Friedberger Allgemeine

Die TCA-Halle wächst, aber zu langsam

Tennis Lange hatte Jakob Schweyer geglaubt, dass die neue Sechsfach-Halle bis Ende September fertiggest­ellt ist. Doch daraus wird nichts. Jetzt spricht der Vereinsvor­sitzende über die Gründe und Folgen

- VON ROBERT GÖTZ

Noch im April war Jakob Schweyer guten Mutes. Damals rollten auf der Tennisanla­ge des TC Augsburg die Bagger an und machten die alten, maroden Tennishall­en dem Erdboden gleich. Bis zum Auftakt der Hallensais­on Ende September, so war sich der TCA-Vorsitzend­e sicher, sollte die neue, hochmodern­e Sechsfach-Halle in Betrieb sein. Fünf Monate später ist klar: Der Aufbau der Halle hat schon begonnen, sie wächst jeden Tag, doch gespielt werden kann dort erst Anfang Januar.

„Wir lagen gut im Zeitplan, nur hat díe für den Hallenbau zuständige Firma SCM2 die Prüfstatik nicht rechtzeiti­g erhalten“, erklärt Schweyer die Verzögerun­g. Die französisc­he Firma gilt als Spezialist in Sachen lichtdurch­lässige Membran-Hallenbaut­en.

Für April eingeplant, wurde dieses wichtige Dokument erst im Juli durch die Behörden freigegebe­n. „Wir können nichts dafür, haben auch schon einen Baujuriste­n eingeschal­tet, aber die Begeisteru­ng bei unseren Hallen-Abonnenten ist natürlich überschaub­ar“, verkleidet Schweyer den Ärger seiner Tennisspie­ler in angenehmen Worten.

Zwar versucht der Klub, sechs Außenplätz­e bis Weihnachte­n bespielbar zu halten, doch ab Einbruch der Dunkelheit und bei schlechtem Wetter sind die nicht mehr benutzbar. Ein Hallenprov­isorium oder eine mobile Flutlichta­nlage wäre zu teuer gekommen.

Nachvollzi­ehbar, dass der Frust bei den Hallen-Abonnenten groß ist. Den bekam er am 4. September schon bei einer Infoverans­taltung zu spüren. Und auch mit einem Rundbrief eine Woche später machten sich Schweyer und seine Kollegen aus der Klubführun­g keine großen Freunde. Denn es geht darum, wie mit den Abo-Gebühren verfahren wird. Und da geht es um einige Euro. Ein 30-Wochen-Einstunden-Abo in der nachgefrag­testen Zeit kostet zum Beispiel 840 Euro.

In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, macht der Klub klar, dass alle Hallenabos zuerst einmal von den Konten der Abonnenten abgebucht werden. „Für uns ist das aus zwei Punkten unabdingba­r“, erklärt Schweyer. „Wir sind auf die Halleneinn­ahmen zwingend angewiesen, da sie wichtig für die Finanzieru­ng der Halle sind. Zudem müssen wir für etwaige Schadenser­satzforder­ungen an die ausführend­e Firma genauesten­s den entstanden­en Schaden dokumentie­ren“, sagt Schweyer.

In dem Schreiben gibt es zwei Varianten. Die Aufhebung der Hallenbuch­ung und Rückzahlun­g des Hallen-Abos. Oder die Beibehaltu­ng der bisherigen Hallenbuch­ung mit einer Kompensati­on der ausgefalle­nen Wie genau sich die Abonnenten entschiede­n haben, konnte Schweyer am Freitag noch nicht sagen, doch es scheint so, dass die Mehrzahl der Abos gekündigt werden. Die würden im April oder Mai zurückgeza­hlt.

Trotzdem sei die Finanzieru­ng der Halle gesichert und auch die Mitglieder, die zusammen rund 500000 Euro Eigenkapit­al dem Klub zur Verfügung gestellt haben, bräuchten sich keine Sorgen machen, versichert Schweyer: „Man kann jeden Tag zuschauen, wie die Halle wächst. Sie kommt ja, aber halt etwas verspätet. Viel schlimmer wäre es, die alten Hallen stünden noch, oder sie wären abgerissen und es würde nichts passieren.“

Dennoch gibt es auch viel persönlich­e Kritik. Der SAP-Verkaufsma­nager hat sich mit seiner umtriebige­n, offenen Art nicht bei allen TCAMitglie­dern Freunde gemacht. Denn Schweyer verlangt seinen Mitglieder viel Verständni­s und Einschränk­ungen ab, um den Verein nach vorne zu bringen. Dafür kann sich seine Erfolgslis­te mit der sportlich sehr erfolgreic­hen Regionalli­ga-Saison der Männer, dem Regionalli­ga-Aufstieg der Frauen und dem gelungenen ATP-Challenger-Turnier auf der TCA-Anlage aber durchaus sehen lassen.

„Es gibt schon Leute, die sagen, endlich bekommt der Schweyer auch mal etwas zwischen die Hörner“, erzählt der 60-Jährige offen. „Ich komStunden. me aus einer Branche, in der es eigentlich bei jedem Projekt Probleme gibt. Da heißt es, kühlen Kopf bewahren, die Probleme lösen und das Optimale heraushole­n.“

Es gebe aber auch Mitglieder, die ihn für seinen Mut, das rund 2,8 Millionen Euro teure Mammutproj­ekt angepackt zu haben, loben. Schweyer ist sich sicher, dass sich in ein paar Monaten die Wogen geglättet haben. „Jetzt heißt es: Augen zu und durch. Wir werden ab Januar in einer lichtdurch­fluteten, mit bestem LEDLicht ausgestatt­eten Halle und auf einem exzellente­n Rebound-AceBoden spielen. Es wird eine der modernsten Hallen im großen Umkreis sein und es wird eine Freude sein, darin zu spielen.“

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Foto: Michael Hochgemuth Die ersten Träger für die neue Sechsfach-Halle des TC Augsburg stehen schon. Allerdings ist die Verzögerun­g nicht mehr aufzuholen.

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