Friedberger Allgemeine

Haunstette­r sind zwölf Stunden ohne Strom

Im Augsburger Süden gingen in bis zu 800 Haushalten gleich zweimal die Lichter aus. Es dauerte einen halben Tag, bis sie wieder Strom hatten. Was Betroffene sagen und wie die Stadtwerke den ungewöhnli­chen Vorfall erklären

- VON EVA MARIA KNAB UND KRISTINA BECK

Kein Licht, kein Kaffee, kein Kühlschran­k: Teile von Haunstette­n waren am Dienstag und Mittwoch zweimal ohne Strom. Der zweite Ausfall dauerte fast zwölf Stunden. Betroffen waren bis zu 800 Haushalte im Westen des Stadtteils in der Nähe der Endhaltest­elle der Straßenbah­nlinie 3. Ein doppelter Stromausfa­ll und dann auch noch für so lange Zeit gilt in Augsburg als ungewöhnli­ch. Wie konnte das passieren und wie sicher ist das Netz?

Nach Angaben der Stadtwerke kam es am Dienstagab­end zwischen 18.33 und etwa 19.20 Uhr zu einer ersten Störung in einem Gebiet nördlich und südlich der Inninger Straße wegen eines defekten Kabels. Die betroffene­n Haushalte seien dann über ein zweites Kabel versorgt worden. Um 2.45 Uhr sei es auch dort zu einem Kabelschad­en und damit erneut zum Stromausfa­ll in diesem Bereich gekommen, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg.

In der Nacht blieb der Stromausfa­ll für die meisten wahrschein­lich unbemerkt – nicht für die Inhaber des Blumenlade­ns „Blumen Werner“. Die Familie wohnt direkt über dem Geschäft und wurde um 2.45 von der Laden-Alarmanlag­e aus dem Bett gerissen. Entgegen der ersten Vermutung, es könnte sich um Einbruch handeln, lag es „nur“an der unterbroch­enen Stromzufuh­r. Die innere Ladentür zum Kühlraum wurde automatisc­h geöffnet, damit bei fehlendem Strom niemand darin eingesperr­t wird. Zwei Kühlsystem­e seien ausgefalle­n, was angesichts der eher kühlen Temperatur­en zu verkraften sei, sagte die Ladeninhab­erin. „Bei 35 Grad hätten wir ein Riesenprob­lem.“Der Schaden halte sich so noch in Grenzen. Das Kaffee-Aufbrühen mit dem Bunsenbren­ner nahm sie eher gelassen hin.

Es dauerte bis etwa 14 Uhr, dann hatten die Haunstette­r wieder Strom und die Normalität kehrte zurück. Seit der Nacht zum Mittwoch waren Mitarbeite­r der Stadtwerke und eine Baufirma vor Ort, um die Kabelschäd­en zu beheben. Der Grund für den Ausfall werde in einer defekten Muffe vermutet, sagte Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. Während in Augsburg ein Ausfall von diesem Ausmaß für ihn „eine Verkettung unglücklic­her Zufälle“darstellt, große Stromausfä­lle – sogenannte Blackouts – in anderen Ländern immer wieder für Probleme. Fergg erklärte, im Augsburger Stromnetz sei es möglich, ein Gebiet von mindestens zwei Seiten aus mit Strom zu versorgen. Bei einer Störung eines Kabels werde entspreche­nd über ein anderes Kabel versorgt. „Dass kurz hintereina­nder beide Kabel defekt sind, ist so selten, dass sich kein Mitarbeite­r in der Stadtwerke-Leitstelle an einen solchen Fall erinnern kann“, so der Sprecher. Normalerwe­ise sei das Augsburger Stromnetz sehr sicher, Stromausfä­lle hätten in Augsburg bundesweit einen der niedrigste­n Werte.

Die ungeplante durchschni­ttliche Stromausfa­llzeit durch Störungen habe im vergangene­n Jahr pro Augsburger Haushalt bei 4,2 Minuten gelegen. Damit liege Augsburg weit unter dem Mittelwert des Bundesdurc­hschnitts von 16,3 Minuten in den vergangene­n Jahren. Neben Stromausfä­llen durch Störungen gibt es auch angekündig­te Abschaltun­gen, etwa wegen Bauarbeite­n. Diese lagen nach Angaben der Stadtwerke bei den Haushalten im Schnitt bei ebenfalls vier Minuten. Clemens Schmid, im Bild mit Carmen Hofmann, nahm ein Notstromag­gregat in Betrieb.

Manche Anwohner in dem betroffene­n Gebiet waren auf einen solchen Notfall auch bestens vorbereite­t. Clemens Schmid nahm gleich in der Früh ein Notstromag­gregat in Betrieb – das Benzin hatte er zuvor an der Tankstelle besorgt. Dann schloss er die Gefriertru­he an. Seine Nachbarn Alexandra und Carmen Hofmann hofften indessen, dass die Tiefkühltr­uhe auch so durchhält, bis der Strom zurückkehr­t.

„Was soll man machen“, sagte Alexandra Hofmann. Für sie war die ausgefalle­ne Energiever­sorgung mit einer starken Einschränk­ung versorgen bunden. Für ihre Arbeit in Homeoffice sei sie auf eine Internetve­rbindung angewiesen, doch auch das funktionie­rte nicht. So habe sie unfreiwill­ig frei gehabt.

Wie sehr ein Stromausfa­ll den Alltag beeinträch­tigt, weiß auch Harald Penka. Er kenne solche Ausfälle aus früheren Zeiten, aber heute sei die Abhängigke­it von Strom so hoch, dass die Auswirkung­en deutlicher zu spüren seien.

Einige Bürger haben den Eindruck, dass sich im Augsburger Südwesten Störungen im Stromnetz häufen. Die Stadtwerke haben das Netz in Göggingen, Inningen und Bergheim im vergangene­n Jahr von den Lechwerken (LEW) als Betreiber übernommen. Waren die Leitungen veraltet? Fergg sagt: „Wir haben dort schon einiges investiert.“Eine Häufung von Störungen habe es aber auch dort nicht gegeben. Bis zum Jahr 2025 sollen rund sieben Millionen Euro in die Modernisie­rung der Infrastruk­tur im Augsburger Südwesten investiert werden, hieß es in einer früheren Ankündigun­g der Stadtwerke. Damit soll die Stabilität im Stromnetz erhöht werden.

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In Haunstette­n gingen am Dienstag und Mittwoch gleich zweimal die Lichter aus. Symbolfoto: Benedikt Siegert
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Foto: Annette Zoepf Die Ursache für die Stromausfä­lle waren Schäden an zwei Kabeln, die das Viertel versorgen. Arbeiter behoben die Schäden am Mittwoch. Nach Angaben der Stadtwerke ist es äußerst selten, dass es zu zwei Defekten kommt.
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Foto: Kristina Beck

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