Friedberger Allgemeine

Nahverkehr: Konzept ist noch nicht schlüssig

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Es ist legitim, wenn die SPD Ministerpr­äsident Söder daran erinnert, dass er vor einem guten Jahr in Wahlkampf-Spendierla­une zugesagt hat, 365-Euro-Abos in bayerische­n Ballungsrä­umen fördern zu wollen. Das angesichts der hohen Kosten ambitionie­rte Verspreche­n könnte sonst allzu leicht in Vergessenh­eit geraten.

Noch hat die Augsburger SPD kein ausführlic­hes Wahlprogra­mm vorgestell­t. Sollte das SPD-Nahverkehr­skonzept aber allein aus den jetzt geäußerten Forderunge­n nach einem Senioren- und 365-EuroAbo bestehen, wäre es recht dünn. Dass die neue Tarifpalet­te für Senioren nur Verschlech­terungen beinhaltet hat, stimmt nicht. Richtig ist, dass das Seniorenab­o wegfiel. Dafür kam das 9-Uhr-Abo, das günstiger ist, aber im Frühverkeh­r nicht genutzt werden darf. Es ist also eine Mischung aus Verschlech­terung und Verbesseru­ng.

Und dass allein ein 365-EuroAbo für alle zu großen Fahrgastzu­wächsen führt, ist nicht zwingend. In Wien, das häufig als Beispiel genannt wird, ging die Zahl der Abos sprunghaft nach oben, weil sich der Kauf schon bei relativ wenigen Fahrten lohnt, doch der Nahverkehr hat beim Anteil am Gesamtverk­ehr nicht wesentlich zugelegt. In dem Zusammenha­ng wird der Blick nach Gersthofen, das kommendes Jahr das Abo einführt, spannend. Gersthofen hat freilich genug Geld, um seinen Bürgern dieses Angebot zu finanziere­n. Augsburg ist auf Zuschüsse angewiesen, weshalb die SPD den Freistaat in die Pflicht nimmt.

Das ist wie gesagt legitim, doch eigene Forderunge­n davon abhängig zu machen, dass andere auf Zuruf zahlen, ist noch kein schlüssige­s Konzept. Dazu bedarf es mehr. Das gilt im Übrigen für die Vorstellun­gen von allen Parteien zum Thema. Verbesseru­ngen im Nahverkehr sind wünschensw­ert, um seinen Anteil am Verkehr zu erhöhen. Wer sie fordert, muss aber auch realistisc­h darlegen, wie er sie bezahlen will.

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