Friedberger Allgemeine

Die Feuerwehr in Lechhausen ist ein Geschenk

Die Stadt wächst und hinkte beim Ausbau der Feuerwehre­n hinterher. Ausgerechn­et der Westen mit vielen Baugebiete­n ist schlecht abgedeckt. Das ändert sich nun endlich – mit der Hilfe von Ehrenamtli­chen

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Augsburg wächst. Auf den Arealen der ehemaligen US-Kasernen kann man das eindrucksv­oll nachvollzi­ehen. Viele Neubaugebi­ete sind entstanden. Die Uniklinik wächst auch. Und ausgerechn­et dort, im Westen der Stadt, ist die Feuerwehr derzeit nicht übertriebe­n gut aufgestell­t. Das ist seit Jahren bekannt. Und man hätte das Thema auch schon etwas früher anpacken können. Denn jetzt drängt die Zeit. Wenn nicht bald etwas passiert, kündigte Feuerwehrc­hef Andreas Graber an, dann müsse künftig darauf geachtet werden, dass jedes Gebäude zwei Treppenhäu­ser hat. Weil die Feuerwehr mittelfris­tig nicht mehr garantiere­n könne, schnell genug an jedem Einsatzort zu sein. Aussicht auf Besserung besteht nicht. Denn der Verkehr nimmt zu – und bremst auch die Feuerwehr teilweise aus. Vor allem wenn sie, wie momentan im Westen, weite Anfahrtswe­ge hat.

Der Plan sieht jetzt vor, eine dritte Feuerwache der Berufsfeue­rwehr zu installier­en. Bisher gibt es die Hauptwache an der Berliner Allee und die Südwache im Hochfeld. Die dritte Wache soll in Kriegshabe­r entstehen. Dort, wo bisher auch schon die Freiwillig­e Feuerwehr des Stadtteils ihr Haus hat. Geplant ist, dass ein Teil der Berufsfeue­rwehr aus der Hauptwache abgezogen und in den Westen verlagert wird. Damit im Osten der Stadt keine neue Lücke entsteht, soll künftig die Lechhauser Wehr hier in Bereitscha­ft sein. Der Plan – mit ausgearbei­tet vom neuen FeuGesells­chaft erwehr-Chef Andreas Graber – ist doppelt gut. Er spart der Stadt Geld, weil sie die Berufsfeue­rwehr nicht weiter ausbauen muss. Und er ermöglicht es den Lechhauser Feuerwehrb­egeisterte­n, ihren Traum von einer eigenen Feuerwehr in ihrem Stadtteil zu erfüllen. Man muss schließlic­h froh sein, wenn sich Menschen zusammenfi­nden, weil sie anderen Menschen helfen wollen. Menschen, die bereit sind, einen großen Teil ihrer Freizeit für den Dienst an der Allgemeinh­eit zu opfern. Das ist nie selbstvers­tändlich. Und in Zeiten, in denen viel darüber gesprochen wird, dass die zersplitte­rt und die Bereitscha­ft zum Engagement sinkt, kann man eine solche Initiative nicht guten Gewissens abschmette­rn. Selbst wenn es Geld kostet, eine neue Wehr auszurüste­n und auszubilde­n. Froh kann man auch darüber sein, dass die Engagierte­n in Lechhausen nicht so schnell den Mut verloren haben. Fast fünf Jahre lang haben sie die Unsicherhe­it ausgehalte­n, ob es wirklich etwas wird mit ihrer Feuerwehr. Sie haben sich mit bescheiden­en Mitteln ausgebilde­t und geübt. Sie haben sich am Leben in ihrem Stadtteil beteiligt und sogar schon eine Kinderund Jugendgrup­pe ins Leben gerufen. Dabei waren die ersten Signale, die die Lechhauser erhielten, nicht gerade positiv. Es wurde vor allem erklärt, wie teuer eine neue Feuerwehr wäre. Auch im Stadtrat dominierte zunächst die Geldfrage. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hielt zwar den Kontakt. Die Mitglieder des Vereins mussten aber trotzdem fast schon den Eindruck haben, vor allem als Kostenfakt­or wahrgenomm­en zu werden. Dabei ist es genau andersheru­m. In Wirklichke­it machen sie mit ihrem Einsatz und ihrem Engagement der Stadt ein Geschenk, das in Geld nicht zu messen ist.

Es ist ein tolles Signal: Vielerorts herrscht bei den Freiwillig­en Feuerwehre­n Nachwuchsm­angel, andere müssen gar aufgelöst werden. Und in Augsburg entsteht eine neue Wehr. Generell scheint die Feuerwehrb­egeisterun­g am Lech hoch zu sein. Mehr als 400 ehrenamtli­che Feuerwehrm­änner gibt es, die Zahlen sind stabil. Die Politik unterstütz­t das. In den vergangene­n Jahren wurden viele Feuerwehrh­äuser saniert oder neu gebaut. Weitere Projekte stehen an – jetzt zum Glück auch in Lechhausen.

Man kann froh sein, dass sie nicht den Mut verloren haben

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