US-Angriff auf Ziele bei Idlib
Moskau protestiert gegen Raketen-Attacke
Istanbul Die USA und Russland gehen sich in Syrien meistens aus dem Weg. Der biblische Strom Euphrat dient als inoffizielle Trennlinie zwischen den Einflussbereichen der Weltmächte in dem Bürgerkriegsland: Westlich des Euphrat haben die Russen das Sagen, östlich des Flusses die Amerikaner. Doch jetzt griffen die US-Streitkräfte mit Raketen mutmaßliche Dschihadisten in der Provinz Idlib an – tief im russischen Einflussgebiet.
Die Geschosse trafen ein Ausbildungslager der Islamistengruppe Hurras ad-Din wenige Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Idlib. Wie die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, starben bei dem Angriff am Samstag mehr als 40 Dschihadisten, darunter Anführer von Hurras ad-Din und der Organisation Ansar al-Tawhid. Beide Gruppen gehören zum Umfeld des Terrornetzwerkes Al Kaida. Die US-Streitkräfte behaupteten, der Militärschlag schwäche die Islamisten in ihrem Rückzugsgebiet im Nordwesten Syriens.
Die gespannte Lage wird nun noch zusätzlich durch den Streit um den US-Raketenangriff belastet. Russland kritisierte die US-Aktion als Bruch von Vereinbarungen. Weder die russischen Militärs noch die Türkei, die ebenfalls in Idlib militärisch aktiv ist, seien vorher über den Angriff informiert worden, hieß es aus Moskau.
Die US-Raketen schlugen nur wenige Stunden nach Beginn einer Waffenruhe in Idlib ein. Russland und die syrische Armee hatten erklärt, sie stellten ihren Vormarsch in der Provinz – der letzten Rebellenhochburg in Syrien – bis auf Weiteres ein. Die Türkei, die wegen der Gefechte in Idlib einen Ansturm von bis zu einer Million zusätzlicher Flüchtlinge aus Syrien befürchtet, hatte ein Ende der Kämpfe verlangt.
Amerikanische und russische Militärs hatten kurz nach Beginn des russischen Kriegseintritts im Jahr 2015 eine Vereinbarung geschlossen, die Konflikte zwischen den Luftwaffen beider Länder in Syrien verhindern soll.