Leben ohne Gitarre? Unvorstellbar!
Paul Feige und Cedric Penn erreichen bei „Jugend musiziert“die Höchstpunktzahl. Die beiden Freunde erzählen, was sie an der Musik lieben und wie sie sich gegenseitig motivieren
Friedberg Paul Feige und Cedric Penn gelang das Kunststück eines Doppelerfolgs: Beim Bundesjugendwettbewerb „Jugend musiziert“erreichten sie als GitarrenDuo den ersten Platz mit Höchstpunktzahl, ebenso siegten sie mit voller Punktzahl im Quartett. Außerdem erhielten die beiden 16-Jährigen zwei Sonderpreise – eine außergewöhnliche Leistung der zwei Friedberger Gitarrenschüler von Stefan Schmidt, die neugierig macht.
Die Laufbahn begann sehr früh. Bereits im Kindergarten war Cedric vom Gitarrenspiel seiner Erzieherin so beeindruckt, dass ihm seine Eltern ermöglichten, schon als Vierjähriger unterrichtet zu werden. Paul bastelte sich in diesem Alter aus Legoteilen und Nylonfäden eine Gitarre und begann mit sechs das Gitarrenspiel beim selben Lehrer: Stefan Schmidt. Seit ihrer Grundschulzeit kennen sich die Jungs. Ihre Freundschaft und Leidenschaft für das Spiel im Duett begann aber erst, als sie von ihrem Lehrer im Alter von elf Jahren gemeinsam unterrichtet wurden. Seither fördert Schmidt die Jugendlichen. Neue Stücke erarbeiten Paul und Cedric inzwischen weitgehend selbstständig. Bei der Stückauswahl trifft Schmidt den Geschmack seiner Schüler. Und in Wettbewerbssituationen vermittelt er ihnen die notwendige Sicherheit und psychische Stärke.
„Man muss die Stücke leben, dann ist man umhüllt von einer Blase aus musikalischem Wohlklang“, so drücken es die jungen Künstler aus. Ganz im Spiel fokussiert zu sein, ist ihr Geheimnis. Dann bleibt alles andere außen vor und die Musik beginnt zu leben. Also nicht nur technische Perfektion, ein hohes Maß an Konzentrationsvermögen, Selbstdisziplin und Fleiß sind für die Erfolge der Musiker verantwortlich, sondern ihre besondere Liebe zur Musik und ihr außergewöhnliches Einfühlungsvermögen.
„Das Gitarrenspiel macht einfach nur Spaß, es bringt Entspannung im Alltag und trägt zum persönlichen Wohlbefinden bei“, formuliert es Paul. „Allerdings ist die Zeit vor den Wettbewerben sehr stressig“, meint Cedric. „Phasen mit hoher Motivation und auch solche mit Durchhängern wechseln sich ab.“– „Man lebt während der „heißen“Phase der Wettbewerbsvorbereitung fast nur noch für die Gitarre, und es ist ein Balanceakt zwischen Üben, Freizeit und Schule“, pflichtet Paul bei.
Auch mit Schmidts jüngeren Nachwuchsduo, Jonathan Braun und Jacob Kramer, waren Probentermine abzustimmen, um als „Friedberger Quartett“den ersten Platz mit Höchstpunktzahl auf Bundesebene zu erreichen. „Es funktioniert nur, weil wir uns so gut verstehen und uns absolut aufeinander verlassen können“, meint Cedric. Sie helfen sich gegenseitig und haben den Ansporn, perfekt vorbereitet zu sein. Zusammen lässt sich ein Stück auch wesentlich schneller erarbeiten. Dem berühmten Gitarrenduo Gruber & Maklar möchten sie nacheifern – Gelegenheit dazu hatten sie bereits bei einem Workshop mit den prominenten Musikern.
Zusammen als Duo auf der Bühne zu stehen, empfinden sie als deutlich weniger aufregend als das solistische Vorspiel. „Je größer der Saal, je mehr Leute zuhören, desto größer ist die Nervosität – desto höher ist aber auch die Konzentration“, meint Cedric, der in den vergangenen Jahren schon häufiger erfolgreich national und international als Solist auftrat. Im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen, setzt ein hohes Maß an Selbstvertrauen voraus.
Es gibt aber auch andere Voraussetzungen: An ihre auffällig langen Fingernägel der rechten Hand haben sich ihre Freunde und Mitschüler gewöhnt, ebenso an ihre musikalischen Erfolge als Gitarrenduo, die sie ziemlich „cool“finden. In den sozialen Medien werden die jüngsten Preise gefeiert, treten aber auch bald wieder in den Hintergrund, was Cedric und Paul gut so finden. Schließlich sind sie ja neben ihrem Gitarrenspiel noch ganz „normale“Jugendliche. So geht Paul dreimal die Woche ins Fitnessstudio und trifft sich gerne mit Freunden. Cedric ist es ebenfalls sehr wichtig, den Kontakt zu seinen Freunden zu halten, zweimal pro Woche Badminton zu spielen, im Winter Ski zu fahren und sich ehrenamtlich für die Konfirmanden in der Kirchengemeinde zu engagieren. Streben die Preisträger eine Profikarriere an? Paul könnte es sich vorstellen, einen Bachelorstudiengang zu absolvieren, um seine Fertigkeiten auf der Gitarre für sich zu vervollkommnen. Cedric zieht es in Erwägung, später einmal einen Beruf im künstlerischmusikalischen Umfeld zu ergreifen. Aber auch der technische Bereich hat es ihm angetan. Auf jeden Fall möchte er auch nach der Schule als Gitarrist „unterwegs sein“, ob er dafür noch ein Studium in Angriff nimmt, wird sich zeigen. Einig sind sich Paul und Cedric in jedem Fall, das gemeinsame Spiel bis ins Erwachsenenalter fortzuführen.
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Termin 1. Dezember, Wallfahrtskirche Herrgottsruh, Friedberg, Adventskonzert mit dem Friedberger Kammerorchester, u. a. auf dem Programm: solistischer Auftritt als Gitarrenduo: Antonio Vivaldi – Konzert in G-Dur für zwei Mandolinen und Streicher.