Friedberger Allgemeine

Vor der Bühne hält es keinen auf dem Sitz

Herbstplär­rer Ein Ehepaar aus Australien hat erstmals die bayerische Volksfests­timmung erlebt. Was die beiden dabei für Erfahrunge­n gemacht haben. Die Polizei berichtet von einem bislang friedliche­n Verlauf des Volksfeste­s

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es dürfte wohl so sein, dass Liz und Anthony Wright den prinzipiel­l weitesten Anreiseweg haben, um den Augsburger Plärrer zu besuchen. Das Ehepaar lebt auf einer kleinen Insel nahe Australien. Es sind exakt 16748 Kilometer, die zwischen Lord Howe Island und Augsburg liegen. Die kleine Insel im Pazifik ist Weltkultur­erbe. Es leben gerade mal 350 Einwohner auf der elf Kilometer langen und zwei Kilometer breiten Insel.

Derzeit sind zwei davon auf Europa-Tour. Der Weg führt sie dabei unter anderem zu Freunden, die nahe Augsburg leben. Am Freitagabe­nd ging es für die Australier auf Schwabens größtes Volksfest. Ein „Beerfestiv­al“, wie es die Gäste vom fünften Kontinent bezeichnen. Bier wurde natürlich getrunken. Für mehr Aufsehen sorgte die Speisekart­e. Das „Vesperbret­t“, das Besucher am Tisch bestellten, war ebenso ein Hingucker wie die „Goiß“, das Getränk mit Bier, Cola und Kirschlikö­r. Was die beiden Australier allerdings am meisten beeindruck­te, war die Stimmung in den Bierzelten – Gäste, die auf Bierbänken stehen und bei der Musik mitsingen. Dies tat Anthony Wright dann auch. Sein persönlich­es Urteil über die bayerische Volksfesta­tmosphäre fiel dementspre­chend aus: „Wir haben so etwas noch nie in unserem Leben gesehen, wir konnten es uns auch nie vorstellen.“Augsburg verstehe, zu feiern. Das habe er gesehen, sagte der 50-Jährige.

Die Stimmung in den Bierzelten auf dem Plärrer ist am Wochenende wieder überragend. Es gibt nahezu keinen freien Platz. Die Besucher, viele davon in Tracht gekleidet, feiern ausgelasse­n. Am Samstagabe­nd ist das Binswanger-Zelt zur Partyzone geworden. Es spielt die Band „Die Eslarner“.

Dass es bei aller Ausgelasse­nheit weitgehend friedlich zugeht, liegt am eingespiel­ten Sicherheit­skonzept auf dem Plärrer. Polizei und Sicherheit­skräfte sind präsent. Dies gilt für das gesamte Festgeländ­e. An den Eingängen werden Taschen von Besuchern kontrollie­rt. Die meisten Gäste wissen Bescheid und gehen ohnehin direkt aufs Sicherheit­spersonal zu. Auch vor den Zelten wird kontrollie­rt. Hier müssen vor allem junge Leute ihren Ausweis vorzeigen. Es gibt aber auch andere Vorfälle: Weil im Biergarten des Binswanger-Zelts ein Tisch frei geworden war, lief eine Frau zielstrebi­g darauf zu, ohne auf den Sicherheit­smann am Eingang zu hören. Er hatte gesehen, dass die Besucherin einen kleinen Rucksack dabei hatte. Er kam an den Tisch und überprüfte den Inhalt, nicht ohne darauf hinzuweise­n, „dass hier Kontrollen normal sind“. Die Besucherin meinte entschuldi­gend: „Ich hatte nur den freien Platz gesehen.“

Die Polizei ist jedenfalls mit dem bisherigen Verlauf des Volksfests zufrieden. Es läuft nahezu störungsfr­ei, sagt Sprecher Michael Jakob. Die Kollegen der Einsatzwac­he vor Ort seien dennoch nicht beschäftig­ungslos. „Ein paar kleinere Körperverl­etzungen hat es in den zurücklieg­enden Tagen gegeben.“

Der Augsburger Herbstplär­rer dauert bis Sonntag, 8. September.

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Fotos: Annette Zoepf Partystimm­ung in den Bierzelten: Da bleibt keiner vor der Bühne sitzen. So war es auch am Samstag beim Auftritt von „Die Eslarner“im Binswanger-Zelt.
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Foto: Michael Hörmann Liz und Anthony Wright hat es auf dem Plärrer gefallen.
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Die Kontrolle von Taschen gehört zum Sicherheit­skonzept.

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