Vor der Bühne hält es keinen auf dem Sitz
Herbstplärrer Ein Ehepaar aus Australien hat erstmals die bayerische Volksfeststimmung erlebt. Was die beiden dabei für Erfahrungen gemacht haben. Die Polizei berichtet von einem bislang friedlichen Verlauf des Volksfestes
Es dürfte wohl so sein, dass Liz und Anthony Wright den prinzipiell weitesten Anreiseweg haben, um den Augsburger Plärrer zu besuchen. Das Ehepaar lebt auf einer kleinen Insel nahe Australien. Es sind exakt 16748 Kilometer, die zwischen Lord Howe Island und Augsburg liegen. Die kleine Insel im Pazifik ist Weltkulturerbe. Es leben gerade mal 350 Einwohner auf der elf Kilometer langen und zwei Kilometer breiten Insel.
Derzeit sind zwei davon auf Europa-Tour. Der Weg führt sie dabei unter anderem zu Freunden, die nahe Augsburg leben. Am Freitagabend ging es für die Australier auf Schwabens größtes Volksfest. Ein „Beerfestival“, wie es die Gäste vom fünften Kontinent bezeichnen. Bier wurde natürlich getrunken. Für mehr Aufsehen sorgte die Speisekarte. Das „Vesperbrett“, das Besucher am Tisch bestellten, war ebenso ein Hingucker wie die „Goiß“, das Getränk mit Bier, Cola und Kirschlikör. Was die beiden Australier allerdings am meisten beeindruckte, war die Stimmung in den Bierzelten – Gäste, die auf Bierbänken stehen und bei der Musik mitsingen. Dies tat Anthony Wright dann auch. Sein persönliches Urteil über die bayerische Volksfestatmosphäre fiel dementsprechend aus: „Wir haben so etwas noch nie in unserem Leben gesehen, wir konnten es uns auch nie vorstellen.“Augsburg verstehe, zu feiern. Das habe er gesehen, sagte der 50-Jährige.
Die Stimmung in den Bierzelten auf dem Plärrer ist am Wochenende wieder überragend. Es gibt nahezu keinen freien Platz. Die Besucher, viele davon in Tracht gekleidet, feiern ausgelassen. Am Samstagabend ist das Binswanger-Zelt zur Partyzone geworden. Es spielt die Band „Die Eslarner“.
Dass es bei aller Ausgelassenheit weitgehend friedlich zugeht, liegt am eingespielten Sicherheitskonzept auf dem Plärrer. Polizei und Sicherheitskräfte sind präsent. Dies gilt für das gesamte Festgelände. An den Eingängen werden Taschen von Besuchern kontrolliert. Die meisten Gäste wissen Bescheid und gehen ohnehin direkt aufs Sicherheitspersonal zu. Auch vor den Zelten wird kontrolliert. Hier müssen vor allem junge Leute ihren Ausweis vorzeigen. Es gibt aber auch andere Vorfälle: Weil im Biergarten des Binswanger-Zelts ein Tisch frei geworden war, lief eine Frau zielstrebig darauf zu, ohne auf den Sicherheitsmann am Eingang zu hören. Er hatte gesehen, dass die Besucherin einen kleinen Rucksack dabei hatte. Er kam an den Tisch und überprüfte den Inhalt, nicht ohne darauf hinzuweisen, „dass hier Kontrollen normal sind“. Die Besucherin meinte entschuldigend: „Ich hatte nur den freien Platz gesehen.“
Die Polizei ist jedenfalls mit dem bisherigen Verlauf des Volksfests zufrieden. Es läuft nahezu störungsfrei, sagt Sprecher Michael Jakob. Die Kollegen der Einsatzwache vor Ort seien dennoch nicht beschäftigungslos. „Ein paar kleinere Körperverletzungen hat es in den zurückliegenden Tagen gegeben.“
Der Augsburger Herbstplärrer dauert bis Sonntag, 8. September.