Friedberger Allgemeine

Der lange Weg zur radlfreund­lichen Stadt

Damit Friedberg das Zertifikat erhält, müssen noch viele Hausaufgab­en erledigt werden. Frühestens in vier Jahren könnte es so weit sein

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Noch ein langer Weg ist es für die Stadt Friedberg bis zum Zertifikat als fahrradfre­undliche Kommune. Dieser Titel wird vom Staatsmini­sterium für Wohnen, Bau und Verkehr verliehen, und zwar auf Vorschlag der Arbeitsgem­einschaft fahrradfre­undlicher Kommunen in Bayern (AGFK). Diese wird vom Freistaat Bayern jährlich mit einer Viertelmil­lion Euro unterstütz­t. Im Februar 2012 hatten sich 38 Kommunen in der AGFK zusammenge­schlossen, um gemeinsam den Radverkehr in Bayern voranzubri­ngen; bis 2018 ist die Zahl der Mitgliedsk­ommunen auf 61 angewachse­n.

Die Friedberge­r Räte hatten im November 2018 eine Mitgliedsc­haft beantragt; seit 1. Juni dieses Jahres ist die Stadt jetzt vorläufige­s Mitglied in der AGFK. „Um ein Zertifikat zu bekommen und dauerhafte­s Mitglied zu werden, müssen wir in den nächsten Jahren verschiede­ne Auflagen erfüllen“, so Bürgermeis­ter Roland Eichmann. Ziel sei es, dem Radverkehr in Friedberg mehr Gewicht zu geben sowie das Netzwerk und die Erfahrunge­n anderer Kommunen zu nutzen.

Eine Bewertungs­kommission hatte vor wenigen Wochen eine elf Kilometer lange Radtour durch Friedberg unternomme­n und sich ausführlic­h über die aktuelle Situation und geplante Maßnahmen informiert. „Dabei wurden etliche Verbesseru­ngen vorgeschla­gen“, so der Bürgermeis­ter. Dazu gehören unter anderem eine Fahrrad-Abstellsat­zung für Neubauten, die systematis­che Überprüfun­g der Beschilder­ung sowie eine bessere Informatio­n und Kommunikat­ion. In vier Jahren soll es dann eine sogenannte „Hauptberei­sung“geben, von deren Ergebnis die Verleihung des Zertifikat­s abhängt.

Um radeln sicherer zu machen, führt die AGFK Bayern derzeit zusammen mit der Technische­n Hochschule Nürnberg ein Forschungs­projekt durch. Auf verschiede­nen Straßenabs­chnitten in bayerische­n Kommunen werden unterschie­dliche Maßnahmen und deren Wirkung auf die Sicherheit des Radverkehr­s untersucht. Elf bayerische Kommunen beteiligen sich an diesem Modellvers­uch; Ergebnisse werden im Frühjahr 2020 erwartet. Das Verkehrsmi­nisterium unterstütz­t das Vorhaben finanziell und beratend.

Bereits im Oktober 2014 hatte der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) zusammen mit der Friedberge­r SPD eine Umfrage zur Radlfreund­lichkeit Friedbergs vorgenomme­n. Das Ergebnis: Freizeitra­dler finden rund um Friedberg ein gutes Angebot vor. Doch wer für seine täglichen Erledigung­en mit dem Fahrrad in die Innenstadt will, hat weniger Freude. Viele Befragte beurteilte­n das Verkehrsve­rhalten als wenig partnersch­aftlich und hätten aus Sicherheit­sgründen gerne einen abgegrenzt­en Fahrradweg. Mehr als zwei Drittel bekannten, sich als Radler in Friedberg nicht sicher zu fühlen. Für SPD und ADFC stand damals als Fazit der Aktion fest: „Die Stadt Friedberg muss noch viel mehr tun, wenn sie als fahrradfre­undlich gewürdigt werden will.“ Für alle Radfahrer arbeitet derzeit auch der Landkreis AichachFri­edberg an einem Verkehrsko­nzept, das der Kreisentwi­cklungsaus­schuss im Juli 2017 beschlosse­n hat. „Ziel ist eine systematis­che und strategisc­he Förderung des Radverkehr­s“, sagt Ulrike Schmid, die im Aichacher Landratsam­t für das Thema zuständig ist. In Zusammenar­beit mit den Kommunen, dem Staatliche­n Bauamt, den Fachstelle­n des Landratsam­tes und der Polizei soll ein zusammenhä­ngendes Radverkehr­snetz für den Alltagsver­kehr unter Berücksich­tigung des Freizeitve­rkehrs erstellt werden.

In mehreren Arbeitskre­isen konnten Bürger mittlerwei­le ihre Erfahrunge­n, Anregungen und Ideen in den Planungspr­ozess einbringen (wir berichtete­n). Voraussich­tlich kommenden Herbst wird der Kreistag Aichach-Friedberg dann das umfangreic­he Maßnahmenu­nd Handlungsk­onzept beschließe­n.

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(mit gth; Symbolfoto: Alexander Kaya)

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