Friedberger Allgemeine

Kandidiert Fuchs bei der CSU?

Der Stadtverba­ndsvorsitz­ende Manfred Losinger schätzt den Neuzugang in der Fraktion wegen dessen großer politische­r Erfahrung. Bei der SPD gab es offenbar andere Überlegung­en

- VON THOMAS GOSSNER

CSU-Stadtverba­ndsvorsitz­ender Manfred Losinger erklärt, welche Chancen Roland Fuchs auf einen Listenplat­z hat.

Friedberg Das Parteibuch der SPD hatte er seit 45 Jahren in der Tasche. Das freilich hindert Roland Fuchs nicht daran, beste Kontakte zum politische­n Gegner zu pflegen. Und wenn er in der Stadtratss­itzung am kommenden Donnerstag voraussich­tlich zur CSU hinüber wechselt, dann sitzt er dort – eher als zuvor bei den Genossen – auch unter persönlich­en Freunden. Aber geht das gute Einvernehm­en so weit, dass er dort einen Platz auf der Kandidaten­liste für den neuen Stadtrat bekommt? Fuchs selbst hat sein Interesse daran bekundet.

Zum 31. Oktober hat Roland Fuchs inzwischen seinen Austritt aus der Sozialdemo­kratischen Partei Deutschlan­ds erklärt. Dass ihm in dürren Sätzen mitgeteilt wurde, auf der neuen SPD-Stadtratsl­iste sei kein Platz mehr für ihn, hat den 75-Jährigen schwer getroffen. Fünf Wahlperiod­en saß er für seine Partei in Stadtrat und Kreistag, war zweimal Landratska­ndidat und 24 Jahre lang Kreisvorsi­tzender des Roten Kreuzes. Die Erfahrung und das Wissen des ehemaligen Oberamtsra­ts in Diensten der Stadt Neusäß ist so gefragt, dass ihn dem Vernehmen nach selbst Landrat Klaus Metzger (CSU) zu einer erneuten Bewerbung als Kreisrat drängte.

„Wir sind jetzt erst einmal froh, dass er weitermach­t bis zum Ende der Periode“, sagt der Vorsitzend­e des CSU-Stadtverba­ndes, Manfred Losinger, der gemeinsam mit Fuchs 1990 die politische Karriere in Stadtrat und Kreistag begonnen hat. Er persönlich habe sich sehr über Fuchs’ Wechsel gefreut und sei sicher, dass dieser sich bei der CSU wohlfühlen werde.

Doch wie es nun weitergeht, darüber haben noch keine Gespräche stattgefun­den. „Ich bin nicht der alleinige Entscheide­r“, stellt Losinger klar. Immerhin steht bereits der Entwurf für die Liste, die am 22. Oktober intern festgelegt und am 7. November offiziell nominiert werden soll. Weil die CSU sich sogar auf 40 Bewerber für den neuen Stadtrat vorbereite­t hatte, mussten ohnehin einige Interessen­ten zurückstec­ken. Losinger gibt sich aber überzeugt, dass bei Bedarf ein Platz für Roland Fuchs zu finden ist: „Es gibt sicher welche, die zurücktret­en würden.“Losinger betont jedoch, dass Fuchs einen Platz auf der CSU-Liste nicht zur Bedingung für einen Wechsel gemacht habe.

Gut möglich also, dass Fuchs nicht unter den Spitzenkan­didaten auftauchen würde, wenn er denn bei der CSU eine Chance bekäme. Der Listenplat­z jedoch, so Losinger, sei nicht ausschlagg­ebend. Er verweist auf die Erfahrung, wonach nicht mehr als ein Drittel aller Stimmzette­l unveränder­t abgegeben werde. Die allermeist­en Wähler suchen sich nach Losingers Beobachtun­g genau aus, bei welchen Personen sie ihr Kreuzchen machen.

Ähnliche Erfahrunge­n hat man 2014 bei der SPD gemacht. Gewählt wurden damals ausschließ­lich die amtierende­n Stadträte. Die waren einerseits durch ein langjährig­es öffentlich­es Engagement in der Stadt bekannt, sicherten sich im Übrigen aber auch nach parteiinte­rnem Streit, der bis in die überörtlic­hen Schiedsgre­mien ging, die vordersten Listenplät­ze.

Schon damals büßten die Sozialdemo­kraten gegenüber 2008 ein Mandat ein – und angesichts der großpoliti­schen Wetterlage gehen selbst langjährig­e SPDler davon aus, dass es diesmal noch weiter nach unten gehen könnte. Erschweren­d kommt hinzu, dass die SPD nach dem desaströse­n Ergebnis der Landtagswa­hl auf dem Stimmzette­l nicht mehr die Nummer zwei, sondern nun hinter CSU, Grünen, Freien Wählern und AfD nur noch Wahlvorsch­lag Nummer fünf ist.

Vier bis fünf Sitze statt der bisherigen sieben – das erscheint manchem amtierende­n Stadtrat durchaus realistisc­h. Der von der Ortsvorsit­zenden Ulrike Sasse-Feile und Bürgermeis­ter Roland Eichmann proklamier­te Generation­swechsel hätte damit schwierig werden können. Zumal aus der Fraktion zu hören ist, dass ein Mitglied wissen ließ: „Wenn der Fuchs kandidiert, dann kandidiere ich auch noch einmal.“Würden die beiden Polit-Senioren ihrer Bekannthei­t wegen wiedergewä­hlt, wäre für die Jungen nicht mehr viel Platz in einer geschrumpf­ten Stadtratsf­raktion.

Der CSU-Stadtverba­ndsvorsitz­ende Losinger schätzt hingegen neben Fuchs’ „unbandiger Erfahrung“noch eine weitere Eigenschaf­t des Neuzugangs: „Er ist einer der wenigen, der sich den Mund aufzumache­n traut.“

 ??  ?? M. Losinger
M. Losinger
 ??  ?? Roland Fuchs
Roland Fuchs

Newspapers in German

Newspapers from Germany