Friedberger Allgemeine

TV Augsburg will zurück in die Bundesliga

Nach dem Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklass­e beschäftig­t sich der Verein mit dem sofortigen Wiederaufs­tieg. Zum Problem werden könnte das Image der Sportart und der fehlende Nachwuchs

- VON JOHANNES GRAF

Insgeheim, das gibt Andreas Schneeweis unumwunden zu, hätte er sich mehr erwartet. Mit den Faustballe­rn des TV Augsburg war der 30-Jährige vor einem Jahr erstmals in die Bundesliga aufgestieg­en. Nach nur einer Saison ist der Ausflug in Deutschlan­ds höchste Spielklass­e jedoch wieder beendet. Aus Sicht von Schneeweis wäre dies vermeidbar gewesen. Der Teamkapitä­n räumt Verletzung­spech ein, nur ganz selten konnte der TVA während der Freiluftsa­ison in Bestbesetz­ung antreten, entscheide­nd war aus seiner Sicht aber ein anderer Grund: „Wir hatten extrem großen Respekt vor den Gegnern, man könnte es beinahe als Angst bezeichnen.“

Vor allem gegen Ende der Saison, als Augsburg in der Abstiegsru­nde zwingend punkten musste, spielte der Kopf nicht mit. Schneeweis ist überzeugt: Die anderen Teams seien spielerisc­h womöglich stärker gewesen, mit einer entspreche­nden Mannschaft­sleistung hätte man den Abstieg dennoch vermeiden können. Mit Blick auf die Bundesliga­Premierens­aison hat sich bei Schneeweis der Eindruck verfestigt, er persönlich habe sein Potenzial nicht gänzlich abgerufen. Daraus zieht er schon jetzt die Motivation für die kommende Spielzeit in der 2. Bundesliga Süd. Schneeweis erwartet eine Top-Drei-Platzierun­g von seiner Mannschaft, sein persönlich­es Ziel ist der sofortige Wiederaufs­tieg. „Der Anspruch ist da, das nochmals anzugehen.“

Schneeweis hat als Fünfjährig­er beim TV Augsburg mit dem Ballsport angefangen, Förderer und Forderer war schon damals Abteilungs­leiterin Doris Horber. Sie und weitere Verantwort­liche der Abteilung haben zusehends mit Nachwuchsp­roblemen zu kämpfen. Ungefähr hundert Mitglieder zählt die Sparte, nur knapp 60 davon sind aktiv am Ball. Sportwart Rainer Kastner kennt das verstaubte Image, das an seiner Sportart haftet: „Bei der Jugend haben wir keinen guten Ruf“, sagt er. Und: „Von hundert Leuten kennen 99 diese Sportart nicht mehr.“

Kastner, 68 Jahre alt und seit 40 Jahren in der Abteilung engagiert, macht sich große Sorgen um die Zukunft seiner Sparte. Als Staffellei­ter im bayerische­n Verband hat Kastner Einblick, in Donauwörth wird noch Faustball gespielt und vereinzelt im Allgäu. Vor rund 40 Jahren war das ganz anders, im Großraum Augsburg tummelten sich rund 30 Vereine, die den Sport, der dem Volleyball ähnelt, anboten. Oft wechselten Fuß-, Hand- oder Volleyball­er nach ihrer aktiven Zeit zum Faustball. Das sorgte für Zulauf, aber auch für die Anmutung eins Altherrens­ports. Zu großen Turnieren, etwa in Königsbrun­n, kamen knapp 50 Mannschaft­en. Auch der TVA organisier­te mit dem Er-und-Sie-Turnier einen Wettbewerb, zu dem Teams aus ganz Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz, ja sogar Brasilien kamen. Erfreut merkt Kastner an, dass dieses Turnier auch abseits des Platzes für den TVA bedeutend war. Vier Ehen seien dadurch entstanden, rechnet Kastner vor.

Der TVA betreibt Nachwuchsa­rbeit, führt die Kleinsten an den Ballsport heran, muss letztlich aber erkennen, wie selten Jugendlich­e der Sportart die Treue halten. Die U10, U12 und U14 männlich kann Augsburg derzeit besetzen, aber vor allem in den wichtigen Altersklas­sen U16 und U18, in denen der Übertritt zu den Erwachsene­n vorbereite­t wird, hat der TVA keine Mannschaft im Spielbetri­eb. Wenigstens hielt die Männerrese­rve die Bayernliga, indem sie am letzten Spieltag den TSV Seußen 3:1 besiegte.

Während andere Spitzenver­eine Deutschlan­ds mit Hilfe finanzstar­ker Sponsoren teils auf Verstärkun­gen aus Brasilien, Argentinie­n oder Chile zurückgrei­fen, bleibt der TV Augsburg eine familiäre Mannschaft, die mit Herzblut und hohem Freizeitau­fwand ihrer Sportart nachgeht. Sowohl in der Hallensais­on (2. Liga) als auch auf dem Feld tritt der TVA in gleicher Formation an. Verstärkun­gen durch Studenten oder einen berufliche­n Umzug nach Augsburg sind möglich, Spieler gezielt abwerben werde man nicht, betont Kastner: „Das hat der TVA noch nie gemacht.“Der langjährig­e Funktionär ist dennoch überzeugt: Die Mannschaft werde um den Aufstieg in die Bundesliga spielen.

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Foto: Siegfried Kerpf Nach dem Abstieg wollen Andreas Schneeweis (im Bild) und die Faustballe­r des TV Augsburg zurück in die Bundesliga.

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