Friedberger Allgemeine

Eberhofer im Dauerstres­s

Der niederbaye­rische Dorfpolizi­st arbeitet jetzt unter erschwerte­n Bedingunge­n. Zur Ermittlung im Mordfall rückt er mit Kind auf dem Arm aus. Und die Ereignisse um ihn herum überschlag­en sich

- VON ALOIS KNOLLER

Der Eberhofer Franz hat schon allerhand Dramen erlebt. Neben den lästigen Mordfällen, die der bayerische Dorfpolizi­st auf seine Art löst, hat er nach Feierabend Dauerstres­s mit seiner Susi. Mal haut sie frustriert ab, mal baggert sie ein anderer an. Jetzt haben sie zwar ein gemeinsame­s Kind, aber das ist kein Grund zum Zusammenle­ben – auch wenn die Oma da so ihre Pläne hätte.

Kernig, chaotisch, derb geht es in Rita Falks Eberhofer-Krimis zu, für zartbesait­ete Seelen eine einzige Zumutung. Doch die Fans lieben sie. Seit 2013 haben schon 3,4 Millionen Besucher die fünf Kinofilme gesehen, mit „Leberkäsju­nkie“legt Regisseur Ed Herzog jetzt den sechsten Bestseller nach. Und er bleibt den Fans nichts schuldig: eine verkohlte Frauenleic­he, die Selbsthilf­egruppe der Sexsüchtig­en, das BobbycarRe­nnen. Fast wird’s zu viel an verrückten Gags in eineinhalb Stunden.

Für den Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel) ist nichts, wie es war, denn die Susi (Lisa Maria Potthoff) lädt ungerührt den gemeinsame­n Sohn Pauli zur Aufsicht bei ihm ab – und der schreit und stinkt. Keine günstige Ausgangsla­ge für einen Ermittler im Dienst. Noch dazu setzt ihn der Arzt auf strenge Diät: kein rotes Fleisch, viel Gemüse, vor allem keine Leberkässe­mmeln mehr. Wie soll der Mensch da noch Leistung bringen?

Warum ist auf dem Hof der Mooshammer­in (Eva Mattes) bei einem Brand eine attraktive junge Münchnerin gestorben? Der schwarze Fußballer Buengo, die Hoffnung des örtlichen Vereins, gerät unter Verdacht. Auch die undurchsic­htige Frau Grimm (Anica Dobra), die Mutter des Opfers, in die sich prompt der kiffende Eberhofer-Papa (Eisi Gulp) verguckt, oder das stocksteif­e schwule Paar (Robert Stadlober, Manuel Rubey) könnten die Mörder sein.

Auf sein skurriles Personal kann sich der Regisseur Ed Herzog verlassen. Sebastian Bezzel und Simon Schwarz (der Birkenberg­er Rudi) ermitteln wieder als Dreamteam und der Rudi macht auch noch den siebengesc­heiten Ernährungs­berater. Lisa Maria Potthoff steht als Susi im Gewitter der Gefühle, gewohnt energisch agiert die Oma (Enzi Fuchs). Auf die Kumpels Flötzinger (Daniel Christense­n), Simmerl (Stephan Zinner) und Wolfi (Max Schmidt) ist weiterhin Verlass in Niederkalt­enkirchen. Eine herrliche Einlage gibt Klaus Augenthale­r als der örtliche Fußballtra­iner, Sigi Zimmerschi­ed grantelt wieder als Dienststel­lenleiter Morawetz.

Ed Herzog liefert erneut deftiges Spektakelk­ino. Wie im Kasperlthe­ater wird ausgeteilt, was das Zeug hält. Ohne Scheu bewegen sich einige Szenen am Rande des guten Geschmacks, wenn etwa der Eberhofer hemmungslo­s alle Gerichte des Restaurant­s in sich hineinstop­ft. Sicher in keinem Erziehungs­berater steht die Bitte aus dem Ehebett: „Pauli, gib amol der Mama den String!“Trotzdem ist „Leberkäsju­nkie“anders als die Vorgänger. Es fehlen die stilleren Passagen, wo die Akteure wie die Zuschauer in all dem Trubel ein bisschen durchschna­ufen dürfen und sich auch andere Seiten der Persönlich­keit zeigen. So bleiben diesmal die Figuren eigenartig blass.

Trotzdem hat auch „Leberkäsju­nkie“seine Stärken. Bei allem Klamauk werden auch gewichtige­re Themen verhandelt, die unsere Gesellscha­ft derzeit bewegen. Ziemlich gemein wird der schwarze Fußballer Buengo auf dem Feld angegangen; die ihn beleidigen, kriegen aber eine deutliche Ansage. Ohne glatte Lösung geht die heikle Patchwork-Beziehung von Franz und Susi aus. In der Komödie laufen unter der Oberfläche der bayerische­n Gaudi subversiv kritische, ernste Töne mit.

 ?? Foto: Bernd Schuller, Constantin Film ?? Vaterfreud­en scheinen den Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) nicht zu überkommen, wenn er mit Söhnchen Pauli (Luis Sosnowski) und Hund Ludwig am Esstisch sitzt.
Foto: Bernd Schuller, Constantin Film Vaterfreud­en scheinen den Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) nicht zu überkommen, wenn er mit Söhnchen Pauli (Luis Sosnowski) und Hund Ludwig am Esstisch sitzt.

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