Zwölf Deutsche müsst ihr sein
Wie Regularien im Sport die Karriere beflügeln können
Augsburg Der Name Philipp Tschauner dürfte wohl nicht allen Fußball-Fans ein Begriff sein. Für den aufstrebenden Bundesliga-Klub RB Leipzig ist der Torwart, der immerhin auf über 200 Spiele in der 2. Liga kommt, aber ein wichtiger Transfer. Denn neben seinen sportlichen Qualitäten hat der 33-Jährige einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Tschauner ist Deutscher. Laut den Regularien der Deutschen Fußball Liga (DFL) benötigt jeder Bundesliga-Klub mindestens zwölf Spieler mit deutschem Pass. Leipzig hat mit Tschauner nun elf. Bis zum Ligastart müssen die Sachsen also noch einen Kicker finden, der zwischen Kiel und Garmisch das Licht der Welt erblickt hat. Diese Anforderung hatte zuvor schon dem bisherigen B-Jugend-Torwart von RB zu einem Profi-Vertrag verholfen.
Die wohl wunderlichste Karriere, die dem Regelwerk der DFL zu verdanken ist, spielte sich aber vor einigen Jahren im Erzgebirge ab. Dort wurde Tommy Käßemodel, der Betreuer des Zweitligisten Aue, unverhofft zum Profi-Kicker. Hintergrund: Käßemodel ist für Aue ein „Local Player“ – damit ist die Auflage gemeint, dass mindestens vier Spieler im Kader stehen müssen, die im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für den Klub spielberechtigt waren.
Und weil keiner aus der damaligen Jugend der Auer nach oben drängte, erinnerte man sich daran, dass ja der Betreuer früher im Nachwuchs gekickt hat – und Käßemodel unterschrieb zusätzlich zu seinem Vertrag als Teambetreuer eben noch ein Arbeitspapier als Profikicker. Seine Karriere endete jedoch abrupt und ohne Einsatz, als doch noch ein qualifizierter Jugendspieler gefunden wurde. Dasselbe Schicksal sollte Philipp Tschauner in Leipzig aber erspart bleiben.