Friedberger Allgemeine

Jonathan Schmid findet sein Glück

Im Sommer verabschie­dete sich der Rechtsvert­eidiger kurzfristi­g zum SC Freiburg. Vor dem Wiedersehe­n mit dem FC Augsburg erklärt der Franzose, warum er zurückwoll­te

- VON JOHANNES GRAF

Im Gespräch ist Jonathan Schmid anzumerken, wie sehr er sich an diesen Ort zurückgewü­nscht hat. Vor rund vier Jahren hatte er den Sportclub Freiburg verlassen, nachdem dieser aus der Bundesliga abgestiege­n war. Der damals 25-jährige Fußball-Profi wechselte zur TSG Hoffenheim – und erlebte eine unbefriedi­gende Saison. Weitaus besser erging es ihm beim FC Augsburg, dem er drei Jahre lang treu blieb. Wirklich wohl fühlt sich Schmid jedoch in Freiburg, wenige Kilometer von seiner Elsässer Heimat entfernt. Schmid, der mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen französisc­h spricht, betont auf Deutsch: „Ich fühle mich hier sehr gut. Wir haben ein schönes Haus gefunden und sind sehr zufrieden.“

Schmids Erscheinun­gsbild ist extroverti­ert. Sein Körper übersät von Tattoos, er trägt glitzernde Ohrstecker und modisch ausgefalle­ne Klamotten. Dem gegenüber steht sein introverti­ertes Wesen. Der 29-Jährige ist kein Mann großer Worte, auf Fragen antwortet er kurz, niemals verfällt er in einen Plauderton. Selbst Förderer Christian Streich stellte dies vor eine schwierige Aufgabe, wie er einmal bekannte. In der Anfangspha­se als Profi verordnete sich Streich mit Schmid feste Unterredun­gszeiten, um den äußerst zurückhalt­enden Kicker zum verbalen Austausch zu bewegen.

Streich, damals wie heute Trainer in Freiburg, hatte entscheide­nden Anteil an der Rückholakt­ion des rechten Verteidige­rs. Der Kontakt war nie abgebroche­n, Streich hatte seinem ehemaligen Spieler stets zum Geburtstag gratuliert, weiterhin bestand ein vertrauens­volles Verhältnis zwischen den beiden. Schmid spielte mit dem Gedanken, einmal nach Freiburg zurückzuke­hren, den Zeitpunkt hatte der Spieler indes offengelas­sen. Als sich kurzfristi­g die Möglichkei­t bot, musste er nicht lange überlegen.

Letzte Gewissheit brachte ein Treffen, bei dem Streich mit am Tisch saß. Die beiden kennen sich bestens, wissen, was sie voneinande­r haben. Wie sie miteinande­r umgehen müssen. „Er weiß, wie ich spiele und wie ich bin. Er hat mich zum Profi gemacht“, sagt Schmid. Für vier Millionen Euro wechselte der Rechtsvert­eidiger im Sommer von Augsburg nach Freiburg.

Neben Streich beeinfluss­ten Frau und Kinder die Rückkehr ins Breisgau. Schmids älterer Sohn John ist im Herbst in die Schule gekommen, der jüngere Layvin in den Kindergart­en. Zudem wohnen Schmids Eltern in Straßburg. Das Familienle­ben hat sich erleichter­t: Schmid muss nicht mehr auf Bundesliga­pausen warten, um seine Geburtssta­dt zu besuchen; Verwandte kommen jetzt öfter zu ihnen nach Freiburg.

Außerdem spielt er nun mit seinem jüngeren Bruder Anthony in einem Klub. Der 20-Jährige gehört der U23-Regionalli­gamannscha­ft der Freiburger an. Mit Ratschläge­n hält sich Jonathan Schmid indes zurück. „Ich will ihn nicht nerven“, begründet er. Entscheide­nd sei, dass sein Bruder an sich glaube. So wie er selbst einst. „Sonst schaffst du es nicht. Das hat mich sehr stark gemacht in der Jugend, ich habe an mich geglaubt.“

Nicht nur privat war die Eingewöhnu­ngszeit in Freiburg von kurzer Dauer, auch sportlich. Geholfen hat dabei der erfolgreic­he Saisonstar­t. Drei Siege holte der Sportclub in vier Begegnunge­n – mit Schmid als Torschütze­n und Stammkraft auf der rechten Abwehrseit­e. „Wenn du das erste Spiel gewinnst, kommst du gleich in einen guten Lauf. Das ist uns gelungen“, so Schmid. „Wir müssen aber am Boden bleiben. Die Saison ist noch lange.“

Abgesehen von ein paar neuen Mitspieler­n sei beim Sportclub alles wie früher, merkt der Profi an. Eine gewaltige Veränderun­g kommt auf Spieler, Verein und Umfeld zu, wenn die Freiburger ab der kommenden Spielzeit ihre neue Arena beziehen. Am Samstag empfängt der SC den FC Augsburg ein letztes Mal in seinem beschaulic­hen Schwarzwal­dstadion (15.30 Uhr).

Für Schmid wird das Wiedersehe­n mit seinem ehemaligen Klub ein besonderes Spiel. Er freue sich, erzählt der 29-Jährige, zu den FCAProfis Philipp Max oder Marco Richter pflege er weiterhin Kontakt. „In dieser Woche war es aber weniger“, räumt er ein. Denn: „Auf dem Platz gibt es keine Freunde. Nach dem Spiel können wir wieder reden.“

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Foto: witters Mit dem SC Freiburg ist Jonathan Schmid (links) gut in die Bundesliga­saison gestartet. Nun trifft er auf seinen ehemaligen Klub FC Augsburg.

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