Die Feuerwehr in Lechhausen ist ein Geschenk
Die Stadt wächst und hinkte beim Ausbau der Feuerwehren hinterher. Ausgerechnet der Westen mit vielen Baugebieten ist schlecht abgedeckt. Das ändert sich nun endlich – mit der Hilfe von Ehrenamtlichen
Augsburg wächst. Auf den Arealen der ehemaligen US-Kasernen kann man das eindrucksvoll nachvollziehen. Viele Neubaugebiete sind entstanden. Die Uniklinik wächst auch. Und ausgerechnet dort, im Westen der Stadt, ist die Feuerwehr derzeit nicht übertrieben gut aufgestellt. Das ist seit Jahren bekannt. Und man hätte das Thema auch schon etwas früher anpacken können. Denn jetzt drängt die Zeit. Wenn nicht bald etwas passiert, kündigte Feuerwehrchef Andreas Graber an, dann müsse künftig darauf geachtet werden, dass jedes Gebäude zwei Treppenhäuser hat. Weil die Feuerwehr mittelfristig nicht mehr garantieren könne, schnell genug an jedem Einsatzort zu sein. Aussicht auf Besserung besteht nicht. Denn der Verkehr nimmt zu – und bremst auch die Feuerwehr teilweise aus. Vor allem wenn sie, wie momentan im Westen, weite Anfahrtswege hat.
Der Plan sieht jetzt vor, eine dritte Feuerwache der Berufsfeuerwehr zu installieren. Bisher gibt es die Hauptwache an der Berliner Allee und die Südwache im Hochfeld. Die dritte Wache soll in Kriegshaber entstehen. Dort, wo bisher auch schon die Freiwillige Feuerwehr des Stadtteils ihr Haus hat. Geplant ist, dass ein Teil der Berufsfeuerwehr aus der Hauptwache abgezogen und in den Westen verlagert wird. Damit im Osten der Stadt keine neue Lücke entsteht, soll künftig die Lechhauser Wehr hier in Bereitschaft sein. Der Plan – mit ausgearbeitet vom neuen FeuGesellschaft erwehr-Chef Andreas Graber – ist doppelt gut. Er spart der Stadt Geld, weil sie die Berufsfeuerwehr nicht weiter ausbauen muss. Und er ermöglicht es den Lechhauser Feuerwehrbegeisterten, ihren Traum von einer eigenen Feuerwehr in ihrem Stadtteil zu erfüllen. Man muss schließlich froh sein, wenn sich Menschen zusammenfinden, weil sie anderen Menschen helfen wollen. Menschen, die bereit sind, einen großen Teil ihrer Freizeit für den Dienst an der Allgemeinheit zu opfern. Das ist nie selbstverständlich. Und in Zeiten, in denen viel darüber gesprochen wird, dass die zersplittert und die Bereitschaft zum Engagement sinkt, kann man eine solche Initiative nicht guten Gewissens abschmettern. Selbst wenn es Geld kostet, eine neue Wehr auszurüsten und auszubilden. Froh kann man auch darüber sein, dass die Engagierten in Lechhausen nicht so schnell den Mut verloren haben. Fast fünf Jahre lang haben sie die Unsicherheit ausgehalten, ob es wirklich etwas wird mit ihrer Feuerwehr. Sie haben sich mit bescheidenen Mitteln ausgebildet und geübt. Sie haben sich am Leben in ihrem Stadtteil beteiligt und sogar schon eine Kinderund Jugendgruppe ins Leben gerufen. Dabei waren die ersten Signale, die die Lechhauser erhielten, nicht gerade positiv. Es wurde vor allem erklärt, wie teuer eine neue Feuerwehr wäre. Auch im Stadtrat dominierte zunächst die Geldfrage. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) hielt zwar den Kontakt. Die Mitglieder des Vereins mussten aber trotzdem fast schon den Eindruck haben, vor allem als Kostenfaktor wahrgenommen zu werden. Dabei ist es genau andersherum. In Wirklichkeit machen sie mit ihrem Einsatz und ihrem Engagement der Stadt ein Geschenk, das in Geld nicht zu messen ist.
Es ist ein tolles Signal: Vielerorts herrscht bei den Freiwilligen Feuerwehren Nachwuchsmangel, andere müssen gar aufgelöst werden. Und in Augsburg entsteht eine neue Wehr. Generell scheint die Feuerwehrbegeisterung am Lech hoch zu sein. Mehr als 400 ehrenamtliche Feuerwehrmänner gibt es, die Zahlen sind stabil. Die Politik unterstützt das. In den vergangenen Jahren wurden viele Feuerwehrhäuser saniert oder neu gebaut. Weitere Projekte stehen an – jetzt zum Glück auch in Lechhausen.
Man kann froh sein, dass sie nicht den Mut verloren haben