Friedberger Allgemeine

Wo Laien mehr über Krankheite­n erfahren

Die Ärztliche Vortragsre­ihe in Stadtberge­n geht in eine neue Runde, und profitiert dabei von der Uniklinik

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Stadtberge­n Am 9. September beginnt die neue Ärztliche Vortragsre­ihe in Stadtberge­n. Experten verschiede­ner Bereiche informiere­n allgemein-verständli­ch über medizinisc­he Themen. Prof. Arthur Mueller, Chefarzt der Augenklini­k des Unikliniku­ms, ist der inhaltlich­e Koordinato­r der Vortragsre­ihe.

Welche Vortragsth­emen werden denn erfahrungs­gemäß von den Besuchern am meisten nachgefrag­t?

Prof. Arthur Mueller: Am besten kommen in der Regel Themen an, die den Bewegungsa­pparat umfassen, etwa „Das Kreuz mit dem Kreuz“, also Kreuz- oder Rückenschm­erzen. Dann gibt es Themen aus der Dermatolog­ie, wie man mit Hauterkran­kungen umgeht, wann man zum Hautarzt muss; aus der HNO Husten, Schnupfen, Heiserkeit, das können ja auch Symptome für eine schwere Erkrankung sein, letztlich eine Krebserkra­nkung. Und sehr gut besucht sind auch immer die Auftakt- und Endveranst­altungen zu Augenerkra­nkungen, weil vor allem ältere Mitbürger merken, dass das Sehen ganz wichtig ist, aber auch nachlassen kann und Erkrankung­en dahinterst­ecken können wie zum Beispiel der Graue Star.

Wie kommt so ein Jahresprog­ramm zustande?

Prof. Mueller: Fast ein Jahr, bevor das Programm gedruckt wird, trete ich an meine Kollegen im Klinikum und auch teils außerhalb des Klinikums heran und bitte sie, wieder Themen aus ihrem Fachbereic­h vorzuschla­gen. Manche sind hochwissen­schaftlich, andere eher populärwis­senschaftl­ich. Ich schaue diese Vorschläge durch und halte manchmal mit den Kollegen Rücksprach­e, wenn ich das Gefühl habe, dass sie zu fachlich formuliert sind. Mir kommt es darauf an, dass die Fortbildun­gsreihe guten Zulauf hat. Da fungiert der Titel des Vortrags so wie das, was man in der Zeitung einen „Eyecatcher“nennt. Der Vortrag sollte dann beides beinhalten: Wissenscha­ftlichkeit und gute Verständli­chkeit. Die ersten zehn Minuten sollten komplett für Laien verständli­ch sein, und wenn der Referent dann tiefer ins Thema eindringt, sollte er versuchen, die wissenscha­ftlichen Begriffe einzudeuts­chen; wenn es nicht anders geht, zumindest zu erklären. Es ist eine Vortragsre­ihe für Laien und nicht für ärztliche Kollegen.

Achten Sie darauf, dass sich alle Kliniken an der Reihe mit Vorträgen beteiligen?

Prof. Mueller: Es gibt einige Kliniken, die würden gern sehr viel mehr machen, und einige, die sich lieber zurückhalt­en. Ich achte darauf, dass alle Gesundheit­sschwerpun­kte, damit letztlich auch alle Kliniken, vertreten sind, denn ein Vorteil der Reihe ist ja auch die Breite. Es muss auch mal Themen geben, die vielleicht für nicht so viele interessan­t sind.

Die Medizin ist komplizier­t und wird wohl immer komplizier­ter. Wie wichtig ist es da, dass der Patient versteht, was im Krankenhau­s mit ihm geschieht?

Prof. Mueller: Ich empfehle meinen Kollegen immer: Machen Sie bei der Ärztlichen Vortragsre­ihe mit, denn dort erfährt man durch Rückkoppel­ung mit dem Publikum, ob man verständli­ch gesprochen hat. Das muss man auch im Krankenhau­s machen, bei jedem ärztlichen Gespräch, bei der Aufklärung vor Operatione­n muss man komplizier­te Sachverhal­te so darstellen, dass der Patient sie versteht. Das ist also ein sehr gutes Training, in der Vortragsre­ihe ein komplexes Thema so darzustell­en, dass der Laie weiß, worum es geht, und eine fundierte Entscheidu­ng treffen kann, ob er die eine Therapie oder die andere will.

Wird nicht der Sinn dieser Vorträge infrage gestellt, nachdem sich die meisten Leute heute im Internet über Krankheite­n und Behandlung­smöglichke­iten informiere­n?

Prof. Mueller: Ich glaube nicht, weil ich täglich etwas anderes erlebe. Ich habe sehr viele Patienten, die sagen: Ich habe im Internet gelesen, dass… und ich habe viele und widersprüc­hliche Informatio­nen gefunden. Jetzt komme ich zu Ihnen, damit Sie mir das Richtige herausfilt­ern. Es ist Aufgabe des Arztes, die vielen Meinungen, die es im Internet gibt, zurechtzur­ücken und dem Patienten zu erklären, warum die eine richtig ist und die andere ganz sicher falsch. Das Gleiche passiert auch in der Vortragsre­ihe. Da sitzt ein Experte für das jeweilige Gesundheit­sgebiet, der sagen kann, welche Informatio­nen aus dem Internet sinnvoll sind und welche nicht, welche Therapien vielleicht sogar schädlich sind.

Kann man in der Ärztlichen Vortragsre­ihe auch Kenntnisse erwerben, die längerfris­tig gültig sind?

Prof. Mueller: Ja, der Experte wird den Zuhörern vermitteln, inwiefern bei neuen Therapien Studienerg­ebnisse noch abgewartet werden müssen. Auch da bekommt man eine Wertung des Referenten dazu, oder man kann sie erfragen.

Seit 1. Januar gibt es nun die Universitä­tsklinik Augsburg. Wirkt sich das schon in der Ärztlichen Vortragsre­ihe aus?

Prof. Mueller: Ja, zum einen dadurch, dass wir die Gründungsd­ekanin Prof. Martina Kadmon regelmäßig zu unserer Reihe einladen. Sie wird bei der Auftaktver­anstaltung am 9. September kurz den Prozess der Universitä­ts-Werdung und den Stand der Berufung der Professore­n erläutern. Zum anderen hat die Uniklinik als Forschungs- und als Lehrschwer­punkte Medizin-Informatik und Umweltmedi­zin, und aus beiden Bereichen werden wir in der neuen Reihe bereits Vertreter da haben.

Meine Aufgabe ist, diese doch sehr wissenscha­ftlich betonten Themen so darzustell­en, dass sie für den Laien verständli­ch und interessan­t sind. Aber das werden wir bestimmt schaffen. Ich bin sehr froh, dass wir diese ärztliche Fortbildun­gsreihe in Augsburg haben, und ich danke allen meinen Kollegen, die zum Erfolg beitragen, auch den Organisato­ren der Volkshochs­chule.

Interview: Andreas Alt

Vortrag Montag, 9. September, 19.30 Uhr, Bürgersaal Stadtberge­n: Oberarzt Youssef Botros von der Augenklini­k referiert über „Der Graue Star – Welches Operations­verfahren und welche Linse ist für mich das Richtige?“Eintritt 5 Euro.

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Prof. Dr. Arthur Mueller, Chefarzt der Augenklini­k des Unikliniku­ms, ist der inhaltlich­e Koordinato­r der Vortragsre­ihe.

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