Ihr Traum vom eigenen Laden platzte
Das Ehepaar Ohnemus hat in Lechhausen eine Metzgerei übernommen und sich so für den Erhalt der Nahversorgung eingesetzt. Vor wenigen Wochen wurde nun der Mietvertrag gekündigt
Sie waren ein Vorzeigepaar. Maximilian und Jessica Ohnemus haben sich nicht nur entgegen dem Trend gemeinsam als junge Leute in einem traditionsreichen Handwerk engagiert; sie führten ihre Metzgerei in der Rechten Brandstraße auch beide mit Meistertitel. Nun aber müssen sie ihr Geschäft aufgeben. Ihr Vermieter, der früher die Metzgerei in Lechhausen geführt hatte, hat den Mietvertrag aufgrund von Unstimmigkeiten vorzeitig gekündigt.
Den beiden ist die Enttäuschung anzumerken, dass ihr Traum von der eigenen Metzgerei so unverhofft endet. Denn schließlich haben sie vor gut zwei Jahren mit großem Tatendrang begonnen. Damals schilderten sie in einem Beitrag für unsere Zeitung, was sie am Metzgerberuf, der ein großes Nachwuchsproblem hat, so fasziniert. „Der Beruf ist extrem vielseitig und ich mag die Beratung. Viele Menschen wissen gar nicht mehr so genau, wie man welches Fleisch zubereiten muss. Und dann beraten wir sie. Das ist schön“, sagte Jessica Ohnemus. Ihr Mann Max ergänzte: „Es hat so viel mit Kreativität zu tun. Man kann seine eigenen Ideen ausprobieren.“Das Schönste sei für ihn, den eigenen Laden zu betreten und zu wissen: Alles, was in der Theke liegt, von links bis rechts, das habe ich selber hergestellt.
Doch nun ist der Traum vom eigenen Laden ausgeträumt. Warum das Mietverhältnis gekündigt wurde, wollen die beiden nicht näher erläutern. Der Vermieter war trotz mehrerer Versuche unserer Redaktion nicht zu erreichen. Der letzte Tag, an dem die Metzgerei geöffnet hat, wird der 7. September sein. Viele Kunden wurden überrascht. Partyservice-Besteller hätten sich schon erkundigt, ob sie ihr Fingerfood noch bekommen werden. Da gibt es aber gute Nachrichten: Der Partyservice wird bestehen bleiben.
Maximilian und Jessica Ohnemus stammen beide nicht aus Metzgereien, haben aber beide ihren Neigungsberuf ergriffen. Es macht ihnen Freude, gutes Fleisch handwerklich zu verarbeiten. Sie hatten sich schon in ihrem Ausbildungsbetrieb kennengelernt. Zuerst machte sie ihren Meister, dann er. Etwas später gründeten sie ihren Partyservice, nachdem sie sich mit Erfolg bei Partys von Freunden ums Essen gekümmert hatten.
Dann konnten sie eine Metzgerei in Affing übernehmen. Von Augsburg aus ließ sie sich aber nur schwer führen. Deshalb war das Meisterpaar froh, dass ihnen die Metzgerei in Lechhausen angeboten wurde. Sie führten sie nun zwei Jahre lang mit gutem Kundenzuspruch, wie sie sagen.
Eine solche Chance wird sich ihnen wohl so schnell nicht noch einmal bieten. Das finanzielle Risiko, eine Metzgerei neu zu gründen, wollen sie lieber nicht eingehen. Maximilian Ohnemus hat sich bereits nach einem Betrieb umgesehen, den er mit seiner Frau weiterführen könnte, aber einen, der den Bedürfnissen des Paars entspricht, gibt es im näheren Umkreis von Augsburg nicht. Er wird daher schweren Herzens die Branche verlassen und eine Stelle bei den Stadtwerken antreten.
Jessica Ohnemus wird als Angestellte in einem Metzgereibetrieb arbeiten und sich parallel um den Partyservice kümmern. Derzeit hat die Metzgerei zehn Angestellte, davon einige in Teilzeit. Es ist laut Jessica Ohnemus bislang nicht gelungen, allen eine neue Arbeitsstelle zu verschaffen.