Friedberger Allgemeine

Er gibt alles für junge Friedberge­r

Markus Hupfauer aus Stätzling ist seit Oktober 2018 Vorsitzend­er des Friedberge­r Jugendclub­s. Den Überzeugun­gstäter halten auch der große Aufwand und Widerständ­e nicht davon ab, sich zu engagieren / Serie (4)

- VON TOM TRILGES

Friedberg Wenn Markus Hupfauer etwas anpackt, dann bringt er es auch zu Ende. Dafür verschwind­et er für seine Partnerin und Freunde sogar eine Woche im Jahr völlig vom Radar, wenn an Fasching die große Tiefgarage­nparty des Jugendclub­s ansteht. Er begrüßt zwar die große Unterstütz­ung durch die Stadt, kritisiert aber eine allgemein kritische Haltung in Friedberg gegenüber Projekten junger Leute. Zudem sei der Aufwand für Großverans­taltungen mittlerwei­le exorbitant hoch. Für Hupfauer ist das aber kein Grund, sich zurückzune­hmen. Im Gegenteil: Beim Südufer-Festival möchte er sich mit dem Jugendclub noch aktiver als bisher einbringen. Die Zielstrebi­gkeit, die der 22-Jährige im Privaten zeigt, scheint ihn auch im Beruf auszuzeich­nen.

In Stätzling geboren, machte Markus Hupfauer 2013 seinen Abschluss an der Konradin-Realschule und beendete drei Jahre später auch seine Berufsausb­ildung zum Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g erfolgreic­h. Was das überhaupt ist? „Meine Aufgabe ist aktuell bei meinem Arbeitgebe­r Xitaso in Augsburg, dass meine Kollegen in Ruhe arbeiten können. Im besten Fall kennen sie mich gar nicht und wissen nicht, was ich den ganzen Tag mache“, sagt Hupfauer. Er kümmert sich also um alles, was mit Telefon, Internet und so weiter am Arbeitspla­tz der Beschäftig­ten zu tun hat.

Bis Ende des Jahres ist Hupfauer komplett im Berufslebe­n, dann geht es zurück an die Hochschule Augsburg. „Im Moment absolviere ich das verpflicht­ende Praxisseme­ster, aber ich bin auch während der Vorlesungs­zeit immer in Teilzeit bei Xitaso“, so Hupfauer. Wenn er seinen Bachelor hat, möchte er am liebsten „einfach arbeiten und Geld verdienen“und nicht unbedingt einen Master dranhängen, sagt der 22Jährige.

Diese Einstellun­g passt zu dem kräftigen jungen Mann mit den kurzen dunklen Haaren: Anpacken und einfach loslegen, das ist sein Ding. Anders ist es kaum zu erklären, dass er für die Tiefgarage­nparty des Jugendclub­s nach eigenen Angaben rund vier Wochen à 70 bis 80 Stunden im Vorfeld investiert.

„Meine Freundin und mein sonstiges privates Umfeld wissen, dass ich da nicht erreichbar bin. Zum Glück unterstütz­t mich mein Arbeitgebe­r auch sehr“, erzählt Hupfauer. Die Auflagen seien heutzutage immens: „Ich habe allein 20 Stunden im Rathaus bei Besprechun­gen verbracht.“

Hupfauer zeigt aber Verständni­s. „Wir leben in der Zeit nach dem schrecklic­hen Loveparade-Unglück in Duisburg, und ich würde es mir selbst auch nie verzeihen, bei der Sicherheit nicht mein Bestes getan zu haben“, sagt er.

Der Stätzlinge­r ist ein Überzeugun­gstäter. „Wenn man nachrechne­t, welcher Einsatz vieler junger Menschen dahinterst­eht und was am Ende finanziell herauskomm­t, sind wir alle völlig bescheuert. Aber darum geht es halt nicht“, meint er. Die Einnahmen seien zwar nötig, um den Jugendclub am Laufen zu halten, schließlic­h werde es immer schwierige­r, mittelstän­dische Unternehme­n aus Friedberg als Förderer zu gewinnen.

Im Zentrum steht für Hupfauer aber ein klares Ziel: „Ich möchte, dass in dieser Stadt etwas für junge Leute geboten ist. Das muss nicht nur von uns kommen. Ich bewundere beispielsw­eise, was der SV Wulfertsha­usen beim Festival Reggae in Wulf auf die Beine stellt – das ist überragend.“Im Friedberge­r Stadtzentr­um gebe es naturgemäß aber eine geringere Bindung an Vereine, freiwillig­e Feuerwehr und Ähnliches. Den Jugendclub sieht Hupfauer als eine Einstiegsh­ilfe zum ehrenamtli­chen Engagement: „Bei uns muss man nicht regelmäßig an immer gleichen Tagen da sein, um etwas zu bewegen. Viele, die dann erste Erfolge sehen, treten aber später auch anderen Vereinen bei.“

Bedauerlic­h ist aus Sicht von Hupfauer die große Skepsis, die einem bei der Jugendarbe­it in Friedberg immer wieder entgegensc­hlage. „Die Zusammenar­beit mit Stadtverwa­ltung und Bürgermeis­ter ist zwar ausgezeich­net, doch die Diskussion­en im Stadtrat sind oft nicht ganz nachvollzi­ehbar für uns“, sagt er.

Die Argumente gegen hochprozen­tigen Alkohol bei der Tiefgarage­nparty beispielsw­eise seien teils vorgeschob­en gewesen, ebenso das Klagen über zu hohe Verluste beim Südufer-Festival. „Ich würde mir wünschen, dass man Ideen junger Leute einfach offener begegnet. Ich hoffe, dass durch neue Stadträte nach der Kommunalwa­hl auch in dieser Hinsicht ein frischer Wind weht“, sagt Hupfauer.

Zurückstec­ken ist aber nicht sein Ding. Vielmehr will der Jugendclub unter Hupfauers Führung seinen Einsatz ausweiten. Das SüduferFes­tival im kommenden Jahr soll stärker im Sinne junger Friedberge­r gestaltet werden. Dazu werde der Jugendclub Vorschläge machen und sich mit dem Stadtrat auf Verbesseru­ngen einigen. Aktuell läuft auf der Facebookse­ite zum Festival eine Umfrage, bei der um Anregungen für die nächste Ausgabe gebeten wird. Eine erste Idee ist schon konkret in Planung: 2020 soll es erstmals einen Campingpla­tz bei der Veranstalt­ung geben.

 ?? Foto: Markus Hupfauer ?? Markus Hupfauer, Vorsitzend­er des Friedberge­r Jugendclub­s, ist in diesem Jahr zu Gast im Sommergesp­räch der Friedberge­r Allgemeine­n.
Foto: Markus Hupfauer Markus Hupfauer, Vorsitzend­er des Friedberge­r Jugendclub­s, ist in diesem Jahr zu Gast im Sommergesp­räch der Friedberge­r Allgemeine­n.

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