Franca Maiterth blickt nach oben
Die 20-Jährige aus Aichach spielt ambitioniert Tennis. Sie studiert in Augsburg und ist dort auf Bezirksebene aktiv. Wenn sie nicht auf dem Platz steht, spielt sie Volleyball oder schaut Tennis
Aichach/Augsburg Training ganz hinten auf Platz 17 beim TennisClub Augsburg, in dem Franca Maiterth aus Aichach seit einem Jahr spielt. Der Platz ist noch schwer vom Regen der vergangenen Tage. Ihn begrenzen einseitig Bauzäune, nebenan errichtet der Verein eine neue Tennishalle.
Tennis-Romantik sieht anders aus. Etwa in der Rod-Laver-Arena in Melbourne bei den Australian Open oder auf dem Court-PhilippeChatrier in Paris bei den French Open. Sie sind die Center Courts von zwei der vier Grand-Slam-Turniere, bei denen Maiterth schon als Zuschauerin war. Beim Turnier im Nachbarland schon mehrmals. Dort lässt sie sich für ihr Spiel inspirieren. Bis zu viermal die Woche jagt Maiterth die gelbe Filzkugel übers Netz und gibt zudem Jugendlichen Training. Sie hat mit sieben Jahren angefangen, Tennis zu spielen.
Die TCA-Anlage ist ihr zweites Zuhause
Ihr braunes, offenes Haar fällt auf ihr Sweatshirt. Franca Maiterth trägt eine Jogginghose, ihre orangerote Tennistasche lehnt neben ihr an einem Tisch. Die Tennisanlage des TC Augsburg im Siebentischwald ist Maiterths zweites Zuhause. Wenn sie redet, spielt sie immer wieder mit ihren lockigen Haarspitzen. Wenn sie etwas betonen will, beugt sie sich nach vorne. „Was wollte ich jetzt sagen?“, fragt sie.
Dass die 20-Jährige mal nicht weiß, was sie sagen wollte, stört kaum. Sie antwortet sonst immer präzise und reflektiert. Besonders, wenn es um Tennis geht: „Ich liebe es, auf dem Platz zu stehen“, sagt sie. Ihrem Hobby frönt sie auch an diesem Juli-Tag mit Temperaturen knapp über 20 Grad.
Googelt man Franca Maiterths Namen, ploppt „Schriftführerin beim Tennis-Club Aichach“auf. Man findet auch heraus, dass sie Volleyball spielt. Sie hat in der Kreisstadt Abitur gemacht und Tennis spielen gelernt. Ihrem Heimatverein ist sie noch verbunden, obwohl sie nach Augsburg gezogen ist. Sie trat für Aichach unlängst bei den Kreismeisterschaften an – und verlor in der ersten Runde.
Im vergangenen Jahr hat Maiterth in Augsburg begonnen, Französisch und Geschichte auf Lehramt zu studieren. Seitdem spielt sie auch für den traditionsreichen Augsburger Verein. „Ich habe gemerkt, wie mein Ehrgeiz hier größer geworden ist“, sagt sie. Leistungsklasse zwölf, das ist ihre Chiffre. Die Leistungsklasse ist Tennisspielern so wichtig wie einem Bayer seine Leberkässemmel.
23 Klassen gibt es, eins ist die beste. Sie dienen dazu, dass Spieler der gleichen Stärke in einer Mannschaft spielen. Maiterths Zwölf sieht sie beim TCA für die dritte FrauenMannschaft vor. In der hat sie sich in ihrer ersten Sommer-Saison auch behauptet. Ihre Mannschaft spielt in der ersten Bezirksklasse und hat alle Spiele gewonnen, was den Aufstieg in die Bezirksliga bedeutet. Maiterths Einzel-Bilanz: 6:1 Siege.
Die eine Niederlage zählt Maiterth zu einem besonders schlechten Match in ihrer Laufbahn. Sie verlor im dritten Satz und musste nachher weinen, sagt sie. Ihre Gegnerin, die mit Vornamen Annegret hieß, klopfte ihr nachher auf den Oberschenkel und sagte: „Du bist heute nicht mit meinem Tempo klar gekommen.“
Gerade bei engen Matches hat Franca Maiterth noch Defizite, was die mentale Stärke angeht, sagt ihre Mutter Ute. „Sie geht manchmal ein zu hohes Risiko ein.“Sie müsste warten, bis die Gegnerin den Fehler mache und defensiver spielen. Ute Maiterth wünscht sich, dass es ihre Tochter in zwei, drei Jahren in die zweite Mannschaft des TC Augsburg-Siebentisch schafft.
Dazu braucht Franca Maiterth eine einstellige Leistungsklasse, etwa acht oder neun. „Das ist mein Ziel“, sagt sie. Um eine Position auf elf hat sie sich diesen Sommer bereits verbessert, was von Oktober an gültig wird. Bis zum Stichtag Ende September kann sie noch nachlegen, indem sie bessere Spielerinnen auf Turnieren schlägt. Nun macht sie aber erst mal Urlaub mit ihrer Familie in Italien.
Dabei will Maiterth ein drängendes Problem abseits der roten Asche lösen: mehr Zeit mit ihrem Bruder verbringen. „Mein Leben ist ziemlich voll, wir sehen uns nicht oft“, sagt sie. Danach kommt Problem zwei: Ihr Freund zieht im Oktober nach Frankfurt, um seinen Master zu machen. „Das ist nicht so einfach“, sagt sie. Wenn sie gestresst ist, ruft sie ihre Mutter an oder läuft eine Runde durch den Wald.
Auf Platz 17 hat sich Maiterth mittlerweile ihre Haare zu einem Zopf zusammen gebunden und eine kurze Hose angezogen. Ihre Schläge sind glatt, bei der Rückhand geht sie wie Angelique Kerber hin und wieder stark in die Knie. Zum Abschluss ein Match-Tiebreak gegen ihre Vereinskollegin, enge Situationen üben. Maiterth schlägt einen Return-Gewinnschlag, ein Ass, Matchball. Ein Fehler, ihre Gegnerin kommt auf 9:8 heran. Die Nerven behalten. Franca Maiterth serviert ein Ass glatt durch die Mitte.