Friedberger Allgemeine

So feiert Oberhausen seinen Marktsonnt­ag

Tausende Besucher nehmen das vielfältig­e Angebot im Stadtteil an. Die Diskussion um das innerstädt­ische Einkaufen an zwei Sonntagen im Jahr lebt wieder auf. Das liegt an Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das Plärrergel­ände grenzt an den Stadtteil Oberhausen. Wenn Schwabens größtes Volksfest zweimal im Jahr läuft, bekommt zumindest ein Teil der Oberhauser Bürger davon einiges mit. Nächtliche­r Lärm verbunden mit Musik aus den Bierzelten gehört eben auch zu einem Volksfest. Der Plärrer bietet Oberhausen anderersei­ts den notwendige­n Anlass, um einmal im Jahr einen Marktsonnt­ag zu veranstalt­en. Die Ulmer Straße ist dann stets für den Durchgangs­verkehr gesperrt. Geschäfte dürfen von 13 bis 18 Uhr öffnen. Standbetre­iber sind bereits ab 11 Uhr im Einsatz. So kennt man den Marktsonnt­ag in Oberhausen – und dies seit nahezu 30 Jahren. Die Arbeitsgem­einschaft (Arge) der Vereine und Organisati­onen ist Veranstalt­er. Hannelore Köppl, Vorsitzend­e der Arge Oberhausen, sagt: „Für mich ist der Marktsonnt­ag nicht wegzudenke­n.“Ein Großteil der Geschäftsw­elt mache mit, was viel über den Erfolg aussage.

Der Marktsonnt­ag in Oberhausen kommt an: Tausende Besucher machten sich am zweiten PlärrerWoc­henende auf den Weg nach Oberhausen, um zu bummeln, mit Bekannten ins Gespräch zu kommen und sich ganz einfach zu vergnügen. Ein Höhepunkt der Veranstalt­ung ist der Festumzug, der sich zur Mittagszei­t in Richtung Helmut-Haller-Platz bewegt. Vertreten sind neben den Händlern auch die Parteien und Bürgervere­inigungen. Sie machen vor der Kommunalwa­hl Werbung in eigener Sache. Auch unsere Zeitung ist vor Ort. Michael Schreiner und Richard Mayr von der Kulturreda­ktion, die im Stadtteil durch ihre Aktion „Kultur aus Oberhausen“bekannt geworden sind, sammeln Ideen für ein kreatives Projekt. Bürger dürfen Stichworte aufschreib­en, aus denen dann ein Gedicht entstehen wird. Es fallen Begriffe wie lebenswert, liebenswer­t und bombastisc­h, die mit dem Stadtteil verbunden werden.

Oberhausen hat mit seinem Marktsonnt­ag fast schon ein Alleinstel­lungsmerkm­al im Stadtgebie­t. Derzeit gibt es ansonsten nur noch in Lechhausen einen Marktsonnt­ag. Er ist in das Programm der Lechhauser Kirchweih einbezogen. Der Termin ist in diesem Jahr am 20. Oktober.

Oberhausen und Lechhausen bieten jeweils einmal im Jahr die Einkaufsmö­glichkeit an einem Sonntag. In der Innenstadt ist dies nicht mehr der Fall. Früher gab es im Zentrum zwei Marktsonnt­age. Im Jahr 2017 hat der Bayerische Verwaltung­sgeentschi­eden, dass in der Augsburger Innenstadt keine verkaufsof­fenen Sonntage unter den bislang bestehende­n Voraussetz­ungen stattfinde­n dürfen. Das von der Stadt ausgewiese­ne Gebiet wurde als zu groß eingestuft. Zudem seien der Europa-Tag und das Turamichel­eFest, die als Anlass für die Veranstalt­ungen benannt waren, nicht geeignet. Die Augsburger „Allianz für den freien Sonntag“, ein Verbund von Gewerkscha­ft und kirchliche­n Arbeitnehm­erorganisa­tionen, hatte gegen den Marktsonnt­ag geklagt.

Zwischenze­itlich gibt es in der Debatte um die Zukunft von Marktsonnt­agen in Bayern generell Bewegung. Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) würde die Regelungen zu verkaufsof­fenen Sonntagen gerne lockern. Der Minister möchte durchsetze­n, dass jedes Jahr drei bis vier verkaufsof­fene Sonntage veranstalt­et werden können – ohne zeitgleich stattfinde­nde Veranstalt­ungen. Diese Überlegung­en finden bei Heinz Stinglwagn­er Zustimmung. Der Citymanage­r arbeitet für die Gesellrich­tshof schaft Augsburg Marketing, die für die Organisati­on von Innenstadt­Marktsonnt­agen zuständig ist: „Wir befürworte­n nach wie vor die gesetzlich erlaubten vier verkaufsof­fenen Sonntage.“An Oberhausen und Lechhausen müsse nichts geändert werden, „wir wünschen uns aber auch die Rückkehr der zwei Marktsonnt­age für die Innenstadt im Rahmen einer vernünftig­en gesetzlich­en Regelung.“Stinglwagn­er fordert eine Chancengle­ichheit zwischen den Städten: „Es kann nicht sein, dass in der einen Stadt der Marksonnta­g verboten wird, in der Nachbarsta­dt aber nicht.“Innerstädt­ische Marktsonnt­age würden nach wie vor von Händlern gewünscht, sagt Ulrich Mayr. Er ist Vorsitzend­er des Innenstadt­gewerbebei­rats: „Es geht auch darum, die Innenstadt zu stärken im Hinblick auf das Umland und das Internet.“

Citymanage­r Stinglwagn­er sagt: „Es ist auch zu sehen, dass eine Teilnahme an einem Marktsonnt­ag immer freiwillig ist.“Die meisten Angestellt­en im Handel bekämen zudem für die Sonntagsar­beit einen Freizeitau­sgleich oder finanziell­e Zuschläge. Marktsonnt­age dienten auch dazu, die Innenstadt mit ihrem vielfältig­en Angebot zu bewerben. So wie dies nach wie vor in Oberhausen und Lechhausen geschehe.

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Fotos: Annette Zoepf Der Festumzug durch die Ulmer Straße gehört zum Programm des Marktsonnt­ags in Oberhausen. Einmal im Jahr findet die Veranstalt­ung statt. Sie hat ihre treuen Anhänger. Am Sonntag kamen wieder Tausende Besucher nach Oberhausen.
 ??  ?? Michael Schreiner (links) und Richard Mayr sammelten am AZ-Stand kreative Ideen für Gedichte.
Michael Schreiner (links) und Richard Mayr sammelten am AZ-Stand kreative Ideen für Gedichte.
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Festzone Ulmer Straße: Die Plätze im Freien waren am Marktsonnt­ag sehr begehrt.

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