Strategisches Superhirn
Zarko Vuckovic ist erfolgreicher Schachspieler und könnte bald Fide-Meister werden (Serie/Teil 6)
Endlich sind Ferien und Zarko Vuckovic kann sich einige Wochen lang wieder unbeschwert seinem liebsten Hobby widmen – dem Schachspielen. Denn statt im Sommer zum Baden zu gehen oder Fahrrad-Ausflüge zu machen, freut er sich darauf, Schachturniere zu besuchen. Wie etwa das International Vienna Chess Open in Wien, wohin er mit seinem Vater fährt. Eine Woche lang werden Aleksandar und Zarko Vuckovic im Großen Festsaal des Wiener Rathauses ihre Runden spielen, neun Stück an der Zahl.
Der junge Serbe hat das Schachspielen natürlich in ganz frühen Jahren von seinem Vater gelernt und daher früh perfektioniert. Denn Aleksandar Vuckovic ist in der Augsburger Schach-Szene kein Unbekannter. Vuckovic senior war nicht nur Gründungsmitglied des Vereins „Schachfreunde Augsburg“, der seine Partien im DreiAuen-Bildungshaus austrägt, sondern ist Spieler und Mannschaftsführer im besten Team des Vereins, den Schachfreunden Augsburg I in der Regionalliga Süd-West.
Sohn Zarko gehört mit seinen 18 Jahren ebenfalls zu den Leistungsträgern der Mannschaft, die im Pokalwettbewerb gerade den Einzug auf bayerischer Ebene geschafft hat. In der Bestenliste der Regionalliga Süd-West steht Zarko junior nach der aktuellen Saison sogar an der Spitze der 59 Liga-Spieler – mit einer hundertprozentigen Punkteausbeute aus seinen neun Partien. Damit liegt er noch vor seinem Vater, der Rang zwei (83 Prozent) belegt.
Dabei hat Zarko Vuckovic erst vor ein paar Wochen sein Abitur auf dem Gymnasium St. Stephan gemacht und trainiert nebenbei noch den Nachwuchs der Schachfreunde Augsburg. „Das macht echt Spaß. Die Kinder haben manchmal so kreative Ideen, dass sie mich überraschen“, sagt Zarko. Er gesteht, dass er so ziemlich alles lieber macht, als sich selbst über Stunden hinweg auf seine eigenen Gegner vorzubereiten. „Wenn man sich im Schach aber deutlich verbessern will, muss man sich Eröffnungen anschauen und Züge auswendig lernen“, weiß Zarko. Er selbst trainiert gern bei Großmeister Aleksandar Colovic, den die Schachfreunde in der vergangenen Saison verpflichtet haben. „Er ist ein sehr netter Typ und gibt gute Tipps“, so Vuckovic.
Zudem vertraut der 18-Jährige stark seiner eigenen Strategie-Kunst und seiner mittlerweile doch langjährigen Erfahrung. Schließlich saß er schon mit sechs Jahren vor dem Brett und übte gegen seine Eltern. Während er allerdings seinem Vater mit einem Schmunzeln attestiert, dass dieser „nicht schlecht spielt“, hat er für seine Mutter weniger Lob parat: „Mama hat auch Talent, aber taktisch ist sie sehr schwach.“
Doch wo soll es mit der Schachkarriere nach einem extrem erfolgreichen Jahr nun hingehen? Zarko gewann 2019 bereits die bayerische Einzelmeisterschaft der U18-Junioren und die bayerische Blitz-Einzelmeisterschaft bei den Senioren. Zudem wurde er Siebter bei der deutschen Einzelmeisterschaft der U18. Dabei war der junge Augsburger gegen die besten A-Jugendlichen aus 16 Landesverbänden sogar in Lauerstellung auf die Spitze gelegen. Nur ein Flüchtigkeitsfehler verhinderte einen Platz auf dem Treppchen. „Meine Gegner hatten sich in der Datenbank gut vorbereitet“, gesteht Zarko Vuckovic, dass das nationale Niveau sehr hoch ist.
Wenn der junge Serbe aber weiterhin so erfolgreich ist, könnte er bald den Titel des Fide-Meisters tragen. Nur 100 ELO-Punkte fehlen ihm noch. 2200 der 2300 international erforderlichen Punkte für den Titel hat er sich schon erspielt.