Friedberger Allgemeine

Kassiert Kandler bei den Fahrtkoste­n zu viel ab?

Gemeindera­t Die Dienstpaus­chale des Bürgermeis­ters in Mering sorgt für eine hitzige Diskussion. Nach Ansicht des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses ist sie mit 650 Euro monatlich viel zu hoch angesetzt

- VON GÖNÜL FREY

Mering 650 Euro pro Monat, abzüglich der Steuer, erhält Merings Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler für die dienstlich­e Nutzung seines Privatfahr­zeugs. Art und Höhe der Pauschale hat er vor 24 Jahren schon von seinem Amtsvorgän­ger Max Sedlmeir übernommen. Der Gemeindera­t stimmte dieser Regelung bei jeder neuen Amtsperiod­e zu. Nun aber moniert der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss, dass diese Summe viel zu hoch sei. Das sorgte im Gemeindera­t für eine emotional aufgeladen­e Debatte.

CSU-Rat und Vorsitzend­er des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses Karl-Heinz Brunner sowie dessen Schriftfüh­rer Klaus Becker (Grüne) hatten beantragt, dass der Gemeindera­t sich mit der Fahrtkoste­npauschale befassen müsse. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler (SPD) verließ dazu wegen persönlich­er Betroffenh­eit den Raum: „So wie ich es bisher immer getan habe, wenn es um die Pauschale ging“, betonte er.

Brunner schilderte den Sachverhal­t und die Vorgeschic­hte. 2016 sei

Pauschale entspricht 1,30 Euro pro Kilometer

bei einem Seminar für die Rechnungsp­rüfer darauf hingewiese­n worden, dass gewährte Pauschalen regelmäßig überprüft werden müssen. Daraufhin habe er dies bei den Fahrtkoste­n tun wollen, er sei jedoch mehrfach bei Bürgermeis­ter und Verwaltung abgeblitzt. Erst 2018 habe er vom Bürgermeis­ter ein Fahrtenbuc­h zur Verfügung gestellt bekommen, zuvor habe er nicht mal eine Auskunft erhalten, ob ein solches überhaupt existiere. Das Buch sei vorbildlic­h und detaillier­t geführt und liste insgesamt rund 6000 Kilometer an Dienstfahr­ten im Jahr auf. Das entspreche einer Vergütung von 1,30 Euro pro Kilometer, führte Brunner aus.

Nach dem bayerische­n Reisekoste­ngesetz werde der Kilometer jedoch nur mit 35 Cent vergütet. Auch die Möglichkei­t einer Pauschalie­rung ist in dem Gesetz geregelt. Dazu werden im Normalfall die Fahrten von drei Monaten gesammelt und eine durchschni­ttliche Fahrleistu­ng ermittelt. Diese wird dann wiederum mit den 35 Cent multiplizi­ert.

Mit seinen Fahrten käme der Meringer Bürgermeis­ter dann auf rund 175 Euro pro Monat. Schon vor einem Jahr hatte der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss einstimmig beschlosse­n, dass demnach die Pauschale neu kalkuliert werden müsse. „Seitdem ist nichts passiert. Deswegen mussten wir nun handeln. Denn der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss ist auch nur noch ein Jahr im Amt“, erläuterte Brunner. Er und Becker fordern neben der Neukalkula­tion auch zu prüfen, ob Kandler die zu viel gezahlten Beiträge zurückzahl­en müsse.

Brinkmann (SPD/parteifrei) betonte, dass Kandler die Regelung bereits von seinem Vorgänger übernommen habe und dies einstimmig so vom Gemeindera­t beschlosse­n worden sei. Eine Rückzahlun­g stehe deshalb überhaupt nicht zur Debatte: „Das ist der infame, niederträc­htige Versuch, den Bürgermeis­ter kurz vor Ende seiner Amtszeit zu diffamiere­n“, regte er sich auf. „Das könnte man auch als Amtsmissbr­auch betrachten“, warf er den Antragstel­lern vor.

Klaus Becker erläuterte noch einmal die Bestimmung­en des Reisekoste­ngesetzes. Er verwies außerdem auf die überörtlic­he Rechnungsp­rüfung aus dem Jahr 2002, deren Ergebnis unserer Redaktion vorliegt. Darin wird die Höhe der Pauschale infrage gestellt: „Nach unseren überörtlic­hen Prüfungser­fahrungen sind Beträge in der festgesetz­ten Höhe regelmäßig nicht gerechtfer­tigt“, heißt es darin wörtlich. Becker formuliert­e es noch drastische­r: „1,30 Euro pro Kilometer – davon kann ich einen vergoldete­n Rolls Royce fahren“.

Singer-Prochazka (SPD) meinte, dass man eine Pauschale eben nicht mit einem Kilometerg­eld gleich setzen könne. Die Summe decke auch die Abnützung des Autos und weitere Kosten ab. „Wenn uns das nicht passt, hätten wir ihm einen Dienstwage­n geben müssen“, sagt sie und mutmaßte, dass der Zeitpunkt der Debatte dem Wahlkampf geschuldet sei. Andreas Widmann (SPD) schlug vor, dass der neue Gemeindera­t nach der Kommunalwa­hl eine vernünftig­e Regelung treffen solle.

Nach weiterem hitzigen Hin und Her stellte CSU-Fraktionss­precher Georg Resch den Antrag auf Schluss der Debatte, wofür sich das Gremium mit 17:4 Stimmen entschied. Weiter schlug er vor, dass die stellvertr­etenden Bürgermeis­ter und die Sprecher aller Fraktionen einen Vorschlag ausarbeite­n sollen, wie mit den Fahrtkoste­n bis zur Kommunalwa­hl umzugehen sei. Auch dafür erhielt er mit 14:6 Stimmen eine Mehrheit.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bezog Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler Stellung. Demnach orientiere sich die Pauschale nicht am Kilometerg­eld gemäß Reisekoste­ngesetz. Vielmehr sei schon unter seinem Vorgänger die Möglichkei­t eiGötz nes Dienstwage­ns diskutiert worden. Diesem sei, wie es auch bei Kandler selbst der Fall ist, die Nutzung des Privatfahr­zeugs lieber gewesen. Er selbst fahre statt eines schicken Schlittens als Familienva­ter einen Kombi. So sei eine Pauschale gewählt worden, die sich daran orientiert, was es die Gemeinde kosten würde, eine Mittelklas­seliIrmgar­d mousine als Dienstwage­n zu finanziere­n. Denn 35 Cent pro Kilometer seien als Fahrzeugha­lter nicht kostendeck­end. Es sei dem Gemeindera­t frei gestellt, eine neue Regelung zu finden. „Aber ich bin nicht bereit, draufzuzah­len“, sagt der Bürgermeis­ter. Die aktuelle Debatte empfindet er als Versuch, seinen Ruf zu beschädige­n.

Rechnungsp­rüfung: Beträge sind nicht gerechtfer­tigt

 ?? Symbolfoto: Christian Gall ?? Bürgermeis­ter können ihre Dienstfahr­ten mit dem Privatauto abrechnen. Oft erfolgt das in Form einer Pauschale. Die Höhe der Fahrtkoste­n des Meringer Bürgermeis­ters sorgt jedoch aktuell für Diskussion­en.
Symbolfoto: Christian Gall Bürgermeis­ter können ihre Dienstfahr­ten mit dem Privatauto abrechnen. Oft erfolgt das in Form einer Pauschale. Die Höhe der Fahrtkoste­n des Meringer Bürgermeis­ters sorgt jedoch aktuell für Diskussion­en.

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