Sichtachsen contra Stadtklima
Zum Artikel: „Die Stadtmauer muss besser sichtbar gemacht werden“vom 16. September:
Große Stadtbäume opfern zugunsten optischer Kriterien? Ich vermisse bei vielen Architekten und Stadt- und Landschaftsplanern interdisziplinäres Denken, wie es in anderen Berufsfeldern längst Standard ist. Auch sie müssten in der Lage sein, geistige Verknüpfungen zu Themen wie Stadtklima, Soziologie, Psychologie, Gesundheit herzustellen. Ich hoffe, dass solche Vorstöße zum Schaden von Stadtgrün keinen Widerhall finden und in der Stadt Augsburg, die sich Umweltstadt nennt, Verantwortliche der Stadtplanung und des Bauamts endlich das Amt für Umweltschutz und Grünordnung intensiv mit in solche Planungen einbeziehen.
Vor allem vermisse ich bei Architekten Fantasie bei Planungen. Werte Leser – vergleichen Sie bitte Wollmarkt, Königsplatz, die Terrasse des Hotels Drei Mohren, den Theodor-Heuss-Platz, die Bäckergasse. Manches besser als vorher, aber das Motto immer gleichlautend: helles Pflaster, wenn Grün, dann möglichst sortenrein, in Mikroausführung, in Reihe gepflanzt und mit Metall begrenzt, damit nichts der Linearität entweicht. Reproduktion von Gleichem. Erhalt von altem Stadtgrün nur wegen Bürgerprotesten. Das gleiche „blüht“übrigens auch der Neugestaltung des Holbein-GymnasiumCampus. Die Lobby für Sichtachsen hat offenbar Einfluss.
Aber was rege ich mich auf? Schließlich saßen Menschen schon immer lieber auf einem großen gepflasterten Platz in der prallen Sonne als im Biergarten unter Kastanienbäumen …
Dorothea Manger, Augsburg