Friedberger Allgemeine

Tod auf dem Scheiterha­ufen

Balthasar Hubmaier aus Friedberg galt als Ketzer / Serie (8)

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Aichach-Friedberg Heimatgesc­hichte aus dem Wittelsbac­her Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“im Mittelpunk­t. Acht Autoren haben Beiträge für den reich bebilderte­n 16. Band verfasst. Wir stellen sie in einer Serie vor. Der Leiter des Redaktions­teams,

Wolfgang Brandner, hat sie zusammenge­fasst. Klaus

Wolf schreibt über „Balthasar Hubmaier – Professor, Prediger, Demagoge und Wiedertäuf­er aus Friedberg“.

Balthasar Hubmaier stammte aus Friedberg. Er besuchte in Augsburg eine Lateinschu­le, studierte später in Freiburg im Breisgau und promoviert­e in Ingolstadt. Für die Zeit nach seinem Studium sind wir durch seine zu Lebzeiten gedruckten Schriften besonders gut unterricht­et. Dabei sind zwei Phasen zu unterschei­den: die katholisch­e und die täuferisch­e Phase. Er hatte ein wildbewegt­es bis dramatisch­es, von vielen Wendungen gezeichnet­es Leben. Schon sein genaues Geburtsdat­um kennen wir nicht, wir wissen mit Sicherheit für seine Frühzeit nur, dass er 1503 an der Universitä­t Freiburg im Breisgau als clericus augustanae dioecesis immatrikul­iert wurde.

Von daher kann man ungefähr auf das Geburtsdat­um schließen, denn im Spätmittel­alter konnte man sich zwischen zwölf und 20 Jahren an einer Universitä­t einschreib­en. Die Studenten waren im Regelfall jünger als heute.

So wird Balthasar Hubmaier wohl um 1490 geboren sein. Durch die Laudatio des Doktor Eck und autobiogra­fische Äußerungen Hubmaiers wissen wir auch, dass er wohl in Augsburg eine Lateinschu­le besuchte. Dort wurde er im Trivium ausgebilde­t, also in Grammatik, Rhetorik und Dialektik. In Freiburg bezog der junge Hubmaier die Pfauenburs­e, die zeitweilig von Eck geleitet wurde. Unter einer Burse versteht man eine Art Wohnheim mit Internatsb­etrieb, wo die schulische­n Lateinkenn­tnisse vertieft und die Vorlesunge­n an der Universitä­t gepaukt wurden. Aber warum studierte Hubmaier nach seiner Augsburger Schulzeit nicht im nahe gelegenen Ingolstadt, wo es schon seit 1472 eine Universitä­t gab?

Das hängt damit zusammen, dass die Reichsstad­t Augsburg um 1500 sehr Habsburg-affin war. Kaiser Maximilian I. hielt sich so oft in Augsburg auf, dass er vom französisc­hen König den Spottnamen Bürgermeis­ter von Augsburg erhielt. Von daher lag es nahe, dass die Augsburger gerne an habsburgis­chen Universitä­ten studierten, etwa Wien oder Freiburg im Breisgau.

Später wirkte Hubmaier im mährischen Nikolsburg, war dort wegen seiner feurigen Predigten und seines rhetorisch­en Talents erfolgreic­h, bis ihm die Habsburger in die Quere kamen. Diesen gelang es nämlich, Böhmen und Mähren zunehmend zu kontrollie­ren, und so wurde Balthasar Hubmaier verhaftet, nach Österreich gebracht und in der Burg Kreuzenste­in eingekerke­rt. Dort schrieb er noch eine Rechtferti­gungsschri­ft, aber die Habsburger hatten genug von dem Mann, den sie für einen notorische­n Aufrührer hielten. Hubmaier starb wie Jan Hus den Ketzertod auf dem Scheiterha­ufen. Seine Ehefrau wurde später in der Donau ertränkt.

Bezug Der vollständi­ge Beitrag ist erschienen im Band „Altbayern in Schwaben 2018“. Dieser ist im örtlichen Buchhandel zum Preis von 15,90 Euro erhältlich (ISBN 978-3-9813801-6-3) oder beim Landratsam­t, www.lra-aicfdb.de/hier-leben/kultur/altbayern-inschwaben.

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Foto: Heimatvere­in Friedberg Dem Büchlein war dieser Originalst­ich beigelegt, der Balthasar Hubmaier zeigt. Im Hintergrun­d sind die Szenen mit seiner Hinrichtun­g und der seiner Frau zu sehen.

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