Die ganze Affenbande
Das britische Unterhaus als Schimpansen-Stall: In London wird ein Banksy-Gemälde versteigert
Augsburg Der unidentifizierte, aber mit klangvollem Namen ausgestattete Künstler Banksy ist nicht dafür bekannt, dass er affirmativ, also die Verhältnisse bejahend, wirkt – wobei er schon auch auf den Mehrwert seiner spektakulären Aktionen achtet, siehe das publicity-wirksame Schreddern eines seiner Werke bei einer Sotheby’s-Auktion 2018.
In manche Wunde hielt Banksy – mehr oder weniger subtil – seine Künstlerfinger, wobei auch schon mal her majesty the queen Fett abkriegte: Als sie nämlich mit Krone, Ohrringen, Halskette und typischer Frisur, aber mit Schimpansengesicht aus einer Druckgrafik herausblickte. Allerdings darf sich Elizabeth II. mittlerweile in guter Gesellschaft wissen, denn 2009 malte Banksy das komplette britische Unterhaus als Affenstall.
Man muss da von zweierlei Charme sprechen – wobei der herzliche eher kleiner, der satirische etwas größer ist. Freilich: Sich das Gemälde (2,8 auf 4,5 Meter) zu erinnern, liegt 2019 nicht Lichtjahre entfernt – wenn auch mittlerweile ein Blondschopf das noch größere Problem darstellt, weil er die Affen in den Freigang schickte.
Jedenfalls kommt nun – passgenau, zeitgerecht – das BanksyÖlgemälde auf Leinwand unter den Hammer, und wenn man seine Monumentalität in Relation setzt zu dem kleineren, geschredderten „Girl with Balloon/Love is in the bin“, dann erscheint die Sotheby’s-Erwartung von bis zu zwei Millionen britische Pfund (2,24 Millionen Euro) für „Devolved Parliament“(„Dezentralisiertes Parlament“) gar nicht mal so exorbitant.
Tragen Sie also in Ihren Kalender ein: London, 3. Oktober, New Bond Street. Sotheby’s versteht es, die Werbetrommel zu rühren: Banksy habe mit „Devolved Parliament“in einem einzigen Bild die „kompliziertesten politischen Situationen der Gesellschaft“destilliert. Nun ja.
Aber: Womöglich würden sich die Schimpansen sogar, instinktivschlau wie sie sind, gegen einen Brexit entscheiden.