Friedberger Allgemeine

Ihr Traum vom eigenen Laden platzte

Das Ehepaar Ohnemus hat in Lechhausen eine Metzgerei übernommen und sich so für den Erhalt der Nahversorg­ung eingesetzt. Vor wenigen Wochen wurde nun der Mietvertra­g gekündigt

- VON ANDREAS ALT

Sie waren ein Vorzeigepa­ar. Maximilian und Jessica Ohnemus haben sich nicht nur entgegen dem Trend gemeinsam als junge Leute in einem traditions­reichen Handwerk engagiert; sie führten ihre Metzgerei in der Rechten Brandstraß­e auch beide mit Meistertit­el. Nun aber müssen sie ihr Geschäft aufgeben. Ihr Vermieter, der früher die Metzgerei in Lechhausen geführt hatte, hat den Mietvertra­g aufgrund von Unstimmigk­eiten vorzeitig gekündigt.

Den beiden ist die Enttäuschu­ng anzumerken, dass ihr Traum von der eigenen Metzgerei so unverhofft endet. Denn schließlic­h haben sie vor gut zwei Jahren mit großem Tatendrang begonnen. Damals schilderte­n sie in einem Beitrag für unsere Zeitung, was sie am Metzgerber­uf, der ein großes Nachwuchsp­roblem hat, so fasziniert. „Der Beruf ist extrem vielseitig und ich mag die Beratung. Viele Menschen wissen gar nicht mehr so genau, wie man welches Fleisch zubereiten muss. Und dann beraten wir sie. Das ist schön“, sagte Jessica Ohnemus. Ihr Mann Max ergänzte: „Es hat so viel mit Kreativitä­t zu tun. Man kann seine eigenen Ideen ausprobier­en.“Das Schönste sei für ihn, den eigenen Laden zu betreten und zu wissen: Alles, was in der Theke liegt, von links bis rechts, das habe ich selber hergestell­t.

Doch nun ist der Traum vom eigenen Laden ausgeträum­t. Warum das Mietverhäl­tnis gekündigt wurde, wollen die beiden nicht näher erläutern. Der Vermieter war trotz mehrerer Versuche unserer Redaktion nicht zu erreichen. Der letzte Tag, an dem die Metzgerei geöffnet hat, wird der 7. September sein. Viele Kunden wurden überrascht. Partyservi­ce-Besteller hätten sich schon erkundigt, ob sie ihr Fingerfood noch bekommen werden. Da gibt es aber gute Nachrichte­n: Der Partyservi­ce wird bestehen bleiben.

Maximilian und Jessica Ohnemus stammen beide nicht aus Metzgereie­n, haben aber beide ihren Neigungsbe­ruf ergriffen. Es macht ihnen Freude, gutes Fleisch handwerkli­ch zu verarbeite­n. Sie hatten sich schon in ihrem Ausbildung­sbetrieb kennengele­rnt. Zuerst machte sie ihren Meister, dann er. Etwas später gründeten sie ihren Partyservi­ce, nachdem sie sich mit Erfolg bei Partys von Freunden ums Essen gekümmert hatten.

Dann konnten sie eine Metzgerei in Affing übernehmen. Von Augsburg aus ließ sie sich aber nur schwer führen. Deshalb war das Meisterpaa­r froh, dass ihnen die Metzgerei in Lechhausen angeboten wurde. Sie führten sie nun zwei Jahre lang mit gutem Kundenzusp­ruch, wie sie sagen.

Eine solche Chance wird sich ihnen wohl so schnell nicht noch einmal bieten. Das finanziell­e Risiko, eine Metzgerei neu zu gründen, wollen sie lieber nicht eingehen. Maximilian Ohnemus hat sich bereits nach einem Betrieb umgesehen, den er mit seiner Frau weiterführ­en könnte, aber einen, der den Bedürfniss­en des Paars entspricht, gibt es im näheren Umkreis von Augsburg nicht. Er wird daher schweren Herzens die Branche verlassen und eine Stelle bei den Stadtwerke­n antreten.

Jessica Ohnemus wird als Angestellt­e in einem Metzgereib­etrieb arbeiten und sich parallel um den Partyservi­ce kümmern. Derzeit hat die Metzgerei zehn Angestellt­e, davon einige in Teilzeit. Es ist laut Jessica Ohnemus bislang nicht gelungen, allen eine neue Arbeitsste­lle zu verschaffe­n.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Da hatten Jessica und Maximilian Ohnemus noch gut lachen: Vor zwei Jahren übernahm das Ehepaar eine Metzgerei in Lechhausen und wollte sich damit einen Lebenstrau­m erfüllen. Weil der Mietvertra­g gekündigt wurde, ist dieser Traum nun geplatzt.
Archivfoto: Ulrich Wagner Da hatten Jessica und Maximilian Ohnemus noch gut lachen: Vor zwei Jahren übernahm das Ehepaar eine Metzgerei in Lechhausen und wollte sich damit einen Lebenstrau­m erfüllen. Weil der Mietvertra­g gekündigt wurde, ist dieser Traum nun geplatzt.

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