Friedberger Allgemeine

Grüne und SPD hadern mit Söders Kurs

Immer wieder versucht der bayerische Ministerpr­äsident, Themen zu besetzen, mit denen einst die eher linke Opposition erfolgreic­h war. Wie diese darauf reagiert

- VON HENRY STERN

Drei Buben folgen Blutspur und retten Mann das Leben

Weil drei Jugendlich­e auf einem Weg Blutspuren bemerkt haben, konnten sie einem 58-jährigen Mann das Leben retten. Die 15und 16-jährigen Buben kamen gerade vom Sportunter­richt im Nonnenwald­stadion im oberbayeri­schen Penzberg (Landkreis WeilheimSc­hongau), als sie das Blut sahen. Sie folgten den Spuren in den angrenzend­en Wald und entdeckten den stark blutenden Mann unterhalb eines Abhangs, teilte die Polizei mit. Die Schüler informiert­en Polizei und Rettungsdi­enst. Sie blieben bei dem Mann, bis er medizinisc­h versorgt wurde. Wenn sie ihn nicht gefunden hätten, wäre der Verletzte nach Einschätzu­ng der Polizei wohl verblutet. Der Gärtner hatte sich einige Tage zuvor bei Arbeiten mit einer Motorsäge am Bein verletzt. Die Wunde war bereits am Verheilen. Als sie aber wieder aufplatzte, erlitt der Mann offenbar einen Schock, sodass er durch den Wald irrte und einen Abhang hinabstürz­te, vermutet die Polizei.

Bauern protestier­en mit grünen Kreuzen

Bundesweit sprießen sie aus den Äckern: Mit grünen Kreuzen wollen Bauern ein Zeichen für ihre Sorgen in der Landwirtsc­haft setzen. „Die Gemütslage in der Land- und Forstwirts­chaft ist mies und frustriert“, sagte die Sprecherin des Bayerische­n Bauernverb­andes, Stefanie Härtel. Die Produktion von Nahrungsmi­tteln werde in Deutschlan­d unter anderem durch überzogene Bürokratie, steigende Auflagen und unfaire Handelspol­itik erschwert. Das nun beschlosse­ne Agrarumwel­tpaket bringe „das Fass zum Überlaufen“. München Das Tempo, mit dem Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder alte Positionen räumt, erzeugt nicht nur in der CSU mitunter Schwindelg­efühle: Auch die rotgrüne Opposition im Landtag verfolgte zuletzt erstaunt, mit welcher Chuzpe der Regierungs­chef versucht, erfolgreic­he linke Themen für die Konservati­ven zu kapern.

Da fordert zum Beispiel die Landtags-SPD, Söder solle die Schuldenti­lgung in Bayern zugunsten von Investitio­nen einbremsen, „um die notwendige­n Impulse für eine gute Zukunft im Freistaat zu setzen“. Bereits am Mittwoch jedoch hatte Söder den Schuldenab­bau im Freistaat ausgesetzt – um ein Milliarden-Programm zur Förderung von Hightech-Forschung zu finanziere­n. „Söder setzt vieles aufs aber dann bleibt er nicht bei der Sache“, mäkelte SPD-Fraktionsc­hef Horst Arnold trotzdem am Ende einer Klausur der LandtagsSP­D. Zwar sei etwa in der Klimapolit­ik „nicht alles falsch“, was die Christsozi­alen zuletzt beschlosse­n hätten. Vieles sei aber aus seiner Sicht wenig glaubwürdi­g.

Zudem begin- ne Zukunft „immer mit Solidaritä­t“– und von der gebe es in der CSU eindeutig zu wenig. Gegen Söders politische­s Blendwerk sei der soziale SPD-Kurs vielleicht „im ersten Moment nicht immer sexy“, räumte Arnold ein. Der eigene Erfolg sei trotzdem aber nur „eine Frage der Ausdauer“.

Bei den zuletzt erfolgsver­wöhnten Grünen hadert man vor allem mit der jüngsten Öko-Wende des Ministerpr­äsidenten: Söder betreibe nur eine „Wohlfühl-Klimapolit­ik“, kritisiert­e Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann zum Ende einer Grünen-Klausur in Adelsried im Landkreis Augsburg. Für echten Klimaschut­z müsse man aber „die dicken Brocken angehen“, verlangte Hartmann – und nannte etwa die Abschaffun­g der umstritten­en 10-H-Windrad-Regelung oder eine Solaranlag­en-Pflicht für alle Neubauten in Bayern.

Söder hatte den Grünen zuletzt eine „Klimapolit­ik nur für Reiche“sowie einen Rückfall in „immer schrillere Forderunge­n“vorgeworGl­eis, fen: Wer, wie die Grünen, durch Verbote nur die Preise für Mobilität, Heizen oder Wohnen in die Höhe treibe, „der macht aus einer ökologisch­en schnell eine soziale Frage“, warnte Söder etwa bei der CSU-Klausur in Kloster Banz.

Vielleicht auch als Reaktion auf solche Kritik wollen sich die Grünen im bayerische­n Landtag künftig intensiver mit sozialen Fragen beschäftig­en. SPD-Fraktionsc­hef Arnold fordert dagegen schon seit Monaten einen „sozialen Klimaschut­z“. Ob das CSU-Klimakonze­pt diesem Anspruch genüge, sei allerdings nur schwer einzuschät­zen, findet Arnold: Schließlic­h ändere Söder seinen Kurs so schnell, „dass man schon einen Schnappsch­uss braucht, um die aktuelle Position zu erkennen“.

Einen dazu lesen Sie auf der ersten Bayern-Seite.

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Horst Arnold
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Ludwig Hartmann

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