbische Alb ist für ihre faszinierende Höhlenwelt bekannt. Jetzt kam es dort beinahe zu einem Drama
Bad Urach Die Erleichterung ist rundum spürbar, als sich am Montagvormittag um kurz nach zehn der Rettungswagen mit dem zweiten geborgenen Höhlengänger den Weg durch das Durcheinander von Menschen, Material und Einsatzfahrzeuge bahnt und den Waldparkplatz zwischen Bad Urach und Grabenstetten in Richtung Krankenhaus verlässt. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt Markus Metzger, Rettungsdienstleiter beim Deutschen Roten Kreuz in Reutlingen, die Geretteten seien wohlauf. Schon zwei Stunden zuvor war der erste der beiden Männer aus der Falkensteiner Höhle wieder ans Tageslicht gebracht und versorgt worden – nach einer langen Nacht in der Höhle. Ende gut, alles gut?
Seit Sonntagabend waren über 90 Helfer im Einsatz, „das ganz große Besteck“, sagt Einsatzleiter Andreas Müller. In die Erleichterung über das glimpfliche Ende mischen sich vor Ort aber auch kritische Stimmen. Die Wetterverhältnisse am Sonntag auf der Schwäbischen Alb waren anspruchsvoll, mit viel Wasser in der Höhle war zu rechnen und die beiden Männer – ein Höhlenführer und sein Kunde – wohl nicht entsprechend ausgerüstet.
Michael Hottinger, Einsatzleiter der Höhlenrettung, hat eine lange Nacht hinter sich. Er findet klare Worte: „Wenn man bei solchen Verhältnissen da hineingeht, muss einem klar sein, dass etwas passieren kann. Entweder muss man dann draußen bleiben oder vernünftige Ausrüstung mitnehmen“, sagt er, „da reichen keine zwei Rettungsdecken.“
Denn viel mehr an Sicherheitsreserven hatten die beiden Männer wohl nicht dabei, als sie am Sonntag in die Falkensteiner Höhle eingestiegen waren. Für die meisten Touristen, die einen Blick in den Schlund der Höhle werfen wollen, endet der gangbare Weg ins Höhleninnere knapp 20 Meter nach dem Eingangsportal mit der ersten Engstelle des Ganges, durch die es nur gebückt zwischen feuchten Felswänden hindurchgeht. Wer weitergehen will, braucht nicht nur entsprechende Ausrüstung und Erfahrung, sondern muss sich vorher bei der Gemeinde anmelden und eine Bergeversicherung nachweisen.
Die beiden Männer hatten sich bis zur „Reutlinger Halle“vorgearbeitet, einer etwas erhöhten gerölligen Felshalle im Berg. Dabei passierten sie auch drei sogenannte Siphons – Gangabschnitte, die zum Teil unter Wasser stehen und normalerweise zu Fuß passiert werden, aber bei starkem Wassereindrang bis zur Decke volllaufen können. Ohne Tauchgerät ist der Rückweg dann verschlossen. Genau das passierte: Der Regen ließ unablässig Wasser in die Karsthöhle nachfließen, die Siphons liefen voll, die Männer saßen fest. Als ihre abendliche Rückmeldung ausblieb, informierte ein Angehöriger die Rettungskräfte. Noch in der Nacht drangen die ersten Hilfskräfte zu den Festsitzenden vor. „Das war brutal, wirklich anstrengend, eine irre Strömung“, sagt einer der beteiligten Taucher.
Wegen der großen Wasserströmung aus der Höhle heraus mussten erst Seilsicherungen für die Retter gelegt werden, um Rettungsmaterial nach innen zu schaffen. „Das war kein Spaziergang, sondern harte Arbeit, extrem anstrengend“, sagt Einsatzleiter Hottinger. „Eine wirkliche Gefährdungslage hatten wir zu keiner Zeit, aber wir haben das Zehnfache des Normalen an Zeit gebraucht für die Strecke.“
Als feststeht, dass die Sache ein gutes Ende nimmt, ist auch bei Roland Deh, dem Bürgermeister von Grabenstetten, die Erleichterung groß. Er bezeichnet die Aktion als „Dummheit“. Etwa 15000 bis 20000 Euro werde der Einsatz auf der Schwäbischen Alb kosten, schätzt er. Unklar ist noch, ob die Versicherung der Geretteten dafür aufkommt.