Sie sorgen am Auensee für Sicherheit
Die ehrenamtlichen Helfer der Wasserwacht sind in Kissing im Einsatz. Dafür steht ihnen nun auch ein neues Motorrettungsboot zur Verfügung. Im Ernstfall zählt jede Minute
Kissing Wegen der Sommerferien und des wechselhaften Wetters ist es am Auensee momentan zwar relativ ruhig, trotzdem macht die Kissinger Wasserwacht bei warmen Temperaturen jeden Samstag und Sonntag Dienst. Ihre aufgezogene Fahne ist bis vom gegenüberliegenden Ufer aus zu sehen und signalisiert den Schwimmern:
Sollte etwas passieren, ist rasche Hilfe garantiert – auch dank des neuen Motorrettungsbootes, das diesen Sommer erstmals im Einsatz ist und vom Freistaat Bayern finanziert wurde.
Wachleiter ist heute Christian Ungewitter. Der 21-Jährige kennt kaum ein Leben ohne Wasserwacht, denn sein Opa Klaus Losert hat die Ortsgruppe mit aufgebaut und ist seit 55 Jahren Mitglied. Er holt ein altes Farbfoto aus der Station und zeigt es seinem Enkel: „Diesen einfachen Holzpavillon der Firma Frisch haben wir Anfang der 1970er-Jahre von Augsburg hierher transportiert, lange Zeit war er unsere erste Wachstation.“
Heute steht am Ufer zwar ein solides Steinhaus mit Aufenthalts- und Geräteraum, doch es gibt keinen Kanal-, Strom- oder Wasseranschluss. „Ist alles in Eigenregie gebaut“, erzählt der 74-Jährige stolz, „dank vieler geschickter Handwerker in unserer Truppe!“An der etwas abseits gelegenen Garage müsste das Dach repariert werden und auch sonst gibt rund um das Grundstück, das der Gemeinde Kissing gehört, ständig etwas zu tun: Rasen mähen, Müll einsammeln, das Naturschutzgebiet sauber halten oder Geräte pflegen.
Zusammen mit Ungewitter haben heute Franziska Bernhard und Valentin Hamberger Dienst. Die 20 Jahre junge Industriekauffrau und der ein Jahr ältere Mechatroniker werfen mit ihren Kollegen ein wachsames Auge auf den idyllisch gelegenen See, an dem das Nacktbaden toleriert wird. Weil seine Ufer nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind, herrscht starker Andrang aber höchstens während einer Hitzewelle; viele der meist älteren Besucher transportieren ihre Brotzeit, Decken, Liegen und Schirme auf kleinen Zweiradkarren.
Dass es am Auensee in den vergangenen Jahren einen ernsten, lebensbedrohlichen Zwischenfall gegeben hätte, daran kann sich keiner der jungen Leute erinnern. Die meisten Einsätze beschränkten sich bisher auf kleinere Verletzungen, etwa gestürzte oder von Insekten gestochene Radler oder einen Sonnenstich. Dagegen erzählt Opa Klaus Losert von einem schwierigen Einsatz vor längerer Zeit, bei dem die Wasserwacht zwei leichtsinnige Halbwüchsige am Lechwehr retten musste.
Denn auch für den Fluss sind die ehrenamtlichen Helfer zuständig und haben dafür wie Hamberger eine Spezialausbildung. Im Ernstfall zählt jede Minute, um die Ausrüstung mit Neoprenanzug, Auftriebsweste, Helm, Tauchermesser und Wurfsack mit Rettungsleine anzulegen. Erst vor wenigen Wochen hatten die Wasserretter aus dem Raum Augsburg einen Großeinsatz am Lech: Ende Mai suchten sie nach einem Mann, der sich an der Staustufe 23 offensichtlich mit Selbstmordabsicht in den Fluss gestürzt hatte. Einige Tage später mussten die Helfer erneut ausrücken, weil ein 16-Jähriger beim Schwimmen abgetrieben worden war.
„Insgesamt haben wir vergangenes Jahr rund 1100 Stunden Dienst am Auensee geleistet“, sagt Ungewitter. Sogar 5300 unentgeltliche Arbeitsstunden waren 2018 die Mitglieder der Rotkreuz-Gemeinschaft Kissing im Einsatz. Sie ist im Landkreis Aichach-Friedberg die einzige, in der Sanitätsbereitschaft und Wasserwacht gemeinsam geführt werden und finanziert sich vollständig aus eigenen Einnahmen und Spenden.
„Wir sind also universell einsetzbar, weil wir sowohl eine Sanitätsals auch eine Rettungsschwimmerausbildung haben“, sagt Bernhard. Die freiwilligen Helfer besetzen die Station am Auensee, wenn Badewetter ist, jeden Samstag von 13 bis 18 sowie am Sonntag von 10 bis 18 Uhr, außerdem auch an Feiertagen.
Das ist zwischen Mitte Mai und Mitte September normalerweise kein Problem, „aber jetzt in den Ferien wird es personell schon etwas eng“. Zu den Wachdiensten kommen noch regelmäßige Fortbildungen und Übungen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. „Mindestens jeden zweiten Tag arbeite ich für das Rote Kreuz“, sagt die 21-jährige Marina Schmidbauer, technische Leiterin der Wasserwacht.
Die Mitglieder der BRK-Gemeinschaft finanzieren sich durch eigene Mittel, die sie bei Altpapiersammlungen sowie Stände beim Brunnenfest oder Weihnachtsmarkt erwirtschaften – „alles in allem ein Zeitaufwand, den niemand bezahlen könnte“, stellt Bernhard fest.
Für sie war ein Ferienzeltlager der Wasserwacht ausschlaggebend für ihre Entscheidung, der Rettungsorganisation beizutreten. Am zweiten Septemberwochenende wird sie als Gruppenleiterin Kissinger Kinder begleiten, die auf dem Gelände der Auensee-Station zelten und die Arbeit der Helfer kennenlernen dürfen.